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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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jemand war, der von ihm bel ä stigt wurde, wer dann? « Miss Georgia verdrehte die Augen und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Schlie ß lich fiel der Groschen. » Die Eltern.« Dann dachte ich an meine Enkels ö hne und wie w ü tend ich werden w ü rde, wenn jemand sie bel ä stigen w ü rde. » Oder die Gro ß eltern.« Und dann dachte ich an Art und seinen klammheimlichen Zorn auf die P ä dophilen, die er tagaus, tagein jagte, und was er mir ü ber den Beamten erz ä hlt hatte, der Craig Willis dabei erwischt hatte, wie er Joey Scott bel ä stigte. Ich ü berlegte, was es wohl bei diesem Beamten ausgel ö st hatte, dass Willis ohne Prozess wieder freigelassen worden war. » Oder ein frustrierter Polizist.«
    Miss Georgia strahlte mich an. » Jetzt arbeitet Ihr gro ß er alten Sch ä del auf Hochtouren, Dr. Bill.« Sie trank noch einen Schluck durch den Strohhalm und runzelte dann die Stirn ü ber den d ü nnen Plastikhalm. » Ich erhalte keine Befriedigung durch diesen Halm. Ich bin wohl ein bisschen au ß er Ü bung, hab lange nichts mehr gelutscht.« Sie zwinkerte mir zu, spitzte die Lippen und schloss sie wieder um den Strohhalm. » Oh, zum Teufel damit «, sagte sie schlie ß lich mit heiserer Stimme, zog den Strohhalm heraus und lie ß ihn auf den Tisch fallen, hob das Glas und leerte es in drei Schlucken, bei denen ihr Kehlkopf m ä chtig auf und ab h ü pfte. Dann stellte sie das Glas ab und sah mich mit einem Ausdruck an, den ich in ihrem Gesicht noch nie gesehen hatte: sch ü chtern, ver ä ngstigt und vollkommen frei von jeglicher Dramatik und Affektiertheit, hinter denen sie sich so oft versteckte. » Dr. Bill, k ö nnte ich Sie etwas fragen? Etwas sehr Pers ö nliches? «
    Ich hatte keine Vorstellung, was noch pers ö nlicher sein konnte als einige der Gespr ä chsthemen, die Miss Georgia bereits mit Hingabe abgehandelt hatte. » Nur zu.«
    » Ich habe mich operieren lassen. Ich habe mir diese Titten machen lassen. Vielleicht ist Ihnen das aufgefallen? « Ich nickte wieder. » Als ersten Schritt, wissen Sie, um zu sehen, wie es ist, eine richtige Frau zu sein.«
    » Und? «
    » Ich glaube, ich m ö chte den Rest des Weges auch noch gehen.«
    » Bedeutet der ›Rest des Weges‹, was ich glaube, was es bedeutet? «
    » Falls Sie an Lorena Bobbit denken, dann ja «, sagte sie. Dann sch ü ttelte sie den Kopf. » Eigentlich ist es noch komplizierter. Man nennt es ›operative Geschlechtsanpassung ‹ , und dabei wird nicht nur einfach alles abgeschnitten. Sie schlitzen einen auf und wenden alles von au ß en nach innen und stopfen auch was rein. Sie leeren den Hodensack und nehmen den gr öß ten Teil des hydraulischen Rohrs raus, falls Sie verstehen, was ich meine. Aber sie machen einem daf ü r eine Vagina und sogar eine kleine Klitoris, mit Nervenenden und allem.« Ihr Blick wurde ganz sehns ü chtig. » Ich habe Fotos gesehen; ich k ö nnte aussehen wie eine richtige Frau. Und auch lieben wie eine richtige Frau. Ich k ö nnte alles haben, au ß er eine Periode und nat ü rlich Babys, aber wer will sich schon damit abgeben? «
    » Das klingt nach einem ziemlich drastischen chirurgischen Eingriff «, sagte ich. » Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie das wollen? «
    » Ganz sicher, Dr. Bill. Ich versuche schon seit der Pubert ä t, aus diesem m ä nnlichen K ö rper rauszukommen. Er passt mir einfach irgendwie nicht richtig, wissen Sie? «
    » Nun, ich wei ß es nicht, aber ich sch ä tze, Sie wissen es «, sage ich. » Aber Sie wollten mich etwas fragen? «
    » Es gibt in Knoxville am Unikrankenhaus einen plastischen Chirurgen, der ziemlich gut sein soll «, sagte sie. »Er hat in Frankreich bei dem Arzt gelernt, der diese ausgefallenen Operationen als Erster durchgef ü hrt hat.« Sie z ö gerte. » Ich habe vor einer Weile einen Termin gemacht. Wenn ich raufkomme und das machen lasse …« Sie schwieg.
    » Ja? «
    » W ü rden Sie mich im Krankenhaus besuchen, Dr. Bill? «
    Ich lachte. » Das ist alles? Das haben Sie sich kaum getraut, mich zu fragen? G ü tiger Himmel, Miss Georgia. Keine zehn Pferde k ö nnten mich daran hindern.«
    Als wir das Deli verlie ß en und zu meinem langweiligen wei ß en Auto zur ü ckgingen, nahm Miss Georgia meinen Arm. Und als ich einstieg, beugte sie sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich gab ihr ebenfalls einen. Ihre Wange war weich und zart – wie die einer richtigen Frau –, und es war der menschlichste, mitf ü hlendste, tr ö stlichste

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