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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Tellern zumindest – und zwei Weingläsern, alles Hochzeitsgeschenke, die sie erst ein einziges Mal benutzt hatten, an Jennys Geburtstag. Wayne setzte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber, breit lächelnd, die Augenbrauen in die Höhe gezogen. Der Wind griff ihm ins Haar, so dass es senkrecht vom Kopf wegstand.
    Ein Picknick, sagte sie. Wayne, das ist so lieb von dir – danke.
    Sie langte über den Tisch und nahm seine Hand. Zwischendurch trieb er sie zur Verzweiflung – aber kein Mann, den sie je gekannt hatte, konnte dermaßen rührend sein. All diesen Kram hier mitten in die Wildnis zu schleppen, nur für sie – damit war er also den ganzen Nachmittag beschäftigt gewesen.
    Gern geschehen, sagte er. Auf seinen Backen brannten aufgeregte rote Flecke. Er hob ihre Hand hoch und küsste ihre Fingerknöchel, dann den Ehering. Er strich mit dem Daumen über die Stellen, die seine Lippen berührt hatten.
    Das Essen kann leider nicht ganz mit den Tellern mithalten, sagte er, aber was Feudaleres als Sandwiches konnte ich hier beim besten Willen nicht rausschaffen.
    Sie lachte. Deine Kochkünste kenn ich. Da sind wir mit Sandwiches besser bedient.
    Autsch, sagte er. Er imitierte einen französischen Akzent: Diese Kätzchen, sie’at Krallen. Doch isch’abe den Milsch, der sie wird machen zahm.
    Er bückte sich und kramte in einer Papiertüte neben seinem Stuhl, um gleich darauf, mit einem Schwenken der Hand und einer hochgezogenen Augenbraue, eine Flasche Rotwein zutage zu fördern. Sie musste lachen.
    Er entkorkte die Flasche und goss ihr ein.
    Einen Toast.
    Auf was?
    Auf den ersten Teil der Überraschung.
    Kommt denn noch mehr?
    Er lächelte schlau und hob sein Glas, dann sagte er: Nach dem Essen.
    Er hatte gewonnen; sie bohrte nicht weiter nach. Jenny hob ihr Glas, stieß mit ihrem Mann an und lehnte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen zurück. Wayne bückte sich wieder und kramte in seiner Tüte, aus der er diesmal Weißbrot, Käse und ein Päckchen aufgeschnittenes Roastbeef von der Feinkosttheke hervorzauberte. Er machte ihr ein Sandwich, mit frischen Tomatenscheiben sogar. Sie aßen in der sachten Brise.
    Nach dem Essen lehnte er sich zurück und rieb sich den Bauch. Bei ihren ersten Verabredungen hatte sie es für einen Witz gehalten; aber dann merkte sie, dass er sich den Bauch ganz automatisch rieb, sobald er etwas Größeres als einen Schokoriegel aß. Es bedeutete, dass alles zum Besten stand im Lande Wayne. Sie musste lächeln, als sie es sah, und wandte den Blick ab. Seit ihrer Hochzeit hatte er sich ein Minibäuchlein zugelegt; sie fragte sich – nicht unzufrieden, nicht jetzt -, ob er in zwanzig Jahren wohl eine ähnliche Riesenwampe zu reiben hätte wie sein Vater.
    Und, hab ich Recht?, fragte sie. Ist das hier der Wald von deinen Eltern?
    Nein, sagte er lächelnd.
    Nicht?
    Es war einmal ihrer. Jetzt nicht mehr.
    Haben sie ihn verkauft? Wann? An wen?
    Gestern. Jetzt grinste er übers ganze Gesicht. An mich, sagte er. An uns.
    Sie lehnte sich vor, dann wieder zurück. Wayne ließ den Blick über die Bäume ringsum wandern, seine Haare gebauscht im plötzlich auffrischenden Wind.
    Das ist nicht dein Ernst, sagte sie. In ihrem Magen zog sich etwas zusammen – ein Gefühl, das sie seit ihrer Hochzeit schon mehrmals gehabt hatte. Je komplizierter eine Idee von Wayne, stellte sie fest, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht besonders gut war. Ein Picknick im Wald? Kein Problem. Aber das?
    Und ob das mein Ernst ist, sagte Wayne. Das hier ist mein liebster Platz auf der Welt – mein zweitliebster, meine ich natürlich. Er zwinkerte ihr zu, bevor er fortfuhr. Aber egal. Meine beiden Lieblingsplätze gehören jetzt mir. Uns.
    Sie tupfte sich mit einer Serviette die Lippen. Und, sagte sie, wieviel hast – haben wir bezahlt für unseren Wald?
    Einen Dollar. Er lachte und sagte: Nicht zu fassen, oder? Dad hat ihn uns schenken wollen, aber ich hab ihm gesagt: Nein, Pop, ich will ihn dir abkaufen. Schließlich haben wir uns dann auf einen Kompromiss geeinigt.
    Sie konnte ihn nur anschauen. Er drückte ihre Hand und sagte: Wir sind jetzt Landbesitzer, Liebling. Eine Quadratmeile.
    Das ist -
    Wayne sagte: Dad wollte ihn verkaufen, und ich fand die Vorstellung unerträglich, dass jemand ihn kauft, der das alles hier einfach unterpflügt.
    Wir müssen deinen Eltern mehr dafür geben als einen Dollar, Wayne. Das ist doch verrückt.
    Das hab ich ihm auch gesagt. Aber Dad meinte, nein, wir hätten das

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