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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Tine zugetextet. Dabei rückte sie ihm immer näher auf die Pelle, sprang fast auf seinen Schoß. Wieso eigentlich fast? Ein Bein angelte ja schon rüber.
    War Eli doch egal. Sollte Paul dem roten Vamp ›Weinendes Lamm‹ vorsetzen. Die war eh der letzte Heuler. Sie würde sich nie wieder von ihm bekochen lassen.
    Von David dagegen ausnehmend gern. Sein Risotto war ein einziger Traum in Weiß. Sie aß es im Stehen, gleich in der Küche. David raspelte immer wieder Parmesan darüber. »Sollen wir noch irgendwo einen Cocktail trinken gehen? Es gibt da einen netten Laden im neuen Hafen.«
    Eli musste nicht lange überlegen – und verließ Pauls Wohnung, ohne sich zu verabschieden.
    Und ohne einen Blick zurück.

Birne sucht Helene. Beamter, 29 J./ 1 , 78 , kann pfeifen und kochen (auch vegetarisch), Wein wie Schnaps einkaufen, mit Messern umgehen und sogar Servietten in Muschelform falten. Sucht Frau, die sich gern bekochen lässt, aber vorher ganz genau sagt, was sie will. Und die ihn erklären lässt, wenn er mal einen Fehler gemacht hat, statt einfach wegzurennen. Sie sollte ihm zudem keine Kleidung empfehlen, in der er aussieht wie ein Vollidiot. Kurz gesagt, eine Frau, mit der er verdammt noch mal keine bösen Überraschungen erlebt. Für die würde er sich auch von den Jungs aus Oberbohnrath verprügeln lassen. Mehrfach. Eine Anmerkung noch: Sie sollte Tiere mögen, denn er besitzt eine Kampf-Geierschildkröte, eine bösartige Katze (nur zur Miete) und noch einen, jetzt sehr einsamen Goldfisch. 965938 Chiffredienst, 50590 Köln. -Chiffre 0900 / 5000958 - 78591 .

ACHTERGANG
    Sosaties, Boerewors und Biltong – aber nicht für Paul
    Eli drehte mit geschätzten vierhundert Werbeluftballons in der Hand ihre Runden vor der Buchhandlung Eselsohr und lächelte wie befohlen, als mache sie Werbung für Zahnpasta. Stalin hatte Konterrevolutionäre in sibirische Gulags verfrachtet, ihr Chef schickte ungehorsame Mitarbeiter stattdessen mit Luftballons auf die Straße. Gleichermaßen unbarmherzige Strafmaßnahmen. Und was ihre noch schlimmer machte: Es war verkaufsoffener Sonntag.
    »Und? Wie läuft’s?« Löschi steckte sich eine Zigarette an. »Hast du unsere Corporate Identity fleißig in Köln verbreitet, indem du unschuldige Kinder Werbung laufen lässt?«
    »Danke der Nachfrage. Mir geht’s gut. Und du darfst hier nicht rauchen.«
    »Brauch jetzt aber eine. Für meine Nerven, Liebelein. Hatte gerade ein äußerst unangenehmes Aufeinandertreffen mit deinem Verflossenen.« Er pustete, nein, er hauchte ein Rauchwölkchen in die Kölner Frühlingsluft.
    Der Kopf einer jungen Mutter tauchte aus der sich zäh wie Lava dahinwalzenden Menschenmasse auf. »Entschuldigen Sie, könnte ich bitte einen Luftballon für meinen Sohn haben?« Jetzt sah man sie vollends, an ihrer Hand zerrte ein kleiner Junge mit Igelfrisur, dessen ganzes Gesicht sehr gleichmäßig mit Schokolade vollgeschmiert war.
    Die Mutter beugte sich vor. »Und einen für meine Tochter bitte, sonst gibt das zu Hause nur Knatsch.«
    Eli friemelte zwei Bänder los. »Hier, bitte sehr. Schönen Sonntag noch!«
    DieFrau verdrehte die Augen. »Ich bin froh, wenn ich heil nach Hause komme. Heute wird man ja totgetrampelt.«
    Löschi gab einen leisen Stöhner von sich. »Ah, jetzt geht’s mir besser. Nikotin ist ja so ein geiles Gift.« Er warf einen Blick in den Laden. »Guckt mir auch keiner zu? Vor allem nicht dein Ex, dieses miese Stück. Der würde direkt petzen.«
    »Du solltest wirklich aufhören, Roman zu mobben und die anderen dazu anzustiften. Diese ganzen kleinen Sticheleien. Nicht lachen, wenn er einen Witz macht, sich im Kaffeeraum umdrehen und prusten, wenn er reinkommt, keine Dienste mit ihm tauschen, ihn nach Büchern suchen lassen, die es gar nicht gibt, schwierige Kunden immer sofort an ihn verweisen, der ganze Mist. Ich habe doch jetzt David. Die Sache mit Roman ist für mich Vergangenheit.«
    »Aber für mich noch lange nicht! Er hat’s verdient, jede einzelne Gemeinheit. Das meinen die anderen auch. Du glaubst ja nicht, wie wir uns alle letztens gefreut haben, als Roman seine Bahn verpasst hat, weil ich kurz vor Feierabend diesem Schüler fünf Euro gegeben habe, damit er ihm die ganze Zeit erzählt, er brauche dringend für die Schule so ein komisches Buch: Das Ödem vom Hofrat . Er hat Roman fast in den Wahnsinn getrieben! Ich will mich ja nicht loben, aber das war brillant. Es macht einfach unheimlich Spaß, sein wütendes Gesicht zu sehen.

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