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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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wollte ihn also nicht sehen? Das war bestimmt eine Lüge! »Jawoll, eine dreiste Lüge!«, stimmten ihm Jack und Jim zu.
    Ach, dieser eine verdammte Abend! Wie oft hatte Paul das neuseeländische Lamm verflucht, das er für sie gekocht hatte, und den teuren Bräter hatte er längst weggeschmissen. Er würde es ihr erzählen, jetzt gleich, würde sie anrufen, egal, wie spät es war. Denn wenn man eine Frau so sehr liebte, musste man es ihr sagen, und zwar so, dass sie spürte, wie ernst man es meinte. Selbst wenn einem danach das Herz aus der Brust gerissen wurde, es musste einfach raus, sonst würde man zerplatzen.
    Pauls Finger tasteten nach dem Lichtschalter. Jack und Jim rieten ihm lautstark dazu, ihn umzulegen, es sei nämlich viel zu dunkelhier drin. Doch die letzten Quadratzentimeter seines Hirns, die noch nicht alkoholdurchtränkt waren, hinderten ihn gerade noch rechtzeitig daran. Die Deckenbeleuchtung war auch überhaupt nicht nötig, es drang genug Licht von den Straßenlaternen durch die bodentiefe Fensterfront herein. Paul torkelte zu seinem Arbeitsplatz. Es war total komisch, jetzt hier zu sein, die Schreibtische so leer, kein Kaffeeduft, keine telefonierenden Kollegen. Alles war so friedlich. Und er konnte machen, was er wollte.
    »Tanz auf dem Tisch!«, rief Jack. »Mach dich nackig!«, forderte Jim.
    Hm, was sollte er tun? Schwere Wahl. Paul entschied sich schließlich für die erste Variante – öffnete dabei aber seinen obersten Hemdknopf. Was zu Dienstzeiten streng verboten war. Selbst wenn das Kölner Wetter mal wieder einen neuen Hitzerekord aufstellte.
    Doch es machte nicht halb so viel Spaß wie gedacht. Obwohl er es auf Günthers Tisch tat. Und Jack und Jim ihm dabei zujubelten.
    Paul sprang vom Tisch und fuhr seinen Rechner hoch. Jetzt würde er sich im zentralen Adressystem umsehen, es waren nur wenige Eingaben für die Suche notwendig.
    Wenn man die richtigen Tasten drückte. Aber Jack und Jim schunkelten so sehr mit Paul, dass er sich ein ums andere Mal vertippte. Zuerst bei seinem neuen Passwort. Wie schrieb man noch mal »Vegetarier«? War da nicht irgendwo ein H drin? Paul goss sich noch einen Schluck Whiskey hinter die Binde. Half beim Denken – sagten seine neuen Kumpels zumindest. Würde schon stimmen.
    Jetzt sangen die beiden sogar: »Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Boooord!«
    Die waren echt prima, die zwei.
    Doch dann meldete sich eine weitere Stimme, die der Vernunft. Eswar das Glas Apfelschorle, welches Paul zwischendurch getrunken hatte. Was willst du Eli denn überhaupt sagen? Dass du wegen ihr hier eingestiegen bist? Sie wird dich für verrückt halten! Dass du sie besuchen willst, obwohl du weißt, dass sie dich nicht sehen will? Sie wird dich für penetrant halten!
    Da hatte sie recht, die Apfelschorle. Ein wirklich kluges Getränk.
    Was sollte er Eli sagen? Also wortwörtlich. Zur Begrüßung zum Beispiel. »Hallo, ich bin’s noch mal. Der Paul. Das war alles ein Riesenmissverständnis mit dem Lamm. Und, also, äh, ich liebe dich.«
    Jack und Jim lachten sich einen.
    Hm, so ging das nicht. Da musste Struktur rein. Nach einigen Versuchen schaffte Paul es, das Textverarbeitungsprogramm zu öffnen. Er würde sich jetzt jedes Wort zurechtlegen und auswendig lernen. Es durfte nichts schiefgehen.
    »Trink noch einen!«, riefen die Whiskey-Brothers. »Stärkt die kleinen grauen Zellen!«
    Paul nahm einen großen Schluck und tippte die ersten beiden Wörter.
    Grüß Gott!
    Nein, das war Schwachsinn. Er kam nicht aus Bayern, und der Gläubigste war er auch nicht. Außerdem klang es viel zu förmlich. Er musste Whiskey nachschütten, um besser zu denken.
    Geliebite Eli!
    Nee, auch nicht, klang wie in der Oper.
    Bitte, macv die Tür nich direkt wiederzu. Gibt mir nur dreoi Minuten. Mehr nicht. Dann bin ich wieder wge, versprohen. Du musst mich auch kar nicht reinlasen. Ich hab auch kein kLamm dabei.
    Besser! Aber den letzten Satz sollte er streichen.
    Oder – ihm kam eine geniale Idee – ein Lamm mitbringen! Ein lebendiges. Und ihr schenken.
    »SuuuuperIdee!«, meinte Jack.
    »Aber mit rotem Schleifchen im Fell«, grunzte Jim.
    »Blödsinn«, meldete sich die Apfelschorle. Doch ihre Stimme war dünn geworden.
    Nachdem Paul einen weiteren Schluck Whiskey gekippt hatte, war sie gar nicht mehr zu hören – und Paul sich sicher, dass er am besten mit der ganzen Schafherde zu Eli käme. Das würde Eindruck machen!
    Er schrieb langsam weiter, doch es wurde

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