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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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gehalten, aber dann war sein Bauch im gleichen Tempo runder geworden wie der von Brynn. Wobei Danny auch in Toms Haltung etwas Neues bemerkte: eine Lockerheit – oder Erfülltheit. Er hatte einen Sohn: seine große Tat, das eine große Ziel im Leben.
    Tom sagte, mit Pokerface: Mir fehlt es ganz einfach an Alternativen. Er trank einen Schluck Bier und blickte durch den Garten zur hinteren Veranda, wo Brynn, die in einem Holzstuhl saß, sich ihr rostbraunes Haar im Nacken hochschob und ins Telefon sagte: Ich weiß, ich weiß. Colin lag unsichtbar neben ihr, versteckt in den Tiefen einer Korbwiege, die sie mit dem Fuß anstieß.
    Tom sagte: Meine Eltern sind in Afrika – und mal ehrlich: sie kämen auch so nicht in Frage. Walt hat selber vier. Brynns Mutter hat mit Brynns Vater schon mehr als genug zu tun – und ihre Schwester ist schlicht und ergreifend durchgeknallt. Wenn uns etwas zustößt, dann will ich, dass jemand sich um Colin kümmert, der dazu auch in der Lage ist.
    Da scheinst du mehr zu wissen als ich.
    Stell dir vor, sagte Tom mit einem Grinsen, das tu ich.
    So ging das zwischen ihnen seit der dritten Klasse. Von den ersten Anfängen ihrer Freundschaft an war Tom der Beständige gewesen, sich seiner Sache sicher, optimistisch, während Danny der Zauderer war, der Trietschler, der Komplizierte. Danny hatte ihre Freundschaft – die Tatsache, dass sie zusammenpassten – immer als eines der Rätsel des Kosmos empfunden. Aufgeweckt und begabt waren sie beide, aber Tom folgte einer klaren Linie, und Danny – Danny folgte eben Tom. Und sein Leben wurde schöner dadurch. Er hätte eine lange Liste von Dingen anfertigen können, an die er sich niemals herangetraut hätte, wenn nicht Tom ihm befohlen hätte, mit dem Gezeter aufzuhören und es einfach zu probieren. Sprich sie an, du Feigling. Üb wieder Gitarre, du bist verdammt noch mal gut. Wo ist das Problem? Ich muss mich hier vor tausend Leuten hinstellen und Walzer tanzen, und bei dir reicht’s schon, wenn du zwei, drei lausige Witze erzählst. Und er konnte sich an keine Woche in den vergangenen zehn Jahren erinnern, in der er nicht mindestens einen Tag mit Tom verbracht hatte, und dann mit Tom und Brynn – Brynn, die, um es mal so zu sagen, Tom war, wenn Tom als schöne Frau zur Welt gekommen wäre. Das jedenfalls war der Kern des Trinkspruchs gewesen, den er in seiner Eigenschaft als Trauzeuge ausgebracht hatte.
    In der alten Zeit, gab Danny Tom zu bedenken, bestand die Aufgabe des Taufpaten in der religiösen Unterweisung.
    Gut, ja, das auch. Tom stach in ein Steak. Aber wenn die Eltern des Kindes dahingemetzelt wurden, sagen wir, von den Langobarden, dann war eben doch wieder der Pate dran. Was du dem Jungen über Gott erzählst, ist mir offengesagt relativ schnurz -
    Das ist vielleicht ein Fehler.
    Also komm, Danny. Du musst hier nicht gleich Panik schieben.
    Ich weiß, sagte Danny. Ich fühle mich geehrt, zufrieden?
    Du bist ein echter Freund, sagte Tom. Er sah hinüber zu Brynn in ihrem Stuhl und reckte den Daumen in die Höhe. Brynn schwenkte eine Hand über dem Kopf wie ein Cheerleader die Pompons, dann deutete sie auf das Telefon und schnitt ein Gesicht.
    Gott, sagte Danny. Ich brauch noch ein Bier.
    Warte, bis du selber ein Kind hast. Dann wirst du dich auch absichern wollen.
    Ich schwör dir bei meiner Ehre, sagte Danny, wenn ihr nicht durch irgendeinen völlig verrückten Zufall beide ums Leben kommt, werde ich nie Kinder haben. Hörst du?
    Tom öffnete die Kühltasche und holte zwei Bier heraus. Bei welcher Ehre?
    Wirklich. Ich schwör’s. Das einzige Kind, das ich je haben könnte, ist eures.
    Tja, sagte Tom, wir wollen eben nur das Beste für dich.
    Monate später, kurz vor Colins erstem Geburtstag, führten Tom und Brynn Danny in Toms Arbeitszimmer. Brynn trug Colin auf der Hüfte; er griente Danny an, die Faust um ein paar von Dannys Schlüsseln geballt, an denen er herumsabberte.
    Wir haben den Papierkram jetzt fertig, sagte Tom.
    Welchen Papierkram?
    Du weißt schon. Im Falle unseres vorzeitigen Hinscheidens et cetera. Es ist alles hier drin.
    Tom zog eine Schublade an seinem antiken Rollpult auf und holte eine Eisenschatulle von den Maßen eines Blatts Schreibmaschinenpapier heraus, sieben oder acht Zentimeter hoch. Er sagte: Alle Unterlagen für den Notfall sind hier drin. Der Schlüssel klebt unten an der Schublade, okay? Nur für den Fall eines Falles.
    Mein Gott, sagte Danny. Ihr habt echt Nerven.
    Brynn sagte: An Colins

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