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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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sein – und dann den längstmöglichen Weg aus der Stadt heraus gewählt. Zweimal hatte er von einer Tankstelle aus versucht, seine Freundin Kim wachzuklingeln und ihr Bescheid zu sagen, aber Kim war nicht drangegangen.
    Danny schaltete den Motor ab. Die arme Babysitterin war schon am Telefon in Tränen ausgebrochen; inzwischen war sie wahrscheinlich völlig aufgelöst. Dannys Hände lasteten tonnenschwer auf dem Lenkrad. Vielleicht sollte er noch ein paar Runden um den Block fahren – verdammt, so großartig ging es ihm schließlich auch nicht. Oder er haute einfach ab; der Zubringer zur Interstate 70 war ganz nah, er könnte von Columbus durchbrettern bis nach Alaska, ohne auch nur einmal zu tanken.
    Dann schob ein Schatten den Wohnzimmervorhang beiseite und spähte auf die Einfahrt heraus. Gefangen.
    Eine Frau öffnete ihm, die wohl zehn Jahre älter als er war – die Mutter der Babysitterin. Sie trug einen Kurzhaarschnitt, mit dem ein Filmstar wahrscheinlich blendend ausgesehen hätte; sie sah damit nur aus wie die Mutter eines Teenagers, breit und plump und schon grau an den Schläfen, die sich jünger machen will, als sie ist. Hinter der Mutter, auf die Couch gekauert, saß die Babysitterin, die Arme gegen den Bauch gedrückt, als hätte sie Magenschmerzen, ihre Augen so rot, dass Dannys Augen gleich mitbrannten. Er murmelte seinen Namen, worauf Mutter wie Tochter ihn skeptisch musterten. Er hatte mit der Band geprobt, als der Anruf von der Polizei kam, seine Klamotten waren mindestens eine Woche alt und stanken nach Zigarettenrauch; sein Haar hing in Strähnen aus dem Pferdeschwanz.
    Es tut mir so leid, sagte die Frau zu ihm.
    Ich werd’s schon packen, sagte er, verblüfft, dass er überhaupt etwas herausbekam, und sei es noch so hirnrissig.
    Brauchen Sie wen, der bei Ihnen bleibt?
    Ich rufe gleich eine Freundin an, sagte er.
    Die Frau wirkte erleichtert.
    Die Babysitterin fragte mit belegter Stimme: Kann ich ihn noch mal sehen?
    Und so standen sie zu dritt in der Tür von Colins Zimmer. Erst letzte Woche hatte Brynn selbstleuchtende Sterne und Monde an die Decke und Wände geklebt, die ganz schwach den Schimmer der Straßenlaterne draußen einfingen. Der Raum schien riesig auf diese Weise, wändelos.
    Colin schlief, die bloßen Beine freigestrampelt, das Gesicht zur Wand gedreht. Er war praktisch nackt, mit einem Höschen am Leib und sonst nichts. Danny zwang sich, nicht wegzuschauen wie früher, wenn Brynn Colin zum Wickeln auf den Fußboden gelegt hatte. Oder wie letzte Woche bei Toms großer Zeig-Danny-was-für-ein-großer-Junge-du-bistzeig-ihm-wie-toll-du-schon-Pipi-machst -Schau, als sie sich alle im Bad drängeln mussten, um Colin zuzugucken, wie er sein Geschäft verrichtete, das Gesicht angestrengt verzogen, als würde er einen Faden durch ein Öhr fädeln. Prima hast du das gemacht, lobte Danny ihn hinterher, und Colin, der sich die Hände wusch, sah kurz hoch und sagte, Natürlich, als würde ihm nicht eine Latzhose mit Teddybären drauf um die Knöchel schlackern.
    Danny wollte schon ins Zimmer gehen und den Jungen wieder zudecken, ließ es aber bleiben. Colin wurde bald drei; Dreijährige waren nun mal unordentlich und oft auch nackig. Zimperlichkeiten waren da nicht am Platz, jetzt nicht mehr.
    Die Babysitterin stieß ein Wimmern aus.
    Pscht, machte Danny und dirigierte die zwei hastig zurück ins Wohnzimmer.
    Dort versicherte er ihnen nochmals, dass sie ruhig gehen konnten – was sie taten, jedoch nicht, bevor Danny nach seiner Brieftasche getastet und Mutter und Tochter im Chor ein beinahe erbostes Nein! gerufen hatten.
    Als sie weg waren, stand Danny eine Zeitlang in der Küche, die am anderen Ende des Ganges lag, Colins Zimmer gerade entgegengesetzt. Es war der einzige Raum im Haus, in dem es nicht süßlich nach Kleinkind roch, sondern nach Chili, Omeletts, den Pfannkuchen, die Tom am Wochenende für alle backte. Der Geruch machte Danny bewusst, dass er seit heute Mittag nichts mehr gegessen hatte; ihm war ganz schwindlig vor Hunger. Aber bei dem Gedanken, in Toms und Brynns Essensresten herumzustöbern, fühlte er sich wie der größte Schweinehund auf Erden.
    Toms Flasche Maker’s Mark in der Speisekammer dagegen, das war eine andere Sache. Danny durchtrennte das Siegel und goss sich einen Schuss ein. Und noch einen. Der Whiskey trieb ihm die Tränen in die Augen; Tränen, die sich selbständig zu machen drohten. Er atmete ein paarmal tief durch und ging dann zum Küchentelefon, um

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