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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Also folgte ich ihm dorthin und bat ihn, mir schießen beizubringen, erst mit der Pistole, später mit dem Gewehr. Damit ich keine Blutergüsse an der Schulter bekam, ließ er mir von meiner Mutter ein kleines Kissen nähen, ein Schutzpolster. Ich benutze es noch heute.
    Meine Mutter war gegen die ganze Sache, aber gegen meinen Vater konnte sie sich nie durchsetzen. Es dauerte ein paar Jahre, bis ich ihn schlagen konnte. Ich weiß nicht, ob seine Augen schlechter wurden oder seine Zielhand unsicherer oder ob es einfach daran lag, dass ich besser wurde. Als ich schließlich mein Elternhaus verließ, verließ ich es als Scharfschütze.
    Ich war schon immer ein guter Schüler gewesen und landete schließlich auf der Universität, blieb da allerdings nicht lang. Danach folgte eine Reihe von beruflichen Sackgassen, Jobs, die mir viel Zeit für mich selbst ließen. Ich arbeitete in einer Bibliothek, dann in einigen Buchläden und ergatterte schließlich einen tollen Job bei einem Kajakverleih im Lake District. Leider war auch damit Schluss, als mein Chef erfuhr, dass ich Bluter war. Er meinte, die Arbeit sei zu gefährlich und ich ein zu großer Risikofaktor.
    War es ein Wunder, dass ich keinen Job lange behielt? Der einzige Ort, an dem ich mich wohl fühlte, war der Schießstand. Ich trat Schützenvereinen bei und nahm an Wettbewerben teil. Ein paarmal ging ich sogar auf die Jagd, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Dabei lernte ich einen Mann namens Holly MacIntyre kennen. Er schwor Stein und Bein, das sei sein wirklicher Name. Seine Freunde nannten ihn »Mad Dog« MacIntyre. Er war ein Schrank von einem Mann mit einem Kopf wie ein Stier und kurz geschorenen Haaren, die über den Ohren schon grau wurden. Er hatte hervorstehende, rot geränderte Augen, als hätte er zu viel Zeit in gechlorten Swimmingpools verbracht, ging keinem Streit aus dem Weg und fing gelegentlich selbst einen an, aus reinem Spaß an der Sache. Er erinnerte mich an einen Rugbystürmer.
    Holly kannte meinen Vater von früher, und er hatte mich ein paarmal beim Schießen beobachtet. Damals war er schon lange nicht mehr bei den Streitkräften und arbeitete, wie er es formulierte, als »Sicherheitsberater« für eine Reihe von Staaten; für welche, konnte er mir allerdings nicht sagen. Im Klartext hieß das, dass er ein Söldner war, Anführer einer Gang von rund einem Dutzend Männern, die man sich beliebig kaufen konnte, die, wenn der Preis stimmte, an jeden Ort der Welt gingen und jeden dahergelaufenen zerlumpten Haufen ausbildeten. Mad Dog war auf der Suche nach frischem Blut.
    Ich sagte ihm, meines könne er nicht haben, und erklärte ihm, warum.
    »Ist das alles, was dich davon abhält?«, fragte er. »Mann, ich könnte dich trotzdem gut gebrauchen.«
    Ich fragte ihn, als was.
    »Als Sniper, mein Junge. Heckenschütze. Ich platzier dich auf einem Baum und lass dich dort. Nett und gemütlich, keine Schrammen oder blauen Flecken, keiner würde wissen, dass du da bist. Du bräuchtest nichts anderes zu tun, als sie abzuballern, sobald sie sich blicken lassen.«
    »Wen abballern?«
    »Na Scheiße, den Feind natürlich.«
    »Und der wäre?«
    Er beugte sich vertraulich vor und zischte mir mit seinem Whiskyatem zu: »Wer immer du willst!«
    Ich lehnte sein Angebot ab, aber erst nachdem er mich mit ein paar Leuten bekannt gemacht hatte, die sich später als nützlich erweisen sollten. Damals war ich ein regelrechtes Militärgroupie. Ich verbrachte gern meine Freizeit mit Soldaten und Veteranen, mit jedem, der eine vergleichbare Herkunft hatte und meine Wertvorstellungen teilte. Ich wusste, in welche Pubs und Klubs, in welche Fitnessstudios ich gehen musste, um sie zu treffen. Ich wusste, wo gelegentlich Wochenendschießveranstaltungen stattfanden. Diese Events waren keine Paintballspiele oder Ballereien auf irgendwelche steinalten Füchse. Sie fanden heimlich statt, weitab von jeder menschlichen Ansiedlung, wo man beliebig viel Krach machen konnte, ohne dass jemand einen hörte. Ich schloss Wetten ab. Eine Münze wurde hochkant auf die Motorhaube eines Autos gestellt, und jemand saß im Auto mit der Hand am Entriegelungshebel. Wenn das Signal gegeben wurde, musste ich die Münze treffen, bevor die Motorhaube aufschnappte.
    Ich war der Star der Gesellschaft, wusste aber, dass ich allmählich zu einer Zirkusnummer wurde - schlimmer noch, zu einer Kuriosität, einem Freak. Also unternahm ich etwas dagegen. Ich legte mir einen Lebensplan zurecht,

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