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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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las Bücher und unternahm Reisen. Drei Dinge waren mir klar: Ich langweilte mich, ich war ärmer, als ich wollte, und ich hatte eine besondere Fähigkeit.
    Ich fing klein an, kaufte mir in einer Zoohandlung ein paar Ratten und erschoss sie. Das war nicht sehr befriedigend: Ich hatte persönlich nichts gegen die Ratten, ja, sie waren mir eigentlich sympathischer als die meisten Menschen in meiner Umgebung. Menschen mag ich eigentlich gar nicht, ich kann mich bloß sehr gut verstellen. Ich ging in den USA ein bisschen auf die Jagd, und das war schon besser als Rattenschießen. Eines Nachts dann, in New York, knallte ich von meinem verdunkelten Hotelzimmer aus einen Junkie ab. Er hatte mit ein paar Kollegen sechs Stockwerke unter mir in einer Gasse herumgestanden. Meine Überlegung war, dass die sowieso nicht mehr lange zu leben hatten, da die Lebenserwartung eines Junkies auf den Straßen von New York geringfügig niedriger als die einer durchschnittlichen Ratte sein dürfte. Von da an wurde es leichter.
    Ich beschloss, Mad Dog einen Besuch abzustatten, nur befand er sich irgendwo in Afrika, und diesmal kehrte er nicht zurück. Aber ich kannte andere Leute, mit denen ich reden konnte, andere Leute, die wussten, was ich wissen musste. Es dauerte sechs Monate, bis ich meinen ersten Auftrag bekam. Ich hätte der Zielperson eine über den Schädel geben und sie anschließend im Epping Forest begraben sollen. Stattdessen knipste ich ihn aus vierhundert Metern Entfernung aus und sorgte damit sofort für Schlagzeilen. Meine Auftraggeber gelangten zu dem Schluss, so sei es auch in Ordnung. Ich bekam mein Geld und wurde weiterempfohlen. Mir war klar, dass ich nicht für die Heilsarmee arbeiten würde. Doch andererseits waren die Leute, die ich tötete, auch keine Nonnen und Priester. Erst ein paar Abschüsse später gelangte ich zu der Erkenntnis, dass mir jeder recht war. Es ist nicht Sache des Henkers, über Schuld oder Unschuld zu befinden. Er sorgt lediglich dafür, dass die Hinrichtung human vonstatten geht.
    Ich merkte, dass Bel wie versteinert neben mir saß.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Aber ich erzähle dir schließlich nichts, was du nicht schon wüsstest.«
    »Michael, du hast so lange geredet, und trotzdem hast du so gut wie nichts gesagt.«
    »Was?«
    »Könnten wir irgendwo was trinken gehen?«
    Ich sagte dem Kutscher, dass er uns zurückfahren solle. Unterwegs kam uns eine andere Droschke entgegen. Die Fahrgäste waren japanische Touristen. Während die Droschkenkutscher gelangweilte Blicke tauschten, nahmen uns die Japaner auf Video auf, winkten und grinsten dabei. Wir sahen wie ein ehemüdes Ehepaar aus, dem außerdem der jüngste Krach ins Gesicht geschrieben stand.
     
    »Weißt du«, sagte Bel, »du hast mir noch nie eine persönliche Frage gestellt. Das ist komisch. Wenn ich früher mit Männern ausgegangen bin, hat mir noch jeder früher oder später solche Fragen gestellt. Wie alt bist du, Michael?«
    »In meinen Pässen steht fünfunddreißig.« Wir lagen nebeneinander im Bett. Wir hatten nicht miteinander geschlafen, unsere Körper berührten sich nicht einmal. Der Fernseher lief ohne Ton.
    »Und du warst noch nie verheiratet, hast nie eine feste Freundin gehabt?«
    »Es hat ein paar gegeben.«
    »Wie viele?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ein paar hundert? Ein paar Dutzend?«
    »Nur ein paar . Herrgott, Bel!« Ich stieß die Bettdecke zurück und stand auf. Die Klimaanlage summte vor sich hin und blies mir kühle Luft auf die Haut.
    »Schau«, sagte ich, »ich bin nicht... ich hab nie behauptet, dass ich besonders gut in... in solchen Dingen wäre.«
    »Hab ich mich beklagt?«
    »Okay, dann werde ich dich jetzt was Persönliches fragen.«
    Sie lächelte traurig. Ihre Augenbrauen waren schön. Ihre Lippen auch. »Lass nur«, sagte sie. »Frag mich ein andermal, wenn ich es nicht erwarte.«
    Dann setzte sie sich auf und konzentrierte sich auf die Fernsehsendung, verkroch sich wieder in sich selbst.
     
    Am nächsten Morgen flogen wir nach New Mexico.
    Ich würde mich hüten, in New York ein Auto zu kaufen. Kein Mensch kauft sich in New York einen Gebrauchtwagen, wenn er es irgendwie vermeiden kann. Die Autos sind dort rostiger, haben mehr Kilometer auf dem Zähler (selbst wenn der weniger anzeigt) und sind teurer als anderswo. Man kauft entweder an der Westküste oder in New Mexico, Texas, so in der Gegend. Wir kauften in Albuquerque.
    Bel hatte recht: Vielleicht würden der Blonde und sein Team keine

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