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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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vertieft ist, sagtest du. Stockend und zögernd deine Stimme, tiefe Röte auf deinem Gesicht. Da wurde das Foto geschossen, und als die Zeitschrift erschien, war immer noch alles auf deinem Gesicht zu lesen.
    Cole liebte diesen Gesichtsausdruck, er kannte ihn gut, hatte ihn aber noch nie auf einem Foto eingefangen gesehen.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, dass du ihn jemals während seiner Arbeit auf den Nacken geküsst hast.

39. Lektion Man stelle Schlafzimmer nicht zu voll mit Siebensachen
    Nacht, im Bett, allein, und der grelle Widerschein von allem, was bei deiner Begegnung mit Gabriel passiert ist, flimmert noch in deinem Kopf wie die viel zu helle, rund um die Uhr brennende Neonröhre im Korridor deines Internats. Cole ist vor dem Fernseher auf der Couch eingeschlafen, wie so oft. Du kannst und kannst nicht schlafen, und dann dämmert der Morgen. Liebe ist Aufmerksamkeit und du bekommst keine Spur davon. Du bist wie ein Luftballon, der sich von der Faust losgerissen hat, die ihn festhält, und nun mit wilden Schlenkern in einen stürmischen Himmel hinauffliegt.
    Du denkst noch an andere Dinge, als du allein im Bett liegst. Diese Gedanken begleiten dich in den meisten Nächten und lullen dich in den Schlaf. Eine Gruppe von Männern, die zusieht, wie du von einem Besenstiel penetriert wirst. Du kennst keinen der Männer sonderlich gut. Es ist nie intim oder zärtlich. Eine Kamera nimmt die Szene auf. Manchmal schauen auch Frauen zu, manchmal penetrieren dich Kerzen, manchmal Tiere, manchmal beteiligen sich die Frauen. Und die Männer. Hände streichen über deinen nackten Körper, spreizen deine Schenkel, tasten dich ab, dringen in dich ein. Fast jede Nacht lässt du dich mit solchen Phantasien in den Schlaf gleiten, das hast du seit der Pubertät getan. Damals waren die Filme in deinem Kopf am lebhaftesten, du kannst dich noch zwanzig Jahre später an ihre Intensität erinnern. Und jetzt, nach dem Nachmittag mit Gabriel, liegst du hellwach da, die Finger zwischen die Schenkel gepresst, und willst wieder dieses Feuerwerk der Teenagerjahre spüren, dieses Brennen unter der Haut.
    Am liebsten würdest du Theo anrufen, du vermisst deine Vertraute schmerzlich, in deinem Leben herrscht eine ungeheure Stille. Theo war die Einzige, die du guten Gewissens noch nach zehn Uhr anrufen konntest. Du hast endlos mit ihr über Sex gequatscht, was du mochtest und was nicht. Einen guten Fick nannte sie schmutzigen, sexy Sex, das gefiel dir. Ein Mann für schmutzigen, sexy Sex, das war immer dein Traum.
    Jetzt, wo du allein bist, bremst dich die Vorsicht. Hast du als Erwachsene jemals getan, wozu du wirklich Lust hattest? Du warst so lange geknebelt, die gute Dozentin, Freundin, Ehefrau. Und im Bett bist du äußerst passiv, ganz Unterwerfung, willst immer so sehr gefallen. Deine Phantasien sind nie in die Realität durchgesickert. Aber nun tut sich eine Möglichkeit auf, steckt ihren Schlüssel ins Schloss wie das Wüstenlicht am Morgen. Cole tappt um fünf Uhr früh ins Zimmer und drängt sich an deinen warmen Körper. Du schüttelst ihn ab.

40. Lektion Wenige schädigen muthwillig ihre Gesundtheit, doch
Viele zerstören sie aus Gedankenlosigkeit
    Zehn Uhr vormittags.
    Du greifst nach deiner Handtasche, hoffst, du rufst nicht zu früh an, weißt nicht einmal, was du sagen sollst, einfach hallo, genügt das denn, und »wollte mich bedanken für neulich«, du hast den Satz geprobt, die Leichtigkeit in deiner Stimme. Du lebst jetzt mit größerer Kühnheit, fängst jedenfalls damit an, denn dir klingen Theos Worte in den Ohren: Es bringt nichts, auf das Licht am Ende des Tunnels zu warten, du musst schon selber hinlatschen und die verdammte Lampe anknipsen. An einem neuen Freund gibt es nichts auszusetzen, denn die Freundschaften scheinen immer weniger zu werden, während die Jahre deines in immer engeren Bahnen verlaufenden Lebens vergehen.
    Zehn Uhr vormittags und Herzklopfen, solches Herzklopfen.
    Der Zettel ist nicht da.
    Du gräbst dich durch jedes Fach deiner Brieftasche und suchst den Fußboden ab und die Treppe und den Boden draußen, deine Finger zerren an deinen Haaren und deine Zähne reißen an deinen Nägeln, bei der Auskunft ist keine Telefonnummer registriert und du hast natürlich keine Adresse und dann hockst du auf dem Boden in der Diele, den Kopf zurückgeworfen und an die Wand gelehnt, hockst ganz lang, ganz reglos in dieser Wohnung, die still ist wie das Innere eines Totenschädels.
    Er ist fort.
    Als

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