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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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lümmelten im Gang. Ein Mädchen trug die glitzernde Jacke des Zauberers, einer der Jungen hatte die Netzstrümpfe des Transvestiten-Darstellers angezogen, der andere das Trampkostüm des Stepptänzers und der dritte die übergroße Clownshose. Im ganzen Bus waren Gebäckkrümel und das Einwickelpapier von Lutschern verstreut. Und schließlich entdeckten sie einige leere Flaschen aus Mervs »Notration«, die unter dem vierten Sitz auf der linken Seite versteckt war. Die Jugendlichen hatten tatsächlich drei Halbliterflaschen Whisky und rund einen Liter Rum getrunken. Auch ein großer Fleck mit Erbrochenem auf der obersten Stufe am Einstieg des Busses zeugte davon.
    Als Pearl diese Geschichte zum ersten Mal hörte, musste sie so sehr lachen, dass sie davon einen Schluckauf bekam, und zum ersten Mal seit einem Jahr fühlte sie sich wieder wie ein unbeschwerter junger Mensch.
    Da Lulu sich nun deutlich auf dem Wege der Besserung befand, nahm Martin mit seinem Musikkorps Kontakt auf und wollte wissen, ob und wo er wieder zu Merv Sents Band stoßen konnte. Doch seinen Platz hatte inzwischen ein anderer Saxofonist eingenommen. Martin musste also erst einmal abwarten, welchem Musikkorps er nun zugeteilt werden sollte. In der Zwischenzeit verbrachten Pearl und er endlos viel Zeit damit, sich zu unterhalten und zusammen Musik zu hören, und gewannen bald ihre frühere Vertrautheit wieder zurück.
    Hector erhob dagegen keine Einwände, aber wenn seine Verlobte beim Abendessen mehr als ein Glas Wein trank oder zu laut über einen von Martins Späßen lachte, wurde er still und verdrießlich, und Pearl reagierte darauf, indem sie sich ebenfalls Zurückhaltung auferlegte. Sie griff dann nach seiner Hand und drückte sie. Ein stilles Zeichen, mit dem sie ihm versichern wollte, dass sie ganz die Seine war.
    Doch wenn Hector nicht da war, verfielen die Zwillinge rasch in ihre alten Gewohnheiten: Sie spielten Schallplatten in Martins Zimmer, schmuggelten einiges von den Biervorräten ihres Vaters aus dem Keller nach oben, gingen ins Arabische Café, um dort den Jazzpianisten zuzuhören, und tranken Kaffee, der so stark war, dass sie Nervenflattern bekamen. Mit Martins zeitweiliger Heimkehr kehrte auch die Musik wieder in Pearls Leben zurück. Sie nahm sein Tenorsaxofon in die Hand, was sich für sie so anfühlte, als würde sie einen ehemaligen Liebhaber wieder in die Arme schließen, und während sie das Rohrblatt berührte und in das Mundstück blies, schien sich ihr ganzes Wesen in den Tönen zu verströmen, die sie hervorbrachte.
    Eines Abends schlug Martin vor, sie sollten ins Trocadero gehen und dort die ganzen alten Freunde wiedertreffen. Pearl erinnerte sich an Lionel Bogwalds Einladung, sie könne jederzeit in der Kapelle mal wieder mitspielen. Ohne zu zögern, griff sie sich ihren Mantel.
    Die Zwillinge schubsten einander übermütig durch die Küche, und Martin rief Clara zu: »Wir hauen heute Abend ab ins Trocadero! Ihr braucht nicht aufbleiben, um auf uns zu warten!« Mit Martins Instrumentenkasten in der Hand lief Pearl auf der Suche nach ihrem Hut ins Wohnzimmer. Clara saß mit Lulu vor dem Kamin – und Hector leistete ihnen ebenfalls Gesellschaft.
    Mit aufgerissenen Augen schaute er erst auf das Saxofon und dann zu Pearl, als trüge sie eine Bombe in der Hand.
    »Ich habe ein paar Reiseprospekte mitgebracht.« Er zog sie aus seiner Jacketttasche hervor. »Aus Melbourne. Für die Hochzeitsreise.«
    Martin trat ins Wohnzimmer. »Bist du so weit, Schwesterherz?«
    Pearl warf einen kurzen Blick auf die Bilder von dem Flinders-Street-Bahnhof, von der Straßenbahn in der Collins Street und vom Park des Weltausstellungsgeländes und musste sich innerlich schütteln. Sie war bisher nur ein einziges Mal in ihrem Leben in Melbourne gewesen, als sie elf Jahre alt war und ihre Eltern auf einer Tournee begleitete. Sie hatte die Stadt vom ersten Augenblick an gehasst: Sie war kalt und nass, und selbst die Wolken hingen so tief, als ob sie einen erdrücken wollten.
    »Ich hatte vor, dich heute ins Mayfair zum Abendessen auszuführen.« Hector fingerte an einem seiner silbernen Manschettenknöpfe; er drehte ihn immer wieder und wieder um. »Es sollte eine Überraschung sein.« Er warf einen Blick auf Martin. »Aber wenn du schon etwas anderes vorhast …«
    »Nein, nein«, brachte Pearl beinahe unwillkürlich hervor. »Wir hatten nichts fest geplant.« Widerstrebend reichte sie den Instrumentenkasten mit dem Saxofon an Martin

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