Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
Vom Netzwerk:
Der bloße Gedanke hat dir bisher immer genügt, bei fast jedem Mann, dem du begegnet bist, hast du dir vorgestellt, mit ihm zu schlafen.
    Was tobt in dir nur für ein irrwitziges Verlangen, fragst du dich.
    Warum wollen wir immer genau das, was wir nicht haben dürfen, fragst du dich.

51. Lektion In Briefen läßt sich stets ein Ordnungshüther aufspüren
    Wieder eine von Theos Kolumnen. Du bist hin- und hergerissen zwischen Neugier und Abscheu. Du solltest diese Kolumnen nicht lesen, du weißt, dass sie dich nur verletzen. Trotzdem kannst du dich nicht beherrschen.
    Wie erwartet dreht es sich wieder um Seitensprünge, diesmal verpackt in eine Anfrage wegen eines Liebhabers, der seiner Frau untreu, aber beim oralen Sex einfach Spitze ist; die Leserin will ihn unbedingt zur Monogamie bekehren, will ihn jede Nacht, weil Sex mit ihm einfach zu herrlich ist, um darauf zu verzichten. Wie es ihr wohl gelingen könnte, ihn ganz für sich allein zu haben.
    Liebe in Lust Ertrinkende, ich habe gute Nachrichten für Sie: Jedem Mann lässt sich beibringen, wie er einer Frau herrlichen oralen Sex verschaffen kann. Nehmen Sie seine Hand und lassen ihn eine Kuhle formen. Nun soll er sich vorstellen, dass die Falten und Wülste seiner Hand Ihre Schamlippen und Klitoris darstellen. Zeigen Sie ihm mit Fingern und Zunge genau, was Sie haben wollen. Ich verspreche Ihnen, dass er dabei ganz wild vor Verlangen wird. Aber ich fürchte, liebe Ertrinkende, dass es sich nicht lohnt, um ihren Liebhaber zu kämpfen. Wie können wir Treue und eine engagierte Beziehung von einem Mann erwarten, der dieses Versprechen schon einmal einer anderen gegenüber gebrochen hat?
    Eine engagierte Beziehung. Aha. Was weiß Theo schon von einer engagierten Beziehung.
    Du zerknüllst die Zeitschrift. Nimmst dir heraus, Cole gegenüber Theos Kolumne als blödsinnig zu bezeichnen, wie die gesamte Zeitschrift, für die sie schreibt: Vielleicht werden deine Worte ja weitergetragen. Es wäre dir eine Genugtuung, wenn sie erfahren würde, dass du nichts von ihr liest, dass ihre hinterhältigen Botschaften nicht zu dir durchdringen.
    Schatz, ich weiß, dass die Zeitschrift nichts taugt, sagt Cole. Ich hab sie nur deinetwegen gekauft.
    Dann lass es in Zukunft bleiben, fährst du ihn an, ich will sie nicht mehr haben.
    Gut, wie du willst, antwortet Cole leichthin, kommt zu dir herüber, öffnet seinen Morgenmantel und lädt dich zum Kuscheln ein. Eine vertraute Geste, die du immer geliebt hast. Ihre Zärtlichkeit lässt alle Anspannung von dir abfallen und dein Körper schmiegt sich weich an ihn.

52. Lektion Fröhlichkeit ist bey einer Pflegerin eine bezaubernde Eigenschaft
    Der November hastet in den Winter hinein und du hast jetzt oft rote Wangen. Jedes Mal, wenn du Gabriels Stimme am Telefon hörst, schlägt dir dein Herz bis zum Hals, dein Magen flattert, und wenn du aufgelegt hast, rennst du im Zimmer herum und springst in die Luft und boxt gegen die handgearbeiteten Papierballons, die ihr als Lampenschirme benutzt, und lässt Juchzer zum Himmel los. Es ist wunderbar und beschämend zugleich, sich wieder so zu fühlen, so jung, so verknallt. Du hättest nie gedacht, dass dich dieses Magenflattern in deinem Leben noch einmal überfallen könnte, dass es immer auf der Lauer liegt, egal, wie alt du bist.
    Du gehst mit ihm Kaffee trinken. Oder ins Kino in die Zwei-Uhr-Vorstellung, in Theatermatineen oder zu den Vorträgen im National Theatre. Er freut sich, dass du ein Auto hast, er will London besichtigen wie ein Tourist, tummeln wir uns doch mal in der Geschichte, sagt er. Ihr besucht Kew Gardens und Alexandra Palace, Chiswick House und Hampton Court. Er will fahren, du lässt ihn. Er benimmt sich wie ein Kind mit einem Spielzeug, hat noch nie ein Auto besessen. Er nimmt dich mit zu seinem Lieblingsort, dem Rothko-Saal in der Tate Modern, danach schleppst du ihn zu den Aktbildern – komm schon, wir werfen nur mal einen Blick rein – und du entdeckst ein Hinterglasbild von Duchamp, und er beobachtet dich, mit welcher Neugier du das Werk betrachtest: Es ist so merkwürdig, du wirst nicht klug daraus.
    Was ist denn?, fragst du, weil er dich so anstarrt. Hör auf, geh weg!, lachst du. Oder hast
du
vielleicht eine Ahnung, was das darstellen soll?
    Nö. Und er zieht sich lachend zurück, wirft die Arme hoch, versucht sich erst gar nicht an einer Interpretation.
    Er springt in der U-Bahn immer auf, um älteren Leuten seinen Platz zu überlassen, plaudert im Café mit

Weitere Kostenlose Bücher