Birne sucht Helene
solo.«
»Mach’s mir doch nicht so schwer, Herr Birnbaum. Ein Gefallen unter Freunden.«
Plötzlich hörten sie ein Geräusch, als risse ein Löwe eine Onyx-Antilope.
Fish-Mac blickte in die Küche. »Was frisst mein Kater da?«
»Senfrostbraten.«
»R 2 -D 2 isst echt alles. Der ist ein wandelnder Mülleimer. Völlig anspruchslos.«
Paul brauchte nicht lange zu überlegen. »Okay, er kann bleiben.«
»Indianerehrenwort?«
»So wahr Winnetou drei Teile zum Sterben gebraucht hat. Hugh!«
»Möge mein Dank dir ewig nachschleichen.«
Sie besiegelten es zwar nur mit Handschlag und nicht mit Blut – aber für das würde R 2 -D 2 sicher sehr bald sorgen.
Endlich erreichte Eli das Krankenhaus. Am Tresen erfuhr sie die Zimmernummer ihrer Mutter. 2703 – das waren vier Ziffern ihrer Glückszahl!Allerdings blieb dadurch die 13 übrig, und das war nicht unbedingt glückverheißend. Vielleicht Glück im Unglück, oder Unglück im Glück? Was wollten ihr die Zahlen bloß sagen?
Der Aufzug hielt auf der vierten Etage und öffnete sich. Eine Krankenschwester schob einen Apparat vorbei, der schwer nach Wiederbelebung aussah. Oh Gott, wo war ihre Mutter hier nur gelandet?
Ängstlich klopfte sie an die Tür mit der Nummer 2703 . Als keine Antwort kam, ging sie einfach hinein. Es war nur ein Bett belegt – und aus diesem strahlte ihre Mutter sie an.
»Hättest doch gar nicht zu kommen brauchen, Kind! Du hast doch so viel zu tun.«
»Aber das Krankenhaus hat gesa …«
»Ist aber schön, dass du da bist! Hast du mir denn auch Pralinen mitgebracht?«
Nein, hatte sie vergessen. Weder Süßigkeiten noch Blumen. Nur ein fetter Strafzettel. Böse Tochter!
»Hier gibt es einen Kiosk, da kann man was holen«, sagte ihre Mutter mit einem Zwinkern.
Eli tat, wie ihr geheißen. Eine große Packung Champagnertrüffel und einen Strauß Tulpen später stand sie wieder am Bett ihrer Erzeugerin.
»Ach, wie schön. Dank dir sehr. Da sieht das Zimmer gleich viel freundlicher aus. Und die Pralinen … oh, sind davon einige mit Nüssen? Die mag ich doch nicht. Aber es sind ja auch ein paar andere dabei.«
»Soll ich noch mal runter?«
»Blödsinn! Aber beim nächsten Mal denkst du dran, ja?«
»Sagst du mir jetzt endlich, was du hast, oder muss ich erst den Oberarzt rufen?«
Ihre Mutter hob die Bettdecke, ein Bein war komplett in Gips.
»Ich hab’s mir gebrochen. Eine mehrfache Fraktur. Deswegenbekomme ich jetzt auch starke Schmerzmittel. Es wird wohl ziemlich lange dauern, bis ich wieder gehen kann.«
»Puh, dann bin ich ja beruhigt.«
»Also ich finde es schlimm genug!«
»Na ja, besser als … Du weißt schon, ich dachte, es wäre was Lebensgefährliches. Wie ist es denn passiert?«
»Beim Gardinenaufhängen. Da hab ich wohl einen falschen Tritt auf der Leiter gemacht und schon lag ich auf dem Boden. Es ist ja keiner da, der mir hätte die Leiter halten können. Ich war auch kurz ohnmächtig, hatte eine kleine Gehirnerschütterung. Bin dann aber wieder zu mir gekommen. Was kann ich froh sein, dass ich neben dem Telefon gelandet bin, sonst würde ich jetzt noch da liegen. Nach mir schaut ja keiner.« Sie gab einen Seufzer von sich. »Aber deine Schwester kommt ja jetzt zu Besuch. Sie hat extra den ersten Flug aus Mailand genommen. Gott sei Dank hat sie gerade Semesterferien und wird sich die nächsten zwei, drei Wochen um mich kümmern.«
Eli hätte am liebsten ins Krankenhausbett gebissen. Niemand beherrschte den vorwurfsvollen Unterton so gut wie ihre Mutter. Wie sie deutlich machte, dass es eigentlich Elis Aufgabe gewesen wäre, sich um sie zu kümmern, ohne es auch nur mit einem einzigen Wort zu erwähnen, war diabolisch. Und sosehr sie sich darüber ärgerte, so sehr kam sie doch ins Grübeln über die Situation ihrer Mutter. Elis Vater war schon lange fort, mit einer viel jüngeren und viel blonderen Frau, und hatte sie allein zurückgelassen. Und allein war sie geblieben. Sie wäre zu alt, um sich noch einmal neu zu binden, hatte sie immer gesagt. Ihre Mutter war wirklich nicht mehr die Jüngste. Erst spät hatte sie Eli und kurz danach Katharina bekommen, nicht mehr erwartetes Glück. Aber den Altersunterschied gegenüber den jüngeren, progressiveren Eltern ihrer Freunde hatten die beiden Mädchen immer gespürt.
DieStimme ihrer Mutter wurde leiser. »Das Letzte, woran ich beim Sturz dachte, war, dass ich noch keinen Mann für dich gefunden habe. Und dich allein zurücklasse. Da wollte ich nicht
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