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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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gab. „Das m a chen wir häufig, es ist inspirierend!“ Fröhlich und ernst zugleich trabten die h o norigen Herren mit Sakko und Aktentasche unter dem Arm den steilen Berg hoch, schließlich war man nicht zum Spaß da, sondern hatte noch zu arbeiten. Es war zwar etwas ungewohnt, aber mir gefiel die Einstellung und auch die Leute. Ich beäugte die Höhle und das Restaurant von außen und zog ohne Reue weiter. Für meine Mittagspause schien mir die Loggia der Kirche in Merlingen einige Kilometer weiter viel geeigneter. Der Platz war fast perfekt. Sonnig, geschützt und mit grandioser Sicht. Ich holte mir ein Kissen von der Kirchbank, zog die Stiefel und Socken aus und ließ sie in der Sonne trocknen. Doch nahte auch schon das Unheil. Es war eine ältere Pilgerfrau, so um die Fünfzig. Ich sah sie schon eine Weile vor mir her gehen, mit den heutzutage unumgänglichen Sk i stöcken wedelnd. Sie schien nicht eingeholt werden zu wollen, beeilte sich mächtig sich immer wieder umdrehend und hinter einer Wegbiegung war sie plötzlich verschwunden. Nun kam sie auf einmal hinter mir her. Sie sei Deu t sche, sprach aber mit einem auffällig schweren polnischen Akzent. Sie fragte mich kurz aus und fing sofort über meine zweifelhafte Herkunft die Nase zu rümpfen an. Das Land war voller Türken, Araber und Vietnamesen, und die Alte machte sich Sorgen über meine vermeintlich ungenügende deutsche Herkunft? Und das noch mit einem Accent avec klaxon , wie die Franzosen charmant zu s a gen pflegen. An dem Thema war sie jedenfalls sehr interessiert, aber sie wollte partout nichts über sich selbst erzählen. Derlei Fragen ignorierte sie einfach. Nun, sei es darum, dachte ich, doch merkte bald, daß ich auch sonst zu kurz g e raten bin. Was ich auch sagte, es lag fundamental unter dem Niveau ihrer Übe r zeugung. Und schon nach fünf Minuten Gespräch stellte sie fest, ich sei ein „sehr kritischer Mensch“. Vermutlich erwähnte ich die letzte Übernachtung und die Schweizer Preise. Das lag mir ja am Herzen. Sie mochte nicht wie ich sein, sie mochte auch nicht mit mir verheiratet sein. So ein Zufall doch! Habe ich das nicht schon mal gehört? Und es war noch gar nicht so lange her. Ich sah mir die alte Gurke genauer an, was ich bis dahin aus naheliegendem Grunde versäumte. Hatte sich vielleicht Frau Butz wie angedroht doch noch aus Steingaden auf den Weg gemacht, um mich hier an diesem paradiesischen Ort inmitten meiner Mi t tagsohnmacht einzuholen und mir den letzten Schlag zu versetzen? Eine sehr brisante spekulative Vorstellung, der ich nicht weiter folgen wollte. Lieber ging ich in die Kirche beten. Demut und Bescheidenheit. Später entdeckte ich da e i nen schönen Stempel für den Pilgerpaß. Das machte mich dann wohl nochmals übermütig, und ich trat entschlossen ins Freie, tat die Probe auf Exempel und fragte die fremde Pilgerfrau, ob sie meine, ich sei „unpraktisch“. Und obwohl eine solche Frage - aus heiterem Himmel vor der Kirchenpforte gestellt – außer für Frau Butz vielen doch zu befremdlich sein müßte, war diese hier nicht im mindesten überrascht. Sie bejahte sofort und kategorisch: „Das sieht man doch schon daran, wie sie ihre Schuhe binden!“ Ich verbiß mir die Schadenfreude, der Herr war ja nah.
    Thun erreichte ich dann schließlich mit dem Schiff. Nur den einzigen letzten K i lometer, nicht mehr, schwamm ich. Als ich im Vorbeigehen den historischen Dampfer sah, wie er sich gerade anschickte anzulegen, konnte ich nicht wide r stehen. Man muß wissen, für große und kleine Kinder ist so ein alter Dampfer eine sehr große Versuchung. Das schien auch den Betreibern so, sie kassierten ganze sieben Fränkli für diese kurze Fahrt. Durch einen Bordausschnitt konnte man die Kolben hin und her flitzen sehen. Vermutlich aber war es nur eine Fi n te, weil gar kein Rauch und kein Dampf aus dem hohen Kamin stiegen. Ich kla g te nicht, ich war in der Schweiz. Nun aber fing ich an, die Kosten zu bedenken. In Thun kostete laut Führer die Übernachtung nicht weniger als siebzig Franken, ein Massenlager wie die Backpacker’s war hier gar nicht verzeichnet, auch hatte ich nach einem solchen keine Sehnsucht. Interessanterweise sah man hier übe r haupt keine Asiaten oder Russen oder Ähnliches, alles bieder und grundsolide. Das nächste Etappenziel hieße Amsoldingen, war jedoch - obwohl nur ein mic k riges Dorf - keinen Deut billiger. Und ich hatte gerade erst eine exorbitant kos t spielige Kreuzfahrt hinter

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