Bis auf die Haut
besteht, im Zügeln, Zurückhalten, darin seid ihr ja beide längst Experten, seitdem sich eure Hände, als eine Telefonnummer über den Tisch gereicht wurde, den Bruchteil einer Sekunde gestreift haben. In dieselbe Kerbe haust du nun, wenn du verschärft darauf bestehst, dass während der Woche keinerlei Kontakt stattfindet, dass ihr euch nicht die Kleider vom Leib reißt, sobald du durch die Tür kommst, sondern euch zu einer Tasse Tee hinsetzt, dann ziehst du langsam, wie nebenbei deinen Rock hoch, natürlich kein Slip, und spielst ein bisschen an dir herum, während ihr plaudert. Du spreizt die Beine, wölbst den Rücken zurück, beobachtest seine Zerstreutheit, seine Erregung, die ihn schließlich vom Stuhl aufspringen lässt: Du umschlingst seinen Kopf und küsst ihn, wenn du kommst.
Du bringst Gabriel dazu, dich zu erspüren wie ein Blinder, die Geheimnisse deiner innersten Haut zu lesen. Du bringst ihn dazu, seinen Rhythmus zu variieren, tadelst ihn sanft, wenn er zu monoton wird, weihst ihn in die Geheimnisse der Zärtlichkeit, des Entspannens, der Überraschung ein, du lehrst ihn alles, was du selbst bekommen möchtest. Du dirigierst ihn, indem du ihn zwischen deine Schenkel zwängst wie in einen Schraubstock, bis ihre Innenseiten beben und dein Schambein schmerzt, weil du dich ihm so sehr entgegenreckst, bis deine Schenkel noch viele Stunden zittern, nachdem du gegangen bist, und weiter zittern bis in den nächsten Tag hinein.
Gabriel hat immer ein riesiges Bedürfnis nach den Lektionen, er ist erbittert, weil er so viel Lust versäumt hat, hat Angst, dass ihm die Zeit davonläuft. Und es kommt dir vor, als wolle er dich unablässig lieben, um deine Rolle in seinem Leben festzuschreiben, um eure gemeinsame Zeit zu einer fest zementierten Gewohnheit zu machen, die ihr beide nicht mehr beseitigen könnt. Er sagt dir, er wäre so glücklich, so unheimlich glücklich. Er hätte nie gedacht, dass ein so gieriges Verlangen in ihm stecken könnte.
Du nimmst ihn in die Arme, drückst ihn fest an dich und lachst. Du sagst ihm nicht, dass du genauso empfindest.
Du lässt dich nicht antreiben. Du lehnst es ab, euch häufiger zu treffen, schneller voranzugehen: Du möchtest alles langsam auskosten. Du dehnst die Lektionen nie in den Abend aus, obwohl er dich anfleht. Wenn es dunkel wird, müsst ihr abbrechen. Die Lektionen können nur bei Tageslicht stattfinden, es ist, als hättest du Angst, mit Gabriel einzuschlafen, im Morgenlicht wachgeküsst zu werden und dann für immer in seinem Leben gefangen zu sein.
Dir kommt es vor, als hättest du vorher noch nie Lust empfunden. Was dir vorher als Lust galt, war nur eine ausgeschnittene Pappform davon. Denn bisher hast du nie die Dinge in der Hand gehabt; hast nie bekommen, was du wirklich wolltest.
73. Lektion Rathschlag für das Einholen: Erwirb stets den besten Artikel seiner Art
Du willst Gabriels Finger in deinem Arsch spüren, wenn er dich fickt, du sagst es ihm, das wolltest du schon immer ausprobieren. Es gibt so vieles, was du schon immer ausprobieren wolltest, und jetzt hast du einen willigen Partner dafür, der dich nie in Verlegenheit bringen kann, weil er nie Zutritt zu deinem normalen Leben bekommen wird. Und mit seinem Finger im Arsch hast du deinen ersten Orgasmus, während ein Mann in dir ist, und du lächelst breit, kannst gar nicht mehr aufhören: Daran könntest du dich nur allzu gern gewöhnen.
Und dann das Lecken, ganze goldene Nachmittage lang. Es hat bei dir nie so ganz geklappt: Cole vor allem meint immer, er wüsste es besser. Jetzt sagst du Gabriel genau, wo du ihn haben willst, vor allem rund um die Klitoris, du schiebst dir die Finger zwischen die Schamlippen und spreizt sie: Da ragt die Klit prall auf, flammend rot. Du hebst dein Becken und presst seinen Mund auf dich und lässt ihn nicht hochkommen, während sich deine andere Hand ins Laken krallt. Und dann atmet er dich sanft ein und seine Zunge taucht in dich hinein, fährt immer tiefer und tiefer hinab, du wusstest nicht, dass du so nass werden kannst. Er beobachtet dich, als du kommst, betrachtet sein Werk, und du drehst dein Gesicht weg und sagst, nicht schauen, weg mit dir; du möchtest nicht, dass er dich so aufgelöst sieht. Doch er wendet seinen Blick nicht ab und hält die Hände wie im Gebet vor sein ausgelassenes Lächeln.
Aber ich finde dich toll so, sagt er. Einfach toll.
Gabriel hat keine Angst vor deiner Sexualität. Deine Lust schenkt auch ihm Lust, erregt ihn, und
Weitere Kostenlose Bücher