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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Wort mehr wurde immer klarer, wie gut sie zueinander passten. So als hätte das Schicksal sie einfach zueinander führen müssen – wenn es nicht völlig wahnsinnig war. Jetzt hätte Paul sich für einen Tanz mit ihr wieder von den Jungs aus Oberbohnrath vermöbeln lassen.
    Eli lehnte sich vor und ergriff Pauls Hand. »Kann ich dich was fragen, aber du darfst nicht böse sein, versprochen?«
    Oh Gott, was kam jetzt? »Klar, alles.«
    »Kleidest du dich privat immer so, so … modisch?«
    »Gefällt es dir?«
    Sie zögerte, schien ihre Worte aufs Gramm genau abzuwägen. »Es ist sehr ungewöhnlich. Ich hatte dich irgendwie anders eingeschätzt.«
    Okay, es sah also scheiße aus.
    Aber er konnte sich jetzt unmöglich umziehen oder zugeben, dass eine Kollegin die Sachen für ihn ausgesucht hatte. Das käme ganz schlecht. Er musste jetzt in Schlabberhose und Neonshirt weitermachen, oder? Und morgen würde er den Kram verbrennen. Wahrscheinlich entstanden dabei tödliche Nervengifte. Die nachts leuchteten. Und unschuldige Passanten in Superschurken verwandelten. Die dann auch nachts leuchteten.
    »Also, weißt du …«, wie kam er jetzt bloß aus der Geschichte raus? Paul hatte keine Ahnung. Bildete er sich die Schweißperlen auf seiner Stirn nur ein oder waren sie wirklich da?
    Eli lachte auf. »Jetzt weiß ich’s. Das ist dein Karnevalskostüm, oder? Ist ja Session. Sag bitte, dass es dein Karnevalskostüm ist, sonst habe ich mich gerade nämlich total lächerlich gemacht.«
    »Duhast mich erwischt! Ich wollte dich damit schocken. Hat funktioniert, was?«
    »Oh jaaaaaa!«
    Und auf einmal waren da keine Worte mehr, sondern nur Blicke, ganz ungeschminkt, und die Gefühle lagen offen, der Moment schien unfassbar lang, und die Luft wurde heißer, immer schwerer war es, sie einzuatmen, immer mehr zog es Paul zu Eli, und er wollte in ihr versinken, wie in einem Meer, da sollte nur noch Eli um ihn sein. Ihre Münder näherten sich langsam, zögernd, prüfend, ob der andere auch den Abstand verringerte. Elis Wangen glühten rot, und in ihren Augen spiegelten sich die Sterne. Moment, wo kamen die denn her – sie standen doch in seiner Wohnung, und da gab es keinen Sternenhimmel. Egal! Ihre Münder waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt, und Paul spürte die elektrischen Funken auf seinen Lippen, die zwischen ihnen hin- und hertanzten.
    Da klingelte die Küchenuhr.
    Und der Moment zerriss wie dünnes Papier.
    »Der Hauptgang«, sagte Paul enttäuscht. »Du wirst begeistert sein.«
    Eli lächelte ihn an.
    Und dann küsste er sie doch. Egal, ob der Wecker klingelte, ob ein Jumbo-Jet die Grundmauern des Hauses zum Erschüttern brachte oder in Leverkusen ein Vulkan ausbrach. Er wollte Eli küssen und fühlte, dass sie es genauso wollte. Sie drückte ihre Lippen voller Leidenschaft auf seine. Dieser Kuss war anders als die bei ihrem gemeinsamen Spaziergang. Ihre Hände glitten nun durch seine Haare, seine legten sich um ihre Hüfte. Und Paul hörte nicht mehr das lärmende Läuten aus der Küche, hörte gar nichts mehr außer ihrem Herzschlag und seinem, rasend und jetzt einen gemeinsamen Rhythmus findend. Paul vergaß zu atmen, er war bei Eli, ganz nah, und wollte nicht mehr weg.
    Dochplötzlich erklang ein weiteres Geräusch. Es war noch nervtötender als das Klingeln. Eli setzte ab und musste erst einmal Luft holen. »Heult da ein Kind? Das klingt ja schrecklich!«
    »Nein, das ist nur R 2 -D 2 .«
    »Der Roboter?«
    »Die Katze. Ich erklär’s dir später. R 2 -D 2 hasst das Geräusch vom Küchenwecker. Und jetzt werde ich ihn erwürgen.«
    Eli legte die Hand auf seinen Oberarm. »Lass ihn leben – sonst gibt’s gleich keine Fortsetzung.« Sie schob ihn sachte in Richtung Katzengeschrei. Paul stellte zuerst den Wecker aus, dann öffnete er die Schlafzimmertür. R 2 -D 2 trat großspurig heraus, als hätte er nicht übel Lust, einen ganzen kanadischen Grizzlybären mitsamt Füllung, bestehend aus einem Touristen-Picknick nebst den dazugehörigen Touristen, zu verspeisen. Mit einem Haps.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte Paul, während er die doppelt gefütterten Ofenhandschuhe überstülpte, »aber es gab mal eine Frau, die mich für schwul gehalten hat.«
    »Nee, echt? Wo doch bestimmt kein Schwuler so neckische Ofenhandschühchen hat. Das muss ja eine dumme Kuh gewesen sein.«
    »Jetzt, wo du es sagst, stimmt, sie war wirklich eine …«
    Eli rannte zu Paul und legte ihre Hände sanft um seinen

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