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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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gewartet, ausgesprochen zu werden. »Ja!«
    »Ja?«
    »Ja. Unterstrichen und fett. Ja, sehr gern. Und bitte bald.«

Birne sucht Helene.
    »Liebe fängt an als flüchtiger Moment
das Gefühl, dass man den anderen schon lange kennt.
    Und wie stark es ist
was für ein herrliches Leiden
wie verliebt man ist
und wie sehr man sich sehnt
dass es Liebe ist
und zwar auf beiden Seiten
und wie geil es ist
wenn man sich dann küsst«
    (Weil es Liebe ist, Blumfeld)
    Bitte keine Zuschriften mehr. 965938 Chiffredienst, 50590 Köln.
    -Chiffre 0900 / 5000958 - 78591 .

SIEBENTERGANG
    Weinendes Lamm
    Ein wenig unheimlich war es Paul schon. Tine hatte sich tatsächlich untergehakt und schritt nun lächelnd mit ihm über die Schwelle – ins Weltstadthaus von Peek & Cloppenburg. Denn er hatte das Angebot angenommen, sich von ihr einkleiden zu lassen. Und sie hatte ihn direkt nach dem Dienst in die Innenstadt geschleppt. Im klimatisierten Modetempel kam sich Paul nun so deplatziert vor wie ein Trabant 601 deLuxe beim Ferrari-Treffen.
    »Du wirst sehen, ich mach einen ganz anderen Menschen aus dir!«
    »Ich möchte eigentlich nur ein bisschen modischer aussehen.«
    Tine hielt auf die Rolltreppe zu. »Du trägst zu oft Braun. Diese Cordhosen und dazu moosgrüne Pullis mit V-Ausschnitt. Du siehst manchmal aus wie ein Sofa mit Tagesdecke. Das bist nicht du.«
    »Nein?«
    »Nein! Lass das mal die Tine machen. Die weiß, was gut für dich ist.«
    »Ich hab das schon mal gesagt, aber danke, das ist echt supernett von dir.«
    »Wir sind doch Kollegen!« Tine drückte ihren Kopf an seine Schulter. » Mexx , Esprit  – die Welt steht dir offen. Wie sieht es mit deinem Bankkonto aus?«
    »Na ja, ein wenig geplündert von Kochkursen und Küchenutensilien, aber für eine ordentliche Hose und ein schickes Hemd sollte es noch reichen.«
    Tineprustete. »Eine ordentliche Hose? Ein schickes Hemd? Du hast meine Hilfe wirklich bitter nötig.« Sie nahm das erste Kleidungs-Rondell in Beschlag, doch erst nach fünf weiteren griff sie zu. »Hier, zieh die mal an, müsste deine Größe sein.«
    Die war es tatsächlich, doch die dunkle Stoffhose fand keine Gnade in Tines kritischen Augen. »Die fällt hinten komisch, da sieht dein Hintern zu platt aus, und der ist doch …«, sie prüfte es kurz mit einem beherzten Griff, »ganz schön knackig.«
    Die nächste Hose klemmte Paul zwar etwas die Familienjuwelen ein, doch dafür stellte sie Tine zufrieden.
    »Besser!«
    »Ich fühl mich aber sehr eingeengt.«
    Wurde man von so was nicht impotent? Paul hatte kein Interesse daran, es herauszufinden.
    »Die weitet sich noch was, dann sitzt sie perfekt. Und jetzt ein Hemd. Am besten eins aus Satin, in Bordeauxrot, damit siehst du dann richtig sexy aus. Aber lass uns mal den Fachmann fragen, dafür stehen die hier ja rum.« Sie ging zu einem seitengescheitelten Verkäufer, der nicht schnell genug so tun konnte, als hätte er etwas Wichtiges in der Nachbarabteilung zu tun und zeigte auf Paul. »Was würden Sie dazu empfehlen?«
    »Vielleicht eine kräftige Sahne-Dill-Sauce und Bratkartoffeln. Nein, Spaß beiseite, für welchen Anlass soll es denn sein?«
    Tine sah Paul fragend an. Das wurde jetzt doch unangenehmer als erwartet.
    »Ist das nicht egal?«
    »Ü-ber-haupt nicht!«, betonte Tine. »Vertrau mir.« Sie klimperte mit ihren langen Wimpern.
    Was sollte er sagen? Die beiden ging sein Treffen mit Eli nichts an. Und er wollte auch nicht darüber reden, so als könne jedes Wort diesen Traum zerstören. Es war zu wertvoll, um jedem dahergelaufenen Herrenausstatter davon zu erzählen. Aber wenn er stattdessensagte, dass er das Outfit für eine Beerdigung bräuchte, würde der Abend mit Eli wohl nicht so spaßig werden.
    Augen zu und durch.
    »Für ein Date. Wir wollen zusammen was kochen.«
    »Dann würde ich zu etwas Kariertem raten – da sieht man die Flecken nicht so drauf.« Der Verkäufer lächelte weiter, als seien seine Mundwinkel festgetackert.
    Tine lächelte überhaupt nicht. Sie blies ihre Wangen auf. »Ich glaube, wir sind hier total falsch. Ich wusste ja nicht, dass du ein Rendezvous hast. Hose aus, wir gehen woanders hin.«
    Jetzt erlebte Paul seine Kollegin von einer ganz anderen Seite. Schweigend. Sie raste vorbei an den bekannten Modetempeln in Hohe Straße sowie Schildergasse und hielt schließlich vor einem Laden, dessen komplette Verkaufsfläche aus Wühltischen bestand. Ohrenbetäubende Technomusik knallte aus riesigen Boxen. Konnte man

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