Birne sucht Helene
was du erzählt hast, kann ich dir sagen: Er ist der Richtige für dich.«
»Wieso bist du dir da so …?« Eli stockte. »Eigentlich glaub ich es auch. Ich hab ein richtig gutes Gefühl bei Paul. Hoffentlich geht nichts schief. Ich kann doch gar nicht richtig kochen. Und wir wollen doch zusammen ein Menü zubereiten.«
Katharina stand auf und öffnete das Fenster. Sie war ein Frischluftfanatiker, eine Karriere als Astronautin oder U-Boot-Kapitänin war deshalb schon früh flachgefallen. Und Hefeteig gelang ihr auch nie.
»Das mit dem Kochen erwartet heute eh kein Mann mehr von einer Frau. Aber es gibt so ein, zwei Dinge an dir, die ihn vielleicht stören … ach was, vergiss es.«
Eli setzte sich auf. »Jetzt sag schon.«
»Na, gut. Du machst immer das hier mit deinen Locken.« Katharina schüttelte ihre Haare auf, als sei sie gerade aus dem 3 -Wetter-Taft-Flugzeug gestiegen. »Das sieht total affektiert aus.«
»Ich bin aber gar nicht affektiert!«
»Weiß ich doch, sieht aber so aus. Mach das einfach nicht. Ist besser.«
So ein Quatsch, ihre Haare schüttelte sie nie so. Oh Gott! Sie machte es in diesem Moment. Und hatte es gar nicht gemerkt! Darauf musste sie unbedingt achten.
»Und was noch? Raus damit!«
»Also,dein Lachen. Das muss anders klingen. Es ist zu hell, warte, ich mach es dir vor.«
Katharinas Lachen klang schön und klug. Keine Ahnung, wie sie das machte. Eli versuchte es auch.
»Langsamer und ein bisschen tiefer.«
»Aber man lacht, wie man lacht. Das ist angeboren.«
»Meinst du, ich hätte immer so gelacht?« Stimmt, so hatte sie früher nicht gelacht – aber Katharina lachte eh wenig. »Schauspielunterricht, ein Semester. Das hat gereicht. So was bekommt man natürlich nicht an einem Abend hin. Versuch deshalb einfach wenig zu lachen.«
»Ich mag mein Lachen! Das kommt von Herzen . «
»Du wolltest meine Meinung hören.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Aber du brauchst sie. Und als jüngere Schwester muss ich dafür sorgen, dass du am Puls der Zeit bleibst.«
» Zwei Jahre ! Genau gesagt: 21 Monate. Tu nicht so, als sei ich in einem anderen Jahrhundert geboren!«
»Ich kam mir ehrlich gesagt immer wie die Ältere vor.«
Eli stand auf und blickte zu Bono, der den Mikrophonständer in die Höhe streckte wie einen Kampfspeer. »Du mir auch.«
»Und noch einen letzten Rat von deiner jüngeren, älteren Schwester: Hör ihm zu, Männer mögen das. Lass ihn reden, egal, über was. Und wenn es Autoauspuffe oder Fußball-Linksverteidiger sind. Ich weiß, dass du gern erzählst, und du kannst das ja auch gut. Aber nicht beim ersten Date!«
Eli griff sich Puffi, ihren roten Drachen. »Du tust ja so, als wäre ich noch nie mit einem Mann zusammen gewesen. So was weiß ich doch längst.«
»Nicken und lächeln – wenn es angebracht ist. Nachfragen ist auch immer gut. Du kannst dich später immer noch so geben, wie du willst. Aber erst mal solltest du so sein, wie er dich gern sähe.«
»Sähe?«
»Das ist korrektes Deutsch.«
»Klingt komisch.«
»Wenn du so mit deinem Paul redest, ist alles aus.« Katharina zog eine der Schubladen an Elis Schreibtisch auf und förderte einen alten Zirkelkasten zutage.
»Er ist nicht mein Paul!« Eli warf Puffi nach Katharina, doch traf stattdessen die alte Printendose, in der sie ihre Liebesbriefe aus der Schulzeit gesammelt hatte. »Noch nicht. Und du machst mich ganz nervös.«
»Ich geb dir Selbstbewusstsein. Nur wer seine Fehler kennt, kann sie vermeiden.«
»Lernt man so was in Mailand?
»Italienische Frauen wissen, wie man Männer einfängt – und danach dressiert. Da werden Machos ganz schnell so klein mit Hut.« Sie zeigte zwischen Daumen und Zeigefinger eine Spanne von etwa fünf Zentimetern.
Aber Eli wollte Paul nicht in dieser Größe. Sie wollte ihn im Originalmaßstab. Und undressiert. Na ja, ein paar Tricks würde sie ihm schon beibringen. Im Sitzen pinkeln, Müll rausbringen, Frauenzeitschrift kaufen, aber das waren ja Standards, es wäre ja nur in seinem eigenen Interesse.
Plötzlich merkte Eli, wie sie sich – nach Meinung ihrer Schwester affektiert – schon wieder durch die Haare fuhr. Sie musste lachen und fand mit einem Mal, dass es ein wenig zu hell und zu fröhlich klang. Überhaupt nicht damenhaft. Das konnte ja ein Date werden …
Durch die geschlossene Tür hörten sie plötzlich ihre Mutter rufen.
»Da ist jemand wach«, sagte Katharina, stand auf und ordnete ihre ohnehin perfekt sitzende Kleidung. »Was
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