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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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um, fand aber nichts. In der langen Scheune schaltete ich das Licht ein und starrte eine der fernen Pappsilhouetten an, die als Zielscheiben dienten. Ich schaltete die MP5 auf Dauerfeuer und drückte ab. Nach nicht mal drei Sekunden war das Magazin leer. Vom Pappkameraden existierten nur noch die Beine.
    Bel stand vor der Küchentür und schrie meinen Namen.
    »Alles in Ordnung«, sagte ich, als ich aus der Scheune kam. »Es ist alles in Ordnung.« Sie legte die Arme um mich und weinte wieder. Ich hielt sie fest, küsste sie, flüsterte ihr Beruhigendes zu. Und dann bemerkte ich, dass ich selbst weinte. Max war... Ich kann nicht sagen, dass er mir wie ein Vater gewesen war; ich habe immer nur den einen Vater gehabt, und der hatte mir vollauf genügt. Aber er war ein Freund gewesen, vielleicht der engste, den ich je besessen hatte. Nach den Tränen spürte ich keinen Zorn mehr, sondern etwas Schlimmeres: die kalte schleichende Erkenntnis, was ich zu tun hatte.
    Bel putzte sich die Nase und sagte, sie wolle ein paar Schritte laufen, also ging ich wieder ins Haus. Viele Spuren hatten sie nicht hinterlassen. Das Erbrochene und das Geschirrtuch fand ich auffällig, aber das war’s auch schon. Warum hatten sie den Kopf bedeckt? Ich begriff es nicht. Ich ging nach oben und sah mich um. Die Schlafzimmer waren unberührt. Das konnten keine Einbrecher gewesen sein.
    Natürlich nicht. Ich wusste, wer es gewesen war. Die Amerikaner. Und entweder hatte Max geredet, oder sie hatten sich die Sache irgendwie selbst zusammengereimt, oder einer der Disciples of Love in Oban hatte ihnen Bescheid gegeben. Die erste Möglichkeit erschien mir am wenigsten wahrscheinlich: Max hätte nicht geredet - nicht, wenn er dadurch Bel in Gefahr gebracht hätte. Aber was das Selbstzusammenreimen anging... wenn Hoffer das geschafft hatte, warum dann nicht auch sie?
    Als ich wieder nach unten stieg, war Bel immer noch nicht zurück. Ich ging hinaus auf den Hof, konnte aber nichts hören.
    »Bel?«
    Aus der langen Scheune ertönte ein Geräusch, als würde etwas herumgeschoben werden.
    »Bel?«
    Ich musste zum Wagen, um mir ein neues Magazin zu holen. Als es eingerastet war, standen mir dreißig Schuss zur Verfügung. Ich schlich mich leise an die Scheune heran, schaute hinein und sah, dass jemand eine Schicht Stroh vom Zementboden geräumt hatte, so dass eine große doppelte Falltür zu sehen war, die jetzt offen stand. Die Falltür war der Eingang zu einem unterirdischen Bunker. Eine Holztreppe führte hinab, und eine nackte Glühbirne spendete unten das einzige Licht. Bel kam gerade die Treppe herauf. An jeder Schulter hing ihr ein Gewehr, ein paar Pistolen steckten im Bund ihrer Jeans, und in der Hand hielt sie, wie ich, eine MP5.
    »Willst du ein bisschen üben?«, fragte ich sie.
    »Ja, mit lebenden Zielen.« Ihre verquollenen Augen hatten einen irren Ausdruck. Ihre Nase lief, und sie wischte sie sich ständig mit dem Handrücken ab.
    »Wut ist der Feind, Bel.«
    »Wer hat dir das denn erzählt?«, fragte sie verächtlich. »Irgend so’n Zenmönch?«
    »Nein«, sagte ich leise, »mein Vater... und deiner.«
    Ich sah, wie ihre Schultern nach unten sackten.
    »Keine Sorge«, fuhr ich fort, »du sollst deine Rache bekommen. Aber wir planen sie zuerst, okay?« Ich wartete, bis sie genickt hatte. »Außerdem«, fügte ich hinzu, »hast du was vergessen.«
    »Was?«
    »Munition.«
    Als sie erkannte, dass das stimmte, brachte sie ein kleines Lächeln zustande. Ich nickte, um ihr zu zeigen, dass sie sich gut hielt.
    »Du brauchst momentan keine Artillerie«, fuhr ich fort. »Was du brauchst, ist dein Gehirn. Dein Gehirn... und deinen Reisepass.«
    »Meinen Reisepass?« »Nur für alle Fälle«, sagte ich. »Jetzt geh und pack ein paar Sachen zusammen. Liegen da unten noch mehr Maschinenpistolen?«
    »Ich weiß nicht. Warum fragst du?«
    »Ich brauch ein bisschen Übung, das ist alles.« Ich stieg die Treppe hinunter, bis ich von Waffen umgeben war, wohl verwahrt in ihren eingefetteten schwarzen Metallkisten. Man kam sich vor wie in einer Kapelle.
     
    Wir brauchten eine Weile, um alles auf die Reihe zu kriegen. Uns war klar, dass wir nicht die Polizei rufen, die zuständigen Behörden benachrichtigen oder sonst was in der Art tun konnten. Ich fragte Bel zwar, ob sie nicht lieber dableiben wollte, aber sie weigerte sich empört. Also taten wir, was wir tun mussten. Der Boden des nächstgelegenen Feldes war nicht allzu hart. Trotzdem war es schon richtig

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