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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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im britischen Ober- und Unterhaus gewiß gut plaziert, und wer weiß, was noch. Er beeindruckte mich sehr, und am Ende erschlug er mich fast mit einem Satz, als er zum Abschied sagte: „Vielen Dank für das Gespräch, Sir, es war mir eine Ehre und Freude, mit Ihnen diskutieren zu dürfen.“ Das hat zu mir noch keiner gesagt, auch dann nicht, als ich wirklich was Gutes gesagt, Gutes getan habe. Ich glaubte auch nicht, es verdient zu haben, da ich mich nur in ein fre m des Gespräch eingemischt habe, was eine von mir grob mißbrauchte Unsitte ist. Unauffällig sah ich mich in allen Ecken nach dem Herrn um. Er aber versteckte sich. Schob er etwa den Jungen als Sendboten vor, um mich anzumachen? Ich hätte mir normalerweise eine solche Frage nicht gestellt und sie als dingliche Möglichkeit gar generell angezweifelt, aber vieles auf dieser Pilgerschaft war viel anders als sonst in meinem Leben. Wohl deshalb schloß ich gleich danach die Freundschaft mit zwei hübschen jungen Mädchen, mit denen ich in das ei n zige Kaufhaus vor Ort das Abendessen einkaufen ging, was ein ziemlicher Weg, aber auch Begebnis war, nicht nur wegen der charmanten Gesellschaft, sondern auch deshalb, weil ich seit Wochen in keinem größeren Geschäft war und wie im Traum durch die Masse der Waren wandelte. Es war unglaublich. All das brauchte der Mensch, um Mensch zu sein? Ich nahm es ihm nicht übel, nur e r staunt war ich. Wie früher einmal ein armer Ostblocktourist auf seiner ersten Reise in den freien, reichen Westen. Lächelnde, adrette Angestellte standen he r um und sahen uns wohlwollend zu und gaben uns Proben zum Geschenk, so daß wir einiges, was wir brauchten, gar nicht kaufen mußten. Vor lauter Staunen vergaß ich dann auch das zu kaufen, was ich zu Abend kochen wollte, aber es machte nichts, weil ich es dann in der Herbergsküche von anderen geschenkt bekam, was mich dann so verwirrte, daß ich in meine Spaghetti statt Öl, Essig goß. Es hatte die gleiche Farbe, schmeckte dann aber sehr abartig koreanisch. Jeder in dieser Herberge war nett, jung und gesprächig und aus einem anderen Land rund um den Globus. Ich aber hatte noch klaustrophobische Vorurteile und zu lernen, wie man in einem Raum von dem Maß einer Gefängniszelle mit acht Mann schläft, denn ich bin in meinem Leben schon zweimal im Schlaf überfa l len worden und mußte meine kleinlichen Instinkte irgendwie zähmen. Todmüde schlief ich glücklicherweise sofort ein, wachte dann aber nach Mitternacht au f recht im Bett sitzend auf. Es dauerte einen Augenblick, bis ich herausfand, daß mich ein bestialischer Gestank aus dem Schlaf schreckte. Aber es war nur der nette koreanische Zimmernachbar, der sich nach einer Nachttour durch die Stadt vor dem Einschlafen mit etwas Exotischem wie Drachenfett und Galle einrieb. Ich schenkte ihm einen wirklich strafenden Blick, aber er scherte sich nicht da r um und schlief weiter.
Thun, km 681
    Nun war die Schlechtwetterperiode endgültig vorbei, kein Regen mehr in Sicht, nur gewaltige Restwolken, die mich noch auf dem Weg aus der Stadt begleit e ten. Ich wanderte gelassen nach dem Frühstück und einem guten Gespräch mit einer älteren deutschen Frau über die Meriten des Jakobsweges durch die Str a ßen und schritt bald frei und fröhlich auf einem Waldpfad oberhalb des Thuner Sees. Darüber blendete der Schnee der Gletscher die Augen. Weiß auf Azurblau, darunter das Dunkelgrün der Wälder, noch tiefer das Hellgrünblau des Sees. So schön, daß man immer wieder kurz wegsehen mußte, um es auszuhalten. Ich hätte vor Freude ein Salto schlagen mögen, und ich hätte es vielleicht getan, w ä re der Weg nicht so eng. Die Dörfer umging ich hoch am Hang, sie lagen wie kleine Spielzeuge unten am Seeufer, gut wohl für die zahlenden Autotouristen, ich aber stand darüber, frei wie ein Vogel. Hie und da lag eine Yacht in einer Bucht – nur so zum Träumen. Der Apostel der Schweizer, Beatus, der angeblich vom Petrus persönlich den Auftrag erhielt, die Schweizer zum Christentum zu bekehren, lebte hier in einer Höhle bis er Hundert wurde, nachdem er einen b ö sen Drachen mit dem Kreuz verbeult hatte. Eigentlich handelt es sich um ein weitverzweigtes Höhlensystem mit Tropfsteinen, Wasserfällen und unterird i schen Seen. So etwas freilich zieht zahlende Besucher an. Und so haben die m o dernen Erben ein Restaurant samt Eintrittskasse vor den Eingang gestellt. Eine Weile begleitete ich einen Aufsichtsrat, der dort ein Arbeitsessen

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