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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Augenblick anrücken.
    Aber Kim legte sich hin und bettete ihre Wange auf Dannys Bein und zog seinen Unterarm über ihre Brust. Sie küsste seine Hand und nestelte seine zusammengebogenen Finger unter ihrem Kinn zurecht. Er rieb über ihre Finger. Er berührte ihren Ring.
    Er behielt Colin im Blick, der still dalag, ruhig – nicht ahnend, dass im Moment, wo er die Augen aufschlug, die Welt untergehen würde. Danny langte hinüber, legte die freie Hand auf Colins Kopfkissen, nah an sein Haar, und lauschte auf ihre Atemzüge in der Stille des Zimmers.
    Der Laden konnte warten. Alles konnte warten, diese paar Minuten noch. Wenn das alle Zeit war, die ihnen blieb, ihnen dreien, dann wollte Danny sie um keinen Preis anders verbringen.

Im Licht der Not
     
    Und [ich] verstand, in dieser Ewigkeit, bevor sie Antwort gab, das Heer des Pharao, als sich die Erde auftat, als die ersten langmähnigen Rosse in die Tiefe stürzten: dass jeder sein Gelöbnis tat – kein Herz, das nicht verwandelt wird im Licht der Not, das kein Bekenntnis ablegt, kein Versprechen.
     

- Brenda Hillman, »Mighty Forms«
     
     
     
    Während Dana Macarthurs Mann Bryan damit beschäftigt war, mit seinen Kassierern Geschenke auszupacken, stahl sich Dana von der Weihnachtsfeier von Sentinel Savings fort – endlich -, um ihre einzige Zigarette des Abends zu rauchen.
    Im Festsaal war das Rauchen erlaubt – unter der Decke hing seit Stunden der Qualm -, aber Dana versuchte, ihre kleinen Rückfälle geheimzuhalten. Sie hatte letztes Silvester aufgehört, mehr oder weniger; Bryan hatte es sie versprechen lassen. Schatz, sagte er immer, ich will doch nur, dass du gesund bleibst. Und was konnte sie dagegen schon einwenden? Aber sie vermisste ihre Zigaretten, vermisste die kurzen Auszeiten, die sie ihr immer verschafft hatten. Den ganzen Abend schon sah sie den Bankleuten zu, wie sie sich betranken, sah Bryan zu, wie er sie frohgemut umsorgte, und fühlte sich mehr und mehr so, als stünde sie allein im Raum. Warum dem nicht gleich die äußere Distanz hinzufügen?
    Fast wäre sie der Festgesellschaft unbemerkt entkommen. Aber an der Tür zum Foyer, wo sie die Ecke etwas zu schwungvoll nahm, wäre sie um ein Haar in einen Mann hineingelaufen, den sie kannte: Jimmy, ein neuer Mitarbeiter in Bryans Bank, frisch vom College, groß, durchtrainiert und mit einer leichten Bierfahne.
    O par don, sagte Jimmy. Er verbeugte sich ein wenig, mit einem ironisch-galanten Schwenken der Hand. Milady.
    Dana schob sich mit einem gemurmelten Gruß an ihm vorbei. Sie war erst einmal mit Jimmy zusammengetroffen, vor ein paar Wochen, als sie Bryan in der Bank zum Mittagessen abgeholt hatte. Jimmy war ihr gleich aufgefallen – es war schwer, ihn nicht zu bemerken. Er war attraktiv auf Dressman-Art: weizenblond, mit symmetrischen Gesichtszügen, schmalen Hüften und einem Halblächeln, bei dem sie hätte wetten können, dass er es vor dem Spiegel einübte. Er hatte ihr zugezwinkert, als sie sich über den Schaltertisch hinweg die Hand gaben, und sie hatte beschlossen, ihn nicht weiter zu beachten. Die meisten Bankleute, stellte sie immer wieder fest, waren weit weniger smart, als sie hofften.
    Aber vorhin, als Bryan und die anderen Filialleiter die Gratifikationsschecks verteilt hatten, war Dana Jimmys Blick begegnet. Er stand auf der anderen Seite des Saals und sah zu ihr herüber, den Arm um die Schultern einer hübschen kleinen Blondine gelegt. Jimmy grinste Dana zu, auf den Fußballen wippend; die Frau starrte derweil über den Rand ihres Plastikbechers mit großen Augen in das Treiben. Irritierend, dieses prompte Lächeln; Dana wandte den Blick ab. Nicht viel später wurden sie einander von Bryan erneut vorgestellt. ( Erinnerst du dich an Jimmy? Aber sicher. Sein Händedruck, fest und trocken. Die Frau hieß April. Ob seine Ehefrau oder Freundin, wusste Dana nicht mehr.)
    In einer schmalen Nische im Schatten der Eingangstür zündete Dana sich jetzt ihre Zigarette an und fühlte sich klein und verstohlen. Schneeflocken stiebten an ihr vorbei, spärlich, körnig. Den Parkplatz überzog ein glitzernder Firnis aus Eis – noch ein Glas Eierpunsch, und sie würde höllisch aufpassen müssen in ihren Stöckelschuhen. Diverse Steißbeinprellungen nach der Feier schienen vorprogrammiert. Dana sah die Scheinwerferkegel, die drüben auf der Henderson Road ostwärts krochen. Es würde auch schwer zu fahren sein.
    Sie musste wieder an Jimmys Zwinkern denken, Jimmys Lächeln. Sie

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