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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sind es nur vierhundert Kilometer nach Lubbock. Wir hätten es leicht in einem Tag geschafft, aber wir hatten es nicht eilig. Als wir in einem Kaff namens Clovis hielten und ich in Lubbock nach wie vor nur einen AB ans Telefon bekam, beschlossen wir, uns ein Motelzimmer zu nehmen. Die Absteige, die wir uns aussuchten, war von wahrhaft ausgesuchter Scheußlichkeit: zwanzig Dollar die Nacht und durchweg in Fünfzigerjahreorange gestylt. Orangefarbenes Linoleum, orangefarbene Lampenschirme, orangefarbene Tagesdecke. Wir schienen die einzigen Gäste zu sein, und vom Mann am Empfang hätte sich Norman Bates noch einiges abgucken können. Er tippte unseren Zimmerpreis in eine vorsintflutliche Registrierkasse und sagte, es tue ihm leid wegen des Swimmingpools. Konkret hieß das, dass das Ding noch nicht fertig war: Es war eine große, runde Betonkonstruktion, die noch ihrer Bekachelung harrte. Nicht ein Fitzelchen Schatten weit und breit, und direkt nebenan der Highway. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass allzu viele Urlauber darin planschen würden. Es wehte ein heißer Wind, aber das Motel nannte sowohl eine Eiswürfelmaschine als auch einen Cola-Automaten sein Eigen.
    »Es gibt kein Kabelfernsehen!«, beschwerte sich Bel, bereits eine erfahrene Wildwestreisende. Die Motels, an denen wir unterwegs vorbeigekommen waren, hatten sich mit Wasserbetten, Kingsize-Betten, Erotikkanälen und Kabelfernsehen angepriesen. Bel war von unserem Schnäppchenzimmer nicht allzu angetan, aber ich sah die Sache weit positiver. Schließlich hatte uns der Besitzer keine Meldekarte ausfüllen lassen und sich auch nicht die Zulassungsnummer unseres Autos notiert. Es würden keinerlei schriftliche Spuren unseres Aufenthalts zurückbleiben.
    »Gehen wir uns die Sehenswürdigkeiten angucken«, sagte ich.
    Wir tuckerten die Haupt- und einzige Straße rauf und wieder runter. Viele der Läden waren zu, die Schaufenster mit Brettern vernagelt. Es gab zwei nichtssagende Bars, am anderen Ende der Stadt ein weiteres Motel, das mit roter Neonschrift behauptete, es seien KEINE ZIMMER FREI, obwohl es völlig ausgestorben aussah, ein paar Tankstellen und einen Diner. Dort aßen wir zu Abend.
    Im Diner gab es ein Nebenzimmer, in dem eine geräuschvolle Party stieg. Es war die Geburtstagsfeier eines Feuerwehrmanns, und seine Kollegen und deren Frauen und Freundinnen brachten ihm ein Ständchen dar. Die Kellnerin kam lächelnd an unseren Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen.
    »Ich hätte gern die Eier mit Speck«, erklärte Bel. »Die Eier nur leicht durch, einmal umgeschlagen.« Sie lächelte mir zu. »Und Kaffee.«
    Ich nahm das Chicken-Dinner. Die Portion war so üppig, dass Bel mir helfen musste. Da wir kein Telefon im Zimmer hatten, probierte ich es noch einmal vom Diner aus, und wieder schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Nach dem Essen hielten wir an der einen Tankstelle und kauften Schokolade, irgendeine billige Cola und ein Four-Pack Bier. Ich schaute mich um und sah, dass es in dem Shop auch Kühlboxen zu erwerben gab. Ich nahm die größte, die auf dem Regal stand. Die Frau an der Kasse wischte mit einem Tuch den Staub ab.
    »Soll ich Ihnen die mit Eis füllen?«
    »Bitte.«
    Dann legte ich noch ein weiteres Four-Pack zu unserem Einkauf dazu.
     
    Am nächsten Morgen füllten wir die Kühlbox mit Eis, Bier und Cola und frühstückten im Diner. Die Kellnerin vom Vorabend hatte noch immer Dienst.
    »Gelungene Party?«, fragte Bel.
    »Diese Typen!«, antwortete die Kellnerin schmunzelnd. »Ich musste praktisch mit dem Wasserwerfer anrücken, um die hier rauszukriegen.«
    Als wir losfuhren, war es zehn und schon heiß. Was uns Sanch über den Trans-Am nicht verraten hatte, war, dass die Klimaanlage nur bedingt funktionierte. Schließlich schaltete ich sie aus, und wir fuhren mit offenen Fenstern. An einer anderen Tankstelle besorgte Bel ein paar Musikkassetten, so dass wir uns nicht mehr mit dem Radio abzuquälen brauchten. Die Fahrer auf diesen langen einspurigen Strecken von Texas waren unglaublich freundlich. Wenn man Anstalten machte, jemanden zu überholen, fuhr der prompt auf die Kriechspur, so dass man vorbeikam, ohne die Fahrbahn wechseln zu müssen. Sogar Lastwagen taten das und erwarteten andererseits, dass man das Gleiche auch für sie tat. Allzu viele Autos überholten uns allerdings nicht. Wir hielten ein gleichmäßiges Tempo von hundertzehn bis hundertdreißig und hielten die Augen nach Radarbullen auf. Jedes Mal, wenn wir ein

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