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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dunkel, als wir das Grab endlich ausgehoben hatten, und das Ergebnis war keine Glanzleistung. Ich wusste, dass man mit gutem Grund normalerweise zwei Meter tief grub: Eine deutlich geringere Tiefe führte zu einer Verwerfung des Bodens, so dass das Erdreich über dem Leichnam nicht eben blieb, sondern sich mit der Zeit aufwölbte. Wir hatten lediglich einen knappen Meter tief gegraben. Aber wir konnten ihn später immer noch neu bestatten.
    »Tut mir leid, Papa«, sagte Bel. »Ich weiß, dass du es mit dem Christentum nie so gehabt hast, aber etwas Besseres als das hättest du dir wahrscheinlich schon gewünscht.« Sie sah mich an. »Er hat jahrelang gegen diesen Krebs gekämpft. Er war auf den Tod gefasst, aber nicht auf so einen.«
    »Komm«, sagte ich, »sehen wir zu, dass wir in Bewegung bleiben.«
    Das war nicht weiter schwer. Wir mussten fertigpacken und dann das Haus abschließen. Mit dem Wohnzimmer konnten wir nicht viel machen, also ließen wir es einfach so, wie es war. Bel glaubte sowieso nicht, dass irgendjemand vorbeischauen würde. Was sie an Post bekamen, blieb auf dem Postamt liegen und wurde immer dann abgeholt, wenn sie sich gerade in der Stadt aufhielten.
    »Es könnte eine Weile dauern, bis wir wieder hier sind«, warnte ich sie.
    »Schon okay.«
    Ich ließ die MP5 nie ganz aus den Augen, wusste, dass sie jeden Augenblick zurückkehren konnten. Ich würde bereit sein. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mich aus Max’ Bunker zu bedienen und ein bisschen aufzurüsten, aber ich wusste, dass es nichts gebracht hätte. Also sperrte ich die Falltür wieder zu und bedeckte sie mit Stroh. Das Haus war inzwischen auch abgeschlossen und die Zeitschaltuhr für die Innenbeleuchtung eingestellt. Ich ging über den Hof zur Feldmauer und sah Bel am Grab stehen.
    »Wir müssen, Bel«, sagte ich.
    »Er konnte diesen Ort nicht ausstehen«, meinte sie leise. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie atmete tief ein und wieder aus. »Tschüs, Papa. Ich bin bald wieder da.« Selbst für mich klang es nicht so, als ob sie es ernst meinte.
    Wir fuhren auf die A 1 und hielten beim ersten Hotel, das wir fanden. Ich nahm nicht an, dass wir sonderlich viel schlafen würden, aber wir waren erschöpft und verdreckt und mussten aus unseren verschwitzten Sachen. Diesmal nahmen wir ein Doppelzimmer, was keinen von uns beiden überraschte. Als Erste stieg Bel in die Wanne. Ich seifte ihr schweigend Rücken und Schultern ein und rubbelte sie dann mit dem Handtuch trocken. Sie ging ins Schlafzimmer zurück, während ich neues Wasser einließ. Ich lag mit geschlossenen Augen in der Wanne, als sie plötzlich vor mir stand.
    »Beeil dich, Michael, ich brauch dich«, war alles, was sie sagte.
    Wir liebten uns erst wie Ausgehungerte und dann zärtlicher, als ich es je für möglich gehalten hätte. Sie weinte ein bisschen, aber als ich versuchte, mich von ihr zu lösen, wollte sie mich nicht loslassen. Das einzige Licht in dem Zimmer kam von der Außenbeleuchtung des Hotels. Ich glitt mit beiden Händen über Bels Rücken, spürte die einzelnen Knochen ihrer Wirbelsäule. Eine kleine Weile fühlten sich meine Hände nicht wie die Hände eines Killers an.
     
    Wir standen früh auf und ließen das Frühstück ausfallen.
    Auf der Schnellstraße nach Süden fragte sie mich, wie es weitergehen solle. Ich sagte es ihr. Sie war nicht sonderlich von meinem Plan überzeugt, aber auch nicht in der Verfassung, mit eigenen Ideen aufzuwarten. Der Verkehr nach London hinein glich einer Schlammflut, die sich in ein enges Abflussrohr zu zwängen versuchte. Bel trug ein Kopftuch und eine Sonnenbrille. Ich wusste, dass ihre Augen gerötet waren, als hätte sie Heuschnupfen. Und Heuschnupfen würde die Ausrede sein, falls jemand fragen sollte. In London angelangt, ließen wir den Maestro auf einem Parkplatz für Langzeitparker stehen und holten unser Gepäck aus dem Kofferraum.
    Die MP5 ließ ich liegen, meinen Regenmantel nahm ich jedoch mit.
    Wir fuhren mit dem Taxi nach Knightsbridge. »Ich bin in fünf Minuten zurück«, sagte ich zum Fahrer, als wir vor dem Bankgebäude standen. Dann, zu Bel: »Warte hier.«
    Sie starrte mir nach, als ob sie mich niemals wiedersehen würde.
    In der Bank gab es die üblichen Sicherheitschecks, bevor ich in ein kleines Zimmer geführt wurde. Die Einrichtung bestand aus einem Tisch und zwei Stühlen. An den Wänden hingen gerahmte Ansichten vom viktorianischen London, und auf dem Tisch lagen ein paar Broschüren,

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