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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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Altersunterschied zwischen euch betrug neunzehn Jahre; mit ihm war es sogar noch schlimmer. Er stammte aus einer Zeit, als Sex noch rein der Befriedigung des Mannes diente, er wollte, dass du dich hinlegst und an England denkst, und hielt Kondome für einen Witz. Nachher rieb er dir über deinen flachen Bauch und sagte, dass er nie mit einer Frau über dreißig schlafen könnte, die machten ihn einfach nicht mehr an. Der Hals schlaff, der Körper rundlich. Aber jetzt kennst du noch einen Grund: Weil Frauen in diesem Alter ihre Fügsamkeit abgelegt haben, sie sind kritischer, wissen zu viel.
    Und wissen selbst, was sie wollen
    Der Funke sprang nie über. Das Beste daran war immer die Erwartung vorher, die erregende Vorstellung, dass du ihnen geben würdest, was sie haben wollten; doch sobald die Hüllen fielen, ging etwas verloren. Da vereinigten sich zwei Menschen, ohne Verbindung miteinander aufzunehmen, jedes Mal tat sich ein Abgrund von Einsamkeit auf, und nach ein paar Jahren warfst du das Handtuch, verbrachtest den Rest der Zwanziger in sexueller Enthaltsamkeit und ließest dich jede Nacht in deine Traumwelt hinübergleiten.
    Und wenn du Sex hattest, erregte dich das, was sich in deinem Kopf abspielte, viel mehr als alles, was zwischen euren Körpern vorging. Der Mann, mit dem du zusammen warst, wusste nie, dass er gar nicht im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit stand, sondern nur ein Katalysator war, der den Film in deinem Kopf in Gang setzte. Du dachtest dir eine Szene aus, die dich in Fahrt brachte; sie hatte wenig mit dem Menschen zu tun, mit dem du schliefst, du brauchtest ihn nur als Auslöser. Der Sex, der dabei herauskam, war nie wirklich sexy – vielleicht wäre er es beim nächsten Mann oder beim übernächsten, aber es hat bei dir nie gezündet. Du hast nie begriffen, weshalb alle so ein Getue darum machten.
    Allein warst du viel besser, im Kopf.

43. Lektion Ein unumstößliches Gesetz, das für alle gilt:
Zuerst die Pflicht, dann das Behagen
    Was du willst:
    Alle Lampen ausgeschaltet. Sanfte, langsame, provozierende Berührungen, die deine Erregung ins Unerträgliche steigern. Einen Orgasmus; du musst nicht unbedingt gleichzeitig mit dem Mann kommen, willst aber einen Orgasmus erleben, wenigstens einen einzigen, damit du weißt, weswegen alle so ausflippen. Blickkontakt. Der Mann muss schnell kommen, aber auf keinen Fall auf deinen Brüsten oder deinem Gesicht. Danach aneinander geschmiegt daliegen, Haut an Haut. Unkomplizierten Sex ohne Tabus, bei dem der Mann genau das macht, was dir gut tut. Befriedigung für
dich
: Du bist immer so auf die Lust deines Partners konzentriert, dass du deine eigene vergisst.
    Was du nicht willst:
    einen Schwanz lutschen. Den Geruch von abgestandenem Rauch. Eine Zunge im Ohr. Unterwäsche aus Satin, mit Leopardendruck oder Spitzeneinsätzen, String-Tangas. Vaginalen Sex, der zu lange dauert. So heftiges Rammeln, dass es brennt und schmerzt. Sperma schlucken. Saugen, lecken oder sonst was an den Brüsten. Die Frage,
woran denkst du?
Zum Sex gedrängt werden, wenn du müde bist, dich schmuddelig fühlst, noch nicht feucht bist. Gegen die Unterlage gepresst werden. Überstürztes Eindringen. Einen zu großen Penis. Lautes Schnauben beim Höhepunkt oder Stöhnen oder Ausrufe wie
o ja, Baby
, oder
gib’s mir
. Wenn sich der Mann danach zu abrupt wegdreht. Zu schnell aus dem Bett gedrängt werden.
    Was du liebst:
    Das Gewölbe eines Fußes, seine Knochen, wie ein Rechen gespreizt. Breite, kurz geschnittene, saubere Fingernägel. Michelangelo-Handgelenke. Gepflegtheit. Wenn er deinen Nacken entlangschnuppert. Dir die Augenlider küsst. Tief unter die Decken kriechen. Die Kleider so lange wie möglich anbehalten, um die Spannung zu steigern. Kühle, glatte Wände, gegen die er dich presst. Den Atem des Geliebten dicht am Ohr. Wenn er in dir ist und dir mit einem tiefen, hungrigen Kuss die Haare zurückstreicht. Wenn er dich, kurz bevor er kommt, laut beim Namen ruft. Ein Einssein, etwas Heiliges, das in euch beiden vibriert. Ausdauerndes, phantasievolles Umwerben mit originellen Komplimenten, extravaganten Gesten, geschriebenen Worten: mit Liebesbriefen, Gedichtfragmenten, schmutzigen E-Mails, die nie abgeschickt werden dürfen. An U-Bahn-Tunnel gesprayte Liebeserklärungen, oder mit Lippenstift in Spiegelschrift auf deinen Rücken geschrieben, während du schläfst, sodass du sie erst im Bad im Spiegel lesen kannst. Ja, all das.

44. Lektion Läßt man seinen Hund, so man

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