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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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klackten auf den Dielen, und ohne dass Danny sie darum bitten musste, stützte sie sich rasch an der Wand ab und zog sie aus. Er stieß Dannys Tür auf, blieb aber auf der Schwelle stehen, so dass Kim nur hineinschauen konnte, wenn sie sich ganz dicht neben ihn stellte. Das tat sie. Ihre Hüfte rieb an seiner.
    Colin schlief, auf dem Bauch. Er war groß für sein Alter, und so im Dunkeln ausgestreckt schien er noch einmal größer. Wenn man die Augen ein bisschen zusammenkniff, wirkte er auf dem Kinderbett fast so lang wie ein Teenager.
    Ehe Danny sie hindern konnte, schlüpfte Kim an ihm vorbei und trat ins Zimmer, wenige Millimeter vor der Hand, die er ihr gerade auf den Rücken legen wollte. Die Dielen knarzten, und er flüsterte Hey und folgte ihr.
    Sie drehte sich um und legte den Finger an die Lippen. Dann kniete sie sich auf den geflochtenen Vorleger vor Colins Bett. Ihre Knie kamen nacheinander auf, so laut wie zwei Knallbonbons. Colins Hand zuckte auf der Matratze. Ein paar lange Sekunden blieb Kim völlig reglos, das Gesicht von Danny abgewandt, ehe sie die Hand hob und die Decke sachte über Colins Hinterteil zog. Er zappelte kurz, seine Beine ruderten, dann lag er wieder still. Kim stand auf.
    Im Wohnzimmer flüsterte Danny: Was hast du gemacht?
    Sie setzte sich auf die Couch. Gebetet. Es klang fragend.
    Kim war religiös erzogen, das wusste er, aber auf dem College war sie dann davon abgekommen. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie noch betete.
    Sie sah seinen Gesichtsausdruck und verzog den Mund. Besonderer Anlass, sagte sie. Okay. Jetzt könnte ich einen Drink vertragen.
    Er holte noch ein Whiskeyglas aus der Küche und schenkte ihr ein. Sie trank rasch, saß dann da, die Augen geschlossen.
    Kann ich mich zu dir setzen?, fragte er.
    Sie nickte und rutschte ein Stück, aber Danny setzte sich so nah neben sie, dass seine Hüfte, als die Polster einsanken, an ihre stieß. Er legte ihr die Hand aufs Knie, und sie schob ihre darüber.
    Was ist mit den anderen Freunden?, fragte sie.
    Wie?
    Andere Freunde von ihnen. Sie kennen doch sicher Leute mit Kindern.
    Danny nickte, beschämt, dass er nicht von allein darauf gekommen war. Doch, sagte er. Brynn trifft sich mit ein paar Frauen aus der Nachbarschaft. Sie haben so eine … eine Spielgruppe, wo jede mal dran ist mit Einladen -
    Wir bräuchten hier wen, der sich mit Kindern auskennt. Mist. Ich hab keine Ahnung. Ich meine, verhungern würde er uns ja wohl nicht, aber …
    Maggie, sagte Danny. Eine von den Frauen heißt Maggie. Ich glaube, sie wohnt sogar hier in der Straße. Die ist oft hier.
    Maggie hatte eine Tochter – irgendsoein grausiger, pappsü ßer Name, Kaylee? -, die nur ein klein wenig jünger als Colin war. Colin hatte ein Auge auf Kaylee geworfen. Danny war bei einem der Spielnachmittage dabei gewesen – Brynn hatte ihn beschwatzt, seine Gitarre mitzubringen und den Kindern Folksongs vorzunäseln, »This Land is Your Land«, diesen ganzen Müll. Aber die Kinder hatten es herrlich gefunden, und nach »Puff the Magic Dragon« hatten sie dagesessen und zu ihm aufgeschaut, als wäre Danny soeben höchstselbst auf Puffs Rücken vom Himmel herabgeschwebt. Nach der Vorstellung blieb Danny im Wohnzimmer und beaufsichtigte die Kinder, während Brynnie und die Mütter Brynns Kräutergarten hinterm Haus bewunderten. Colin sah fern, an Dannys Knie gelehnt. Dann fing ein älterer Junge, vielleicht vier, damit an, Kaylee zu zwicken, die losweinte. Danny drehte sich um, sagte Hey! Aber ehe er noch aufstehen konnte, hatte Colin sich schon vom Fernseher abgewandt und baute sich zwischen Kaylee und dem Rowdy auf. Lass das, befahl Colin dem Jungen mit einem Gesicht, das ganz verzerrt war vor Wut. Lass das bloß bleiben! Der Rowdy bekam große Augen und begann zu wimmern. Alle Kinder im Raum verstummten und starrten auf Colin, der Kaylee bei der Hand nahm und sie zur Couch hinüberführte. Sie setzte sich an Dannys Füße und hob ein Spielzeug auf. Colin lehnte sich wieder gegen Dannys Knie. Als wäre nichts gewesen.
    Er war tapfer, er war so ein tapferer kleiner Kerl. Aber nicht tapfer genug, Himmelherrgott.
    Kim sagte: Wir sollten Maggie herholen. Sie weiß sicher eine Menge über Colin. Was er gern mag. Kim stand auf. Weißt du, wo sie wohnt?
    Es ist zu früh, sie ist noch nicht wach.
    Wütender Blick von Kim. Colin ist ein Waisenkind! Hier ist jemand gestorben, verdammt. Von mir aus können sie beim Weihnachtsessen sitzen, das ist mir scheißegal!
    Hey. Hey!

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