Bis auf die Haut
ihrer Freundinnen sind geschieden, wollen keinen neuen Mann mehr haben, scheinen allein glücklicher zu sein. Die Kinderphase haben sie hinter sich, ebenso die Phase der guten Ehefrau. Aber ist deine Mutter ganz aufrichtig zu dir? Was hat diese Frauen zur Kehrtwendung veranlasst? Wer entscheidet sich schon bewusst fürs Alleinsein? In deinem Erwachsenenleben hast du so viel Energie darauf verwendet, diesem Zustand zu entrinnen.
Was deine Mutter wohl zu dir und deinem geheimen Leben sagen würde? Du fragst dich, ob sie es gut finden würde; ob sie sich Sorgen um Cole machen oder es für das Beste für euch beide halten würde. Er hat sich in letzter Zeit so in seine Arbeit vergraben, dass er die wohlige Laszivität deiner Bewegungen, mit denen du sein Abendessen zubereitest, anscheinend nicht bemerkt. Ihm fällt nicht auf, wie deine Finger genießerisch über deine geschwollenen, geröteten Lippen gleiten, während er fernsieht, plaudert, isst.
Du bist die gute Schauspielerin, die gute Ehefrau; das Versteckspiel ist erstaunlich einfach. Du hast ihm immer schon etwas vorgespielt und es selbst kaum gemerkt. Aber du möchtest mit Cole alt werden – immer noch. Du könntest gut damit leben, wenn du nie wieder mit deinem Mann zu schlafen bräuchtest, außer um ein Kind zu zeugen; dasselbe haben dir schon andere verheiratete Freundinnen gesagt. Cole stellt für dich etwas dar, was über Sex weit hinausgeht: Er gehört zu deinem Lebensplan.
Aber wohin wird sich dann dein Verlangen entwickeln? Wird dieses flüchtige Gefühl irgendwann verlöschen? Oder wird es, einmal entfesselt, bis ins hohe Alter kantig und unzufrieden in dir lauern und nur darauf warten, dass es dich ins Chaos stürzen kann?
Du warst vorsichtig, Cole wird es nie erfahren. Gabriel wird es ihm nie verraten, denn er hat dir ein Geheimnis anvertraut, das ihm den Mund garantiert versiegelt. Wie vorteilhaft ist das Arrangement doch für alle, wie perfekt: Du hast einen Liebhaber gefunden, der alle deine Wünsche erfüllt.
Der nie reden wird.
Der dich erweckt hat.
75. Lektion Schäbiger Handel
Ein Geschenk wie das letzte, das den Vibrator enthielt. Schön verpackt. Handschellen. Keine Nachricht dazu. Du lächelst, brauchst diesmal niemanden mehr zu fragen.
Sie führen zu einer neuen Lektion mit den Bettpfosten. Dein Saft schießt in heftigen, heißen Stößen heraus, ein herrlicher Schock. Deine Stimme wird tiefer, wenn Gabriel in dir ist, sie sinkt um eine Oktave und du hörst erstaunt dieser Frau zu, in die du dich verwandelst.
Analsex, etwas, worüber du immer phantasiert hast. Der Schmerz, das Exquisite, das
Unanständige
daran. Du willst es nicht öfter haben, es soll den Biss nicht verlieren, du willst, dass es eine einzigartige Erfahrung bleibt. Seine Explosivität behält.
Gabriel ist ganz scharf darauf, aber er respektiert deine Wünsche; wenn du nein sagst, gibt er sich damit zufrieden.
Seine Aufmerksamkeit, seine Zielstrebigkeit haben etwas Ästhetisches, du denkst amüsiert, dass er mit der Konzentration eines Mannes lernt, der noch nie am Steuer gesessen ist und seine erste Fahrstunde hat. Er ist so gewissenhaft und dankbar, du kannst es kaum ertragen. Du bringst ihm bei, selbstsicher und überzeugt von sich zu sein, wenn er dich berührt, bringst ihm bei, seine Angst zu verbergen, aber du siehst, dass die Liebe ihm einmal übel mitspielen wird, wenn er sie erlebt, sie wird ihn mit eisernem Griff packen und mit Haut und Haaren verschlingen. Dein Herz blutet schon jetzt für ihn wegen allem, was ihm noch bevorsteht.
Gabriel hat für dich noch nichts von seinem Zauber eingebüßt, auch seine Ehrlichkeit trägt dazu bei. Du liebst es, dass er sich wie ein Schneekönig freut, wenn du kommst, du beobachtest so gern seine verzückten Augen, die über sich selbst nicht weniger staunen als über dich. Du bringst es nicht über dich, ihm zu gestehen, dass so vieles auch für dich Neuland ist, dass du zu Beginn der Lektionen in manchem genauso jungfräulich warst wie er. Dass alles, was du willst, dir schon so lange im Kopf herumspukt, du es aber nie ausgesprochen hast.
Im Gegensatz zu deiner elisabethanischen Dame mit der selbstbewussten Stimme. Durch dein rauschendes Blut hörst du sie begeistert flüstern: Wage dich weiter, tiefer, kehr nicht um.
Es gibt viele Weiber, die nicht ihrer Tugenden, sondern ihrer Laster und Unvollkommenheiten halber bewundert werden.
76. Lektion Wenig Weiber gehen durchs Leben, ohne zur Pflege eines Verwandten
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