Bis aufs Blut - Thriller
Schwierigkeiten damit haben, unsere Spur wiederzufinden. Über unsere Flug- und Hotelbuchungen konnten sie uns bis nach New York verfolgen. Aber die Flüge nach Albuquerque hatte Michael West gekauft, nicht Michael Weston, und das Ticket seiner Begleiterin war auf Rachel Davis ausgestellt. Ich traf alle diese Vorsichtsmaßnahmen, obwohl der lächelnde Albino aus Oban nichts anderes zu tun brauchte, als geradewegs zur Olympic-Halbinsel zu fahren und dort auf uns zu warten. Aber das war schon okay; ich wollte lediglich nicht, dass er mich vorher abfing. Auf die Art würde ich vielleicht als Erster einen Treffer landen können.
Wir verplemperten in Albuquerque keine Zeit. Mein new-mexicanischer Ausweis und ein Bündel Scheine verschafften uns rasch ein schnelles Auto. Es war ein Trans-Am, genau das Richtige für den bevorstehenden Trip. Ich hatte im ersten Zeitungsladen, an dem wir vorbeigekommen waren, ein paar Kleinanzeigen- und Gebrauchtwagenzeitschriften gekauft und blätterte sie durch, während wir in einem Diner saßen. Ich umkringelte ein halbes Dutzend Annoncen und ging zum Münztelefon. Bei der ersten Nummer, die ich wählte, war der Mann in der Arbeit, und seine Frau meinte, ich würde mir den Wagen erst ansehen können, wenn er wieder da sei. Schon die zweite Nummer brachte den Jackpot. Es meldete sich ein Automechaniker namens Sanch, der mir mit einem schleppenden Akzent erzählte, er sei ganz verrückt nach »Kackschleudern« (seine Bezeichnung für schnelle Autos) und würde diesen Trans-Am abstoßen, weil er sich einen schönen alten Thunderbird kaufen wolle, mit einer Lackierung »wo du dich glatt hinlegst, Mann«.
Er war so scharf darauf zu verkaufen, dass er uns mit einem Pick-up vom Diner abholte und uns zu seinem dreistöckigen Haus fuhr, das an einer unbefestigten Straße, in einem offenbar respektablen Middleclass-Wohnviertel lag.
»Ich reparier sämtliche Karren in der Umgegend, Mann, die bringen sie alle zu mir.«
Tatsächlich sah es so aus, als würde die Hälfte sämtlicher Autos aus der Umgegend direkt vor Sanchs Haus parken - beziehungsweise größtenteils in Einzelteile zerlegt herumliegen. Seine besten Modelle hatte er in der Garage stehen, darunter auch einen weiteren, mächtig aufgemotzten Trans-Am. Ich hätte zwar lieber den gehabt, aber der, den er zum Verkauf anbot, klang auch nicht schlecht. Ich sah mir die Maschine an, und dann machten wir eine Probefahrt. Der Trans-Am war außen weiß und innen ziemlich versifft, außerdem fehlte ihm ein Viertel von einem Kotflügel. Aber der Motor war sauber, und eine Hi-Fi-Anlage besaß er auch. Sanch war bereit, wenn ich bar zahlte, mit dem Preis noch tausend Dollar runterzugehen, und ich fragte ihn, ob ich kurz aufs Klo dürfe.
Während Bel ein kaltes Bier und die Kollektion von Aktkalendern in Sanchs Küche genoss, öffnete ich meinen Geldgürtel und holte die Scheine heraus. Als ich zurückkam, hatte Sanch schon die ganzen Papiere fertig ausgefüllt.
»Hey«, sagte er und reichte mir ein Bier, »was ich Sie noch fragen wollte, was haben Sie mit der Karre eigentlich vor?«
»Bloß so’n bisschen rumkutschieren.«
»Die einzige Art, Amerika kennenzulernen.«
»Meine Rede«, sagte ich und reichte ihm das Geld. Er sah es sich an, zählte es aber nicht nach.
»Scheint zu stimmen. Hier, ich hab was für Sie.« Er brauchte ein Weilchen, um das zu finden, wonach er suchte. Es war ein Straßenatlas von Rand-McNally, ohne Umschlag, dafür mit jeder Menge öliger Eselsohren. Die Seiten waren aber vollzählig. »Ich hab ein halbes Dutzend von den Dingern hier rumliegen. Schließlich will man sich nicht zwischen hier und dort verfahren.«
Ich dankte ihm, trank mein Bier aus und steckte meinen Teil der Autopapiere ein.
Dann machten wir uns auf den Weg nach Lubbock.
Es wurde eine gute Einführung in amerikanisches On-the-road-Sein. Lange, schnurgerade Straßen, eine gelegentliche Hütte mitten im Nirgendwo und plötzliche Städtchen, die im Staub, den man hinter sich ließ, wieder verschwanden. Das Auto benahm sich, und in Ermangelung eines Fernsehers konzentrierte sich Bel auf das Radio. Am besten gefielen ihr die Prediger, aber die scharfzüngigen Moderatoren von Phone-in-Sendungen waren auch nicht schlecht. Ein Hinterwäldler sang das Hohelied der Knarre.
»Gewehre haben Amerika erschaffen, und Gewehre werden Amerika retten! «
»Du hast einen totalen Knall, mein Freund«, sagte der DJ und schaltete zum nächsten Anrufer.
Von Albuquerque
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