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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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«
    » Wir haben die Leiche identifiziert «, sagte er. » Folglich sind wir die besten Boten. Wir sind gewisserma ß en Zeugen des Todes; wir sind die beiden Menschen, die aus erster Hand und mit absoluter Sicherheit wissen: ›Der Mann, der Ihren Sohn bel ä stigt hat, ist tot, und so ist er gestorben.‹ Abgesehen davon «, f ü gte er hinzu, » ist es das einzig Richtige, es ihnen pers ö nlich zu sagen, und wir sind die einzig anst ä ndigen Kerle, die mir im Augenblick einfallen.«
    Mir fielen da noch ein paar andere ein, doch ich kannte Art gut genug, um zu wissen, dass er einen Entschluss gefasst hatte. Und seine Argumente waren, wenn auch nicht unbedingt logisch, so doch emotional zwingend. » Okay «, f ü gte ich mich. » Wann? «
    » Tiffany kommt erst in zwei Stunden von der Schule und dem Cheerleadertraining nach Hause «, sagte er. » Wie w ä re es, wenn ich dich in einer halben Stunde im B ü ro abhole? Dann kann ich vorher noch in Chattanooga anrufen.«
    » Soll ich unten am Tunnel bei der Endzone warten? «
    » Ich rufe dich an, wenn ich auf den Stadium Drive fahre «, sagte er. » Dann hast du genug Zeit, dir die Knochenkr ä tze von den H ä nden zu waschen und runterzukommen.«
    Eine halbe Stunde sp ä ter rief er wieder an. » Okay, ich bin gerade vom Neyland Drive auf den Lake Loudon Boulevard abgebogen und fahre jetzt aufs Stadion zu. Hey, was ist denn in der Thompson-Boling-Arena los? Ein Wald von Fernseh-Trucks.«
    » Eine Kreationisten-Demonstration «, sagte ich ungl ü cklich. » Ich meine nat ü rlich › Intelligente Sch ö pfung‹. Oh, und danke, dass du mir Salz in die Wunde reibst.«
    » Tut mir leid «, sagte er. » Das n ä chste Mal nehme ich Zitronensaft. Oder vielleicht Zitronentorte.« Er schnaubte vor Lachen.
    » Tsch ü ss «, sagte ich und legte auf. Ich verschwand noch kurz in der an mein B ü ro angrenzenden Toilette – n ü tzliches Ü berbleibsel aus dem fr ü heren Leben der Stadium Hall als Studentenwohnheim –, dann schloss ich ab und eilte die Treppe hinunter.
    Als ich aus dem Geb ä ude trat, kam Art auch schon um das Ende des Stadions herumgefahren und hielt am Maschendrahttor zum Endzonentunnel. Er fuhr ein Zivilfahrzeug, einen grauen Impala, den ich noch nie gesehen hatte. Im Gegensatz zu dem verbeulten wei ß en Sedan, den er normalerweise fuhr, hatte dieses Auto einen gl ä nzenden Lack und saubere Polster, und das Innere stank nicht nach versch ü ttetem Kaffee und kaltem Zigarettenrauch, wie Polizeiautos oft riechen. » H ü bsche Felgen «, sagte ich. » Wie kommst du denn zu einem feinen Ross? «
    » Hab den Chef erpresst «, sagte er. » Allerdings nicht mit Absicht. Er fragte mich letzte Woche, wie es mit der verdeckten Ermittlung liefe, und ich sagte: ›Ziemlich gut, Chef; ü brigens, ich sehe, dass Sie ebenfalls ein paar verdeckte Ermittlungen auf gewissen Webseiten durchf ü hren.‹ Zum Teufel, ich hab nur Spa ß gemacht, aber er wurde knallrot und brach in Schwei ß aus. Als N ä chstes bekam ich einen Anruf vom Fuhrpark, ich solle vorbeikommen und meine alte Kiste gegen den hier eintauschen. Ich glaube, du hattest recht «, f ü gte er hinzu.
    » Womit? «
    » Das Gl ü ck beg ü nstigt den vorbereiteten Geist.«
    » Ich glaube nicht, dass Louis Pasteur Internetpornografie und unbeabsichtigte Erpressung im Sinn hatte, als er das sagte.«
    » Nein, aber ich f ü hle mich besser, dass ich dieses Auto fahre, wenn ich etwas Intellektuelles zitieren kann, um mein Gl ü ck zu rechtfertigen.«
    » Glaubst du, dass der Chef wirklich auf das ganz grobe Zeug steht? «
    » Nein «, sagte er, » er ist ein anst ä ndiger Kerl. Aber er ist ein Kerl. Der Prozentsatz von erwachsenen M ä nnern mit Internetanschluss, die noch nie eine Pornoseite besucht haben, ist ungef ä hr so hoch wie der Prozentsatz von erwachsenen M ä nnern, die sich noch nie einen runtergeholt haben.«
    » Hm «, meinte ich. » Wieder einmal finde ich mich au ß erhalb des Mainstreams.«
    » Von welchem sprichst du? Nein, sag’s mir nicht – ich will’s nicht wissen.«
    Art fuhr jetzt auf dem Broadway nach Norden in Richtung des Broadway Jewelry & Loan. Ein paar Blocks vor dem Einkaufszentrum jedoch bog er nach links auf die Glenwood Avenue und dann wieder links in die Scott Avenue. Ein Schild an der Ecke zeigte an, dass wir jetzt in Old North Knoxville waren. Die Scott Avenue war, wie die meisten Stra ß en in der Gegend, im Wandel begriffen. Dies hier war einst eine elegante

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