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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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achtzehntem Geburtstag feiern wir dann alle zusammen die große Danny-ist-vom-Haken-Party, versprochen.
    Colin zappelte, also setzte sie ihn auf den Boden. Er krabbelte schnurstracks auf den Gang hinaus, Tom jagte hinter ihm her.
    Brynn legte Danny den Arm um die Taille. Danke, dass du mitmachst, sagte sie.
    Danny schrak zusammen. Brynn umarmte alle und jeden, aber das hieß noch lang nicht, dass es – dass sie! – ihn nicht erschrecken durfte, selbst nach drei Jahren noch.
    Ach was, sagte er. Nicht der Rede wert.
    Und ob es das ist. Sie küsste ihn auf die Wange und wischte dann den Lippenstift von der Stelle, wo sie ihn hingeküsst hatte. Mach dir keine Sorgen deswegen, ja? Wir haben nicht vor, den Löffel abzugeben.
    Danny spürte, wie seine Wange heiß wurde. Sag mal, ist das – ist dir das überhaupt recht? Dass ich das mache?
    Sie lachte. Warum sollte es mir nicht recht sein?
    Weiß nicht. Weil ich ein Chaot bin, zum Beispiel. Weil ich nicht mal mein Bankkonto im Griff habe.
    Brynn warf ihm einen Blick zu, dann tätschelte sie seine Schulter. Wir wissen schon, was wir tun. Du bist ein guter Mensch.
    Danny stöhnte auf und sah in den Flur hinaus, wo Tom auf dem Rücken lag und Colin über seinem Brustkasten in die Höhe stemmte und wieder herunterließ wie ein Gewichtheber seine Hanteln.
    Brynn sagte: Du bist wie ein Bruder für Tom. Das zählt für mich sehr viel. Und du kannst schöne Musik spielen. Du behandelst Frauen gut. Du machst dir Gedanken. Schlechte Menschen machen sich keine Gedanken.
    Hitler hat sich jede Menge Gedanken gemacht.
    Jetzt mal im Ernst. Ich hab das bei dir einfach im Gefühl. Und Tom genauso. Du wärst schon richtig, im Falle, dass.
    Danny sehnte sich nach einem Drink. Na ja, sagte er, aber sorgt bitte dafür, dass wir’s nie rausfinden müssen, ja? Ohne euch bekäme ich das nicht hin.
    Was? Colin? Sie runzelte die Stirn, warf ihm dann erneut diesen Blick zu.
    Mein Gott, sagte Danny. Alles.
     
    Als keine Tränen mehr kamen, saß Danny an die Küchenwand gelehnt und versuchte, sich das erschöpfte Ruhegefühl zu bewahren, das sich mit Nachlassen der Schluchzer auf ihn herabgesenkt hatte. Nicht darüber nachzudenken, dass aus der Viertelstunde, die Kim hierher hätte brauchen sollen, jetzt schon eine halbe Stunde geworden war.
    Eine Ablenkung also: die Eisenschatulle im Arbeitszimmer. Der Schlüssel an der Unterseite der Schublade.
    Er rappelte sich hoch, grimassierte. Der Gedanke an die Schatulle rief ihm die zwanzig, dreißig Probleme in Erinnerung, die ihm die ganze Nacht, seit dem Anruf der Polizei, immer wieder durch den Kopf geisterten. So viele Dinge, mit denen er sich früher oder später würde befassen müssen: eine ganze verfluchte Lawine von Problemen.
    Er goss sich noch einen Schuss ein.
    Zum Beispiel. Bei der Band standen dieses Wochenende Gigs an, die jetzt flachfielen. Er würde sich fürs Erste ausklinken müssen – anders ging es nicht. Ein paar Gitarristen hier in der Stadt konnten vielleicht für ihn einspringen; die anderen Jungs konnten das Herumtelefonieren übernehmen, aber sie mussten sofort damit anfangen. Schon wenn er an morgen dachte: donnerstags spielten sie immer im Coffeeshop -
    Der Coffeeshop! True Brew – Brynns Firma, Dannys Job. Öffnungszeit war um sechs; die Frühbelegschaft kam um fünf, in gerade mal – Danny sah auf die Uhr, während er ins Wohnzimmer hinüberging – dreieinhalb Stunden.
    Brynn hatte den Laden letztes Jahr eröffnet, in einem leerstehenden Ladenlokal ein paar Straßen von ihrem Haus entfernt. Es hätte ein bloßer Zeitvertreib sein können. Tom verdiente auch allein genug, um die Familie zu ernähren, aber Brynn hatte einen Abschluss in Betriebswirtschaft und war auch sonst nicht die Art Frau, die halbe Sachen machte. Und so war der Laden fast von der ersten Stunde an ein Bombenerfolg gewesen, mit Brynn als Eigentümerin und Geschäftsführerin, die Zwölf-Stunden-Tage hinlegte, in Schichten, so dass sie sich um Colin kümmern konnte, wenn er nicht in der Krippe oder bei Tom war. Ihr einzig fragwürdiger Schachzug bei der Geschichte war es gewesen, Danny als zweiten Geschäftsführer einzustellen.
    Nein. Das war armselig von ihm. Der Deal hatte sich für sie beide ausgezahlt. Danny hatte ihren Vorschlag erst für einen Witz gehalten; seine einzige Qualifikation außer den gemeingefährlichen Mengen Kaffee, die er in sich hineinschüttete (er spielte Bluegrass, da tat eine gewisse Hippeligkeit gar nicht schlecht), waren

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