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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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einem anderen Himmel, das alles hat sich in seine Haut eingeprägt. Ein ähnlich berauschendes Gefühl überkommt dich, wenn du zum ersten Mal ein fremdes Land besuchst und den Flughafen verlässt und die Fremdartigkeit aller Dinge auf deine Sinne einstürmt. Gabriel wirkt auf dich so frisch und faszinierend und einzigartig, er ist Neuland, das du erforschen könntest, würdest du es nur wagen, deine Hände auf seine Hüften zu legen, wenn er vor dir steht, würdest du nur den Anfang wagen.

53. Lektion Jedes Weib, das seiner Weiblichkeit wahrhaft gerecht wird, möchte seinen Mitmenschen ein erfreulicher Anblick seyn
    Cole weiß von ihm.
    Er wollte deine neuen Bibliotheksfreunde unbedingt kennen lernen, wollte einmal zu euren abendlichen Treffen im Pub mitkommen. Als beabsichtigte er, dein neues Leben genau im Auge zu behalten, vielleicht der Preis, den du für sein Geschenk bezahlen musst. Du konntest schlecht nein sagen.
    Dieser Schauspieler ist mir nicht ganz geheuer, sagte Cole auf dem Heimweg, als ihr nebeneinander in der U-Bahn saßt.
    Warum?
    Er ist in dich verliebt.
    Wie kommst du denn darauf? Deine Stirn glänzt vor Schweiß, wie es immer passiert, wenn du zu viel Schokolade isst.
    Ich weiß nicht, vielleicht war’s nur ein Blick.
    Dann wandte sich Cole wieder seinem
Standard
zu, seines Besitzes gewiss, da er ja weiß, welchen Typ Mann du magst und welchen nicht. Er geht immer davon aus, dass er dich durch und durch kennt: Er bestellt dein Getränk, ohne dich zu fragen, besteht darauf, dass du ein bestimmtes Gericht probierst, weil er sicher ist, dass es dir schmeckt, nimmt Fernsehsendungen für dich auf, weil er meint, du solltest sie dir ansehen. Und hält all das für freundliche Gesten.
    Gabriel geht nie von irgendetwas aus, er will lernen.
    Du hast zwei rote Flecken auf den Wangen.
    Wie so oft jetzt.
    Zum ersten Mal seit Jahren hast du dir die Fingernägel lackiert und vergisst es ständig, bis du aus den Augenwinkeln wieder diese Tintenfischfinger siehst, die dir vorkommen, als drücke sie ein Eigenleben zu Boden. Mit ihnen schreibst du ordentlicher und isst manierlicher und weniger. Du nimmst ab, jetzt hast du einen Grund dafür, und lässt dir die Haare kurz schneiden, denn du möchtest, dass die anderen das neue Strahlen in deinem Gesicht sehen. Du legst dir Kontaktlinsen zu, fühlst dich größer und kühner damit. Du warst in so vielem träge geworden und hattest deine Bemühungen eingestellt. Jetzt fühlst du dich rundum eleganter, dein Gang strahlt einen verhaltenen Glanz aus.
    Du liest dich wieder in deinem Buch aus der elisabethanischen Zeit fest, das eine neue Aktualität bekommt:
Sie putzte sich fein heraus, um die Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Und wer weiß nicht, wie ihre List gelang und wie sehr sie dafür geschätzet und gepriesen wurde.
    Zitternd schlägst du das Buch zu und streichst mit der Hand über den Einband. Dann steckst du es in deine Schublade, weil du plötzlich nicht willst, dass Cole es herumliegen sieht und die revolutionären Worte in der schönen Handschrift liest.
    Du machst dich bereit, aber wofür? Du weißt nicht, wohin das Flirten und die Anrufe führen sollen. Geht es Gabriel genauso? Du wagst es nicht, allzu weit vorauszudenken, möchtest nicht, dass diese Dinge unter dem Brennglas deiner Aufmerksamkeit einfach wegschmelzen, möchtest sie in deinem Leben nicht mehr missen.

54. Lektion In manchen Fällen ist ein täglicher Wechsel von
Strümpfen und Leibwäsche unumgänglich
    Hey, flüsterst du an einem langen Bibliotheksnachmittag und streckst deinen Kopf über die hölzerne Schreibtischtrennwand. Ich bin am Verhungern.
    Geh weg, ich muss arbeiten.
    Jetzt komm schon.
    Er wirft seinen Füller nach dir, mehrere Köpfe recken sich, jemand zischt Pssst! Ab ins Café, sagst du, fasst seinen Arm mit beiden Händen und ziehst fest daran.
    Wie weit bist du denn jetzt?
    Bei der zentralen Szene. Beim Stierkampf. Ich muss gleich weiterschreiben.
    Stirbt der Matador?
    Nein, so was kommt heute nicht mehr vor.
    Aber ich dachte, es wäre eine Art russisches Roulette auf Spanisch, und einer müsste dran glauben.
    Nein, nein, der Sport hat sich gewandelt, die Spannung von früher gibt es nicht mehr, der Stier ist immer der Verlierer. Die Kids wollen jetzt ein spektakuläres Gemetzel in Tarantino-Manier. Alle Schönheit, die im Kampf lag, ist verloren gegangen.
    Alle Schönheit, die im Kampf lag, das erotisiert dich.
    Wie
sollte
der Stier denn sterben?, fragst du.
    So.

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