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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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Seitlich entlang einer der Bahnen standen sechs oder sieben Wellblechschuppen, dahinter und daneben Dutzende von olivgrünen Zelten. Auf der anderen Seite der Landebahn war ein Trupp Männer damit beschäftigt, Bäume zu fällen und das Unterholz zu roden.
    Ihre nächste Vorstellung war ebenfalls für die Mittagspause in einem Camp am Rand von Mackay geplant, an einem Ort, der über zweihundertfünfzig Kilometer entfernt lag. Um diesen Termin rechtzeitig zu absolvieren, hätten sie morgens um sieben Uhr losfahren müssen. Während die Unterhaltungsgruppe auf einer provisorischen Bühne an der Rückseite des Busses ihr Bestes gab, lagen vorne zwei Mechaniker unter der Motorhaube und versuchten, die Kupplung zu reparieren. Manchmal konnte man trotz der lauten Musik hören, wie sie mit ihrem Metallwerkzeug auf irgendetwas einhämmerten. Während des zweiten Teils der Vorstellung wurden Fackeln entzündet, und die GI s sangen etliche der brandneuen amerikanischen Swingnummern mit, die Martin arrangiert hatte und die neu im Repertoire waren.
    Nachdem die Show vorüber war, bemerkte Martin, dass einer der GI s noch immer an der Kupplung herumwerkelte; seine Armeestiefel ragten unter dem Motorblock heraus. Ab und zu flackerte der Strahl einer Taschenlampe hervor, und gelegentlich hörte Martin, wie der Mann »Komm schon, blödes Ding, komm schon!« sagte.
    »Gibt’s ein Problem?«, fragte Martin.
    »Ja, Mann«, erwiderte der Mechaniker. »General MacArthur hat die Schlacht um die Philippinen verloren, die Japaner konnten Lae in Neuguinea halten, und euer Bus ist in sehr schlechtem Zustand, Mann!« Martin hörte, wie der Mann ein Werkzeug fallen ließ und etwas anderes in die Hand nahm. »Aber eure Musik war ganz in Ordnung.«
    »Verstehst du denn was von Musik?«, hakte Martin nach.
    »Klar. Seit ich allerdings aus Sydney weg bin, habe ich leider nicht viel gehört. He, hast du je was von diesem Typen namens Fogwald gehört? Der versteht wirklich was vom Saxofonspielen.«
    Martin trank sein Bier aus. »Du meinst Lionel Bogwald? Für den habe ich mal gearbeitet.«
    »Das kann nicht wahr sein? In diesem Schuppen mit der Drehbühne und dieser sehr ansehnlichen Damenkapelle?«
    »Ganz genau«, antwortete Martin. »Eine von diesen ansehnlichen Damen ist zufällig meine Schwester.«
    »Und spielt sie auch Tenorsaxofon?«
    »Altsaxofon. Na ja, das war einmal. Nächste Woche soll sie heiraten.« Martin zündete sich eine Zigarette an, und als er das Streichholz anrieb, kam der Mechaniker unter dem Motor hervor. Er stand sofort auf und klopfte sich den Dreck und Staub von der Uniform. Seine Taschenlampe steckte in der linken seitlichen Hosentasche, und in ihrem schwachen Lichtschein blickte Martin in ein bekanntes Gesicht.
    »Es war James, nicht wahr?«, hauchte Pearl und wagte nicht mehr, sich zu rühren.
    Martin zog nervös an seiner Zigarette. »Er kann Buskupplungen genauso gut reparieren wie Saxofon spielen.«
    Tausend Fragen schwirrten Pearl schlagartig durch den Kopf.
    »Und was ist dann passiert?«, wollte sie unbedingt wissen. »Hat er sich nach mir erkundigt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass es dir gutgeht.« Es läutete an der Tür.
    »Und du hast mir die ganze Zeit, in der du hier warst, nichts davon erzählt?« Pearl merkte selbst, wie ihre Stimme immer lauter wurde.
    Es läutete wieder – ein-, zwei-, dreimal.
    Martin atmete seufzend aus und flitzte um seinen Tisch herum auf die Tür zu. »Aus genau diesem Grund habe ich dir nichts davon gesagt. Ich wusste, dass du dich aufführen würdest wie …«
    »Wie was?«
    Martin hielt den Türknauf in der Hand und blieb stehen, Pearl griff nach einer leeren Bierflasche und warf sie quer durch den Raum. Sie landete auf dem Tisch und rollte von dort über den Fußboden.
    »Himmel, was bist du nur für ein ichbezogener Lump!«, schrie sie. »Und was ist mit Roma? Hat sie schon ein Baby bekommen?«
    »Meine Güte«, erwiderte Martin. »Du stehst im Begriff, einen anderen zu heiraten.« Er riss die Zimmertür auf, gerade als Lulu dort anklopfen wollte.
    »Bote«, sagte die Großmutter und schwenkte einen Umschlag hin und her, »hat mir gegeben.«
    Pearl erkannte sofort, dass es sich um ein Telegramm vom Militär handelte.
    »Na großartig!«, rief Martin. »Das ist mit Sicherheit mein Stellungsbefehl.«
    Er griff nach dem Kuvert und riss es auf. Doch statt eines Freudenschreis über die nächste Tournee, wie Pearl es erwartet hatte, musste sie mit ansehen, wie er kreidebleich wurde

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