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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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ü beln. Zum Gl ü ck rief mich einer dieser Menschen jetzt an. » Hier ist Art «, sagte er. » Ich habe gerade das von Jess Carter geh ö rt. Es tut mir leid, Bill. Ich wei ß , dass du sie sehr gemocht und respektiert hast.«
    » Ja. Und mehr als das. Wir hatten … zum Teufel, Art, ich wei ß nicht mal, wie ich es nennen soll … wir hatten gerade angefangen, zarte Bande zu kn ü pfen, k ö nnte man sagen.«
    » Romantische Bande? «
    » Ja.«
    » Wow «, sagte er. » Verdammt. Ich wette, das h ä tte euch beiden gutgetan.«
    » Ich glaube auch. Hat sehr sch ö n angefangen, obwohl ich nicht wei ß , ob sie so richtig ü ber ihre Scheidung hinweg war. H ä tte auch kompliziert werden k ö nnen. Aber es h ä tte auch ziemlich schnell wieder richtig glattlaufen k ö nnen. Sch ä tze, das werden wir jetzt nie erfahren.«
    » Mann «, sagte er. » Ich dachte vorher schon, es t ä te mir leid, die Nachricht zu h ö ren. Aber jetzt tut es mir erst richtig leid. Kann ich irgendetwas f ü r dich tun? «
    » Im Augenblick f ä llt mir nichts ein. Ich muss morgen fr ü h zu einer Vernehmung zur Polizei.«
    » Warum haben sie dich vorgeladen, statt in deinem B ü ro mit dir zu reden? «
    » Ich sch ä tze, weil ich die Leiche gefunden habe.«
    » Du? «
    » Ja. Ich Gl ü cklicher. Es war schlimm, Art. Sie war nackt, und sie war an die Leiche gefesselt, die wir zu Forschungszwecken an den Baum gebunden haben. Als h ä tte sie Sex mit der Leiche.«
    » Der Schei ß kerl.«
    » Ja, der Schei ß kerl. Schau, Art, ich muss jetzt. Danke, dass du angerufen hast.«
    » Wenn du etwas brauchst, dann pieps mich an. Auch mitten in der Nacht. Besonders mitten in der Nacht. Kann gut sein, dass es dich dann am h ä rtesten trifft.«
    B ö se Vorahnungen sagten mir, dass er damit wahrscheinlich recht hatte.

26
    Ich hätte nie gedacht, dass ein Tag so langsam verschleichen k ö nnte. Andererseits h ä tte ich auch nie gedacht, dass die Dinge eine so beklemmende Wendung nehmen w ü rden, wie sie sie vor zehn Stunden auf der Body Farm genommen hatten. Was ich dachte, hatte keinerlei Beziehung mehr zur Wirklichkeit.
    Miranda schrubbte den Oberschenkelknochen, als w ü rde ihr Leben – oder sogar ihr Doktortitel – davon abh ä ngen, dass sie s ä mtliche Molek ü le des weichen K ö rpergewebes entfernte, bevor sie den Knochen zum Kochen in den Mazerationskessel legte. Wir arbeiteten inzwischen seit einer Stunde im F ä ulnisraum des Leichenschauhauses, um die Knochen der Leiche, die wir an die Kiefer gefesselt hatten, vom Gro ß teil des weichen K ö rpergewebes zu befreien. Die Leiche, die Jess’ Leiche auf so obsz ö ne Art umarmt hatte.
    Garland Hamilton hatte Jess’ Leiche am Mittag her ü bergebracht, und um halb f ü nf hatte die Polizei den Tatort freigegeben. Um f ü nf waren s ä mtliche Polizisten und Einsatzfahrzeuge verschwunden, und damit auch die Fernsehteams. Sobald der Parkplatz sich geleert hatte, waren Miranda und ich im institutseigenen Pick-up an das Tor gefahren, hatten die Ü berreste der aufgeh ä ngten Leiche eingesammelt und sie in den F ä ulnisraum gebracht, um sie zu bearbeiten. Irgendwie machte ich dieses Forschungsprojekt f ü r Jess’ Tod verantwortlich, und ich wollte mich und die Einrichtung von dessen s ä mtlichen Spuren befreien. Abgesehen davon war Jess tot, und wir hatten den Todeszeitpunkt von Craig Willis bestimmt: rund eine Woche, bevor die ü bel zugerichtete Leiche von einem Wanderer auf dem Steilufer im Prentice Cooper State Forest gefunden worden war.
    Weder Miranda noch ich sagten ein Wort, w ä hrend wir arbeiteten. F ü r mich waren der Schock und die Trauer ü ber Jess’ Ermordung einfach zu viel. Ich war versunken, es fehlte nicht viel, und ich w ü rde untergehen; und selbst die einfachste Handlung – eine T ü r ö ffnen, einen Lichtschalter bet ä tigen, einen Satz sprechen – war fremd, r ä tselhaft und erm ü dend. Miranda hatte Jess nicht ann ä hernd so gut gekannt wie ich; wom ö glich schwieg sie aus R ü cksicht auf den Schmerz, den ich ausstrahlte, vielleicht war sie selbst auch so durcheinander, dass ihr nicht nach reden war. Mit dem Tod in Ber ü hrung zu kommen scheint die Menschen gewisserma ß en zu kondensieren, ä hnlich wie ein paar Gl ä schen zu viel: Die Gemeinen werden gemeiner, die Traurigen fangen an zu flennen, die Gespr ä chigen h ö ren einfach nicht mehr auf zu reden. Es ü berraschte also nicht weiter, dass zwei introvertierte Wissenschaftler

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