Bis an das Ende der Nacht (German Edition)
schon froh sein, wenn ich zweimal im Monat zum Schuss komme, sagte er. Sagt sie dir, dass sie dich liebt?
Schon, sagte Danny. Aber nicht mehr so oft.
Ich würde es ansprechen. Es einfach mal beiläufig erwähnen. Spiel es nicht unnötig hoch.
Sprichst du Brynn darauf an?
Klar, ich beschwer mich andauernd. Aber, Mann – wir haben ein Kind. Wir haben eine Ausrede. Tom sah ihn an und grinste. Singles haben’s nun mal schwerer. Immer schon.
Aber Danny hatte Kim nicht darauf angesprochen. Er traute sich einfach nicht. Stattdessen hatte er sich – er wusste es selber – zum Idioten gemacht: ihr Geschenke und Blumen gebracht, wenn er sich ausrechnen konnte, dass sie nicht in der Stimmung dafür war, sie ins Bett zu kriegen versucht, wenn er genau wusste, dass er sich eine Abfuhr holen würde. Er brachte immer mehr Zeit mit Trinken zu, damit, darüber nachzubrüten, wie blitzschnell es bei ihnen beiden gegangen war – wie Kim nach einem Gig einfach zu ihm gekommen war, euphorisch; wie sie die erste Woche vollauf damit beschäftigt gewesen waren, sich einander zu öffnen, die meiste Zeit in Kims Bett. Der Blick, mit dem sie ihn angeschaut hatte, als wäre sie hin und weg von ihm – als wäre er nicht zehn Jahre älter und dicker und einsamer.
Jetzt schämte er sich fast, daran zu denken, wie dankbar er gewesen war, als Kim ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte. Daran, wie er vor lauter Glück nicht hatte schlafen können, wie er mit offenen Augen dagelegen und in die Dunkelheit gestarrt und geglaubt hatte, alle seine Sorgen wären vorbei.
Und in der ganzen Zeit tauchte der Ring an Kims Finger auf und verschwand wieder, wie irgendein beliebiges Teil, das sie je nach Laune mal trug und mal nicht.
Fast eine Stunde lagen sie zusammen auf der Couch, Kims Rücken an Dannys Bauch geschmiegt. Er rieb in kleinen Bögen über die Naht ihrer Jeans, ein paar Zentimeter auf jeder Seite. Er wusste, dass sie nicht schlief – er konnte ihren Atem spüren, ihr gelegentliches Schniefen. Aber sie sprachen nicht.
Schließlich nahm Kim seine Hand und hielt sie gegen ihre Brüste, mit so festem Griff, dass klar war, dass sie nicht gestreichelt werden wollte. Aber auch nicht unfreundlich.
Danny?, sagte sie – ihre Stimme nach der langen Stille schreckte ihn auf. Was wird jetzt mit uns?
Er schloss die Augen – jetzt kam es. Ich weiß es nicht, sagte er.
Ich will keine Kinder.
Ich auch nicht. Aber ich hab’s versprochen.
Sie schwieg eine Weile, und er konnte nicht an sich halten.
Ich will dich nicht verlieren, Kimmy.
Nach einer langen Pause sagte sie: Ich dich auch nicht.
Danny wurde fast schwindlig vor Erleichterung.
Aber das hilft nichts, fügte sie hinzu und drehte sich ein bisschen. Es wird nie wieder so sein wie vorher. Ich liebe dich, aber doch, weil es eben so war, wie es …
Ich weiß. Aber dafür kann ich nichts.
Kim fragte: Willst du mich als seine – seine Mutter? Ich meine -
Ich weiß es nicht, sagte Danny. Wenn du mich gestern gefragt hättest, dann hätte ich gesagt, dass es zwischen uns – dass ich mir ein bisschen Sorgen mache -
Ja, sagte sie rasch.
- aber dass ich es eigentlich gern hinbekommen möchte. Und wenn es hinhaut, dann -
Dann würde es früher oder später eh auf das hier hinauslaufen, meinst du? Auf ein Kind?
Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber gestern hätte ich es als eine Möglichkeit gesehen.
Sie drehte ihm das Gesicht zu. Ihre Wangen waren nass. Ist es in Ordnung, wenn ich es noch nicht weiß?
Natürlich, sagte er. Ich liebe dich. Weißt du das? Ich liebe dich wirklich.
Was hätte er sonst sagen sollen?
Sie drehte sich ganz zu ihm um und küsste ihn. Oft ließ sie sein »Ich liebe dich« unerwidert – aber wenn sie ihn dann so küsste wie jetzt, dann wusste er, sie sagte es ihm auf ihre Art doch. Er küsste sie zurück, drängte sich fester an ihren breiten, weichen Körper.
Sein Mund öffnete sich weiter, ihrer auch. Ein paar Minuten lang pressten sie sich eng aneinander, tief in die Sofakissen gewühlt. Kims Küsse waren immer so, gierig und nass; sie machten ihn verrückt. Sogar jetzt. Danny spürte ein Kribbeln. Seine Hüften schoben sich leicht vor und zurück, seine Hände wollten mehr von ihr, wollten hinuntergleiten zu ihrem Gesäß. Wieder dieses kleine Züngeln des Chaos: Warum nicht, warum denn verdammt noch mal nicht? Wen hier kümmerte es noch?
Kim zog an seiner Hand. Danny, sagte sie und setzte sich auf.
Er ächzte. Er kam sich vor wie ein
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