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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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eignen,
zum Beispiel Bewegungsspiele, Scharaden und derley mehr
    Doch manchmal kommt es wieder zu einem Einbruch, meist morgens um die Zeit, wenn Gabriel immer anrief. Ein Phantomschmerz wie bei einem Kriegsveteranen, dem ein Bein amputiert wurde. Wenn du die Lebendigkeit jener Zeit des Lehrens wieder spüren möchtest.
    Unter deiner Haut macht sich wieder das Verlangen breit.
    Jene Nachmittage, die ihr ausgeschlürft habt wie frische Austern, waren so voller Leben. Und gegen Ende, eine Woche vor eurem Bruch, gab es einen Moment, als er deine Zehen hielt und sagte, er wolle dich nicht verlieren; denn du wärest für ihn gleichbedeutend mit Sex überhaupt, die Verkörperung von Sex. Seine Ehrlichkeit überrollte dich wie eine Brandungswelle, die dich auf den harten Sand niederwarf, und du hast gestottert und gelacht, alle Frauen hätten Sex in sich, nicht nur du, er müsse ihn nur hervorlocken. Er bräuchte nur zuzuhören. Zu fragen. Zu lernen. Eine Welt würde sich ihm auftun. Und er verschloss sich wieder und nickte, natürlich, du hast ja Recht, und küsste dich behutsam, zitternd sogar, als stünden ihm plötzlich diese Küsse gar nicht mehr zu.
    Morgens um die Zeit, zu der er sonst immer anrief, wirst du nun manchmal wankend, du fragst dich, ob du nicht zu schroff gewesen bist. Schon bei diesem vorletzten Mal, als du zum Abschied seinen Kopf zwischen deine Hände nahmst, wurde dir klar, dass du dabei warst loszulassen; obwohl du den Gedanken nicht ertragen konntest, dass ihr euch so bald schon trennen müsstet.

95. Lektion Moralische Unzulänglichkeiten bey einer Mutter
sind höchst beklagenswert
    In der siebten Woche zwingt dich dein Baby, dich vor der Post auf dem Gehweg zu übergeben und ein weiteres Mal vor dem Zeitschriftenladen, du schaffst es nicht einmal mehr bis zum Rinnstein; wie ein Hund die Laternenpfosten, markierst du dein Revier. Aber es ist eine freudige Übelkeit, wenn es denn so etwas gibt – das Zeichen, dass dein Baby kräftig in dir heranwächst.
    Schon jetzt bewirkt es große Veränderungen in dir. Du hast unbezwingbare Gelüste nach frischem Fleisch und Reiswaffeln und rohem Gemüse, Obst und Milch. Vom Rotwein und fettem Käse, deiner geliebten Erdnussbutter und Leberpasteten dagegen zerrt es dich weg. Es verdirbt dir die Lust an Schokolade, das schlaue Ding. Treibt dich stattdessen zum Gefrierschrank, zu den Eiswürfeln, die du in wahnwitziger Gier zwischen den Zähnen zerknackst.
    Und jetzt sind wir zu dritt, sagt Cole eines Nachts leise und staunend im tiefen Dunkel. Ja, antwortest du, ja, und du denkst an deine seltsamen Motive, dieses Kind zu empfangen, an seinen rasenden, von Panik getriebenen Blitzstart ins Leben. Du denkst an Theo. Ob sie genauso schnell schwanger geworden ist wie du, ob auch sie von Glückshormonen überflutet wird? Irgendwie ist es ein seltsames Gefühl, auf diese Reise zu gehen, ohne sie in deiner Nähe zu haben.

96. Lektion Licht und Luft sollten in Fülle zugänglich seyn
    Der Anrufer hängt ein, sodass du auf dem Anrufbeantworter nur ein Klicken hörst, und nachdem dich das einmal zu viel genervt hat, gehst du ans Telefon. Am anderen Ende Schweigen, dann wird der Hörer langsam aufgelegt.
    Auf solche Spielchen hast du keine Lust, dafür fehlt dir die Zeit, du hast jetzt anderes zu tun.
    Dann kommt ein weiterer Brief. Er wurde dir in den Briefkasten gesteckt, trägt keinen Poststempel. Du weißt nicht einmal, ob du ihn überhaupt öffnen willst, du hältst den Umschlag an einer Ecke hoch wie ein Detektiv ein Beweisstück, spielst mit dem Gedanken, ihn einfach wegzuwerfen.
    Ich bin’s. Ich kann so nicht weitermachen, es tut mir Leid. Ich wünschte, wir hätten Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden.
    Das ist alles. Du zerknüllst den Brief und wirfst ihn in den Müll. Dann wendest du dich wieder deinem Schwangerschaftsbuch zu.

97. Lektion Fieber durch Unreinlichkeit verschuldet mehr Todesfälle
als Kriege oder Hungersnöthe
    Du streckst dich auf dem Sofa im Wohnzimmer aus, allein, zum Pflücken reif.
    Cole schläft im Schlafzimmer.
    Nun, da man dir die Schwangerschaft ansieht, scheut er vor Intimitäten zurück, hat Angst, es könnte dem Baby schaden, außerdem findet er die Vorstellung, mit einer schwangeren Frau zu schlafen, abstoßend. Diese Demi Moore auf dem Cover von
Vanity Fair
, einfach unappetitlich, sagte er.
    Und so bist du allein im Wohnzimmer und deine Finger gleiten nach unten zwischen deine Schenkel, kreisen und tupfen und tauchen hinein,

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