Bis aufs Blut - Thriller
Loch in jede kugelsichere Weste. Zugreifen, solang der Vorrat reicht. Dann hätten wir noch die Black-Talon-Patrone, schon mal was davon gehört?«
»Pilzt beim Aufprall extrem auf«, sagte Bel ungerührt, »und bildet dabei so kleine scharfe Zacken.«
Spike riss Augen und Mund weit auf. »Irre, wir haben eine Expertin unter uns! Die stillen Wasser, auf die muss man achtgeben!« Dann wandte er sich wieder seiner Auslage zu. »Alles prima Ware, und glaub mir, wir haben alles auf Lager.«
»Was würdest du mir also empfehlen?«
Spike hörte mit dem Theater auf und sah mich an. Er schwankte, aber er spielte eher den Betrunkenen, als dass er wirklich zu viel intus gehabt hätte. Seine blauen Augen waren vollkommen klar.
»Tja, hängt davon ab, wofür du’s brauchst.«
»Wir brauchen Verschiedenes. Ein Snipergewehr, zwei Pistolen und vielleicht noch ein Sturmgewehr, was Ordentliches.«
Spike nickte nachdenklich und zählte dann an den Fingern ab. »Snipergewehr für lange Distanzen, Pistole für kurze Distanz und Sturmgewehr, um die Siebte Kavallerie aufzuhalten.«
»Könnte so ungefähr hinkommen.«
Er trank sein Bier aus, zerknüllte die Dose und warf sie auf den Boden. »Was soll diese Scheiße von wegen ›wir‹ heißen, Mann?«
Ich nickte in Bels Richtung. Spike starrte mich an, versuchte, sich darüber klar zu werden, ob das mein Ernst war, und schüttelte dann den Kopf.
»Vielleicht sollten wir ein paar Takte reden«, sagte er.
Ich wusste, dass er über Geschäftliches ganz bestimmt nicht im Freien reden würde. Texas hatte sehr laxe Waffengesetze, aber illegaler Handel wurde auch hier nicht gern gesehen. Nach der Belagerung von Waco hatte man sogar in Texas angefangen, sich zu fragen, wie viele Schusswaffen eigentlich wirklich im Umlauf waren.
Wir folgten Spikes Pick-up. Bel sagte, sie hätte Lust zu fahren, also ließ ich sie ans Steuer. Ich hatte überhaupt nichts dagegen, dass sie fuhr; wenn wir uns abwechselten, würden wir unseren Trip nach Norden umso schneller schaffen. Als wir angekommen waren, brüllte Spike nach oben, er sei wieder da, ging dann in die Küche und holte ein halbes Dutzend Dosen Bier aus dem Kühlschrank. Wir machten es uns auf der Veranda bequem. Bel sagte, sie müsse mal ins Bad, und Spike beschrieb ihr den Weg. Danach ließ sie sich eine ganze Weile nicht mehr blicken.
Spike leerte seine erste Dose schweigend.
»Also, wer ist sie?«, fragte er endlich.
»Eine Freundin.«
»Was hat sie für ein Problem?«
»Sie ist in Trauer.«
»M-hm.« Er machte das zweite Bier auf und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Also, wie lautet die Story, Wild West?«
Ich schüttelte den Kopf, und er zuckte die Schultern.
»Das ist natürlich deine Sache, aber wenn du so viel Eisenwaren kaufst, werden sich die Leute schon wundern.«
»Das ist nicht mein Problem. Problematisch wird’s erst, wenn du mir die Sachen nicht beschaffen kannst.«
»Mann, ich kann alles beschaffen. Ich wüsste bloß gern, wozu du das Zeug brauchst.«
»Was ist das - ein neues Gesetz? Bist du verpflichtet, nach jedem Deal das Gefühl zu haben, dass du sauber dastehst?«
Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Aber die Situation ist schon ziemlich verrückt. Da gibt’s Ärzte, die uns erzählen, dass Schusswaffen mehr Teenager umbringen als sämtliche bekannten Krankheiten zusammengenommen. Wir haben Clinton, Mann, den schärfsten Waffengegner, der je im Weißen Haus gesessen hat. Der Scheißer hat das Brady Bill durchgekriegt! Wir haben die NRA, die auf der anderen Seite kämpft, aber längst nicht mehr jede Schlacht gewinnt. Ich bin nicht immer derselben Meinung wie die NRA, Mann, das weißt du. Es ist einfach nicht richtig, dass Kids Schusswaffen tragen dürfen, ganz und gar nicht. Aber jetzt fangen einzelne Staaten an, Sturmgewehre zu verbieten, sie setzen eine Obergrenze für die Anzahl von Schusswaffen, die man kaufen darf... Vierzig Tote pro Tag, Mann, vierzig pro Tag. Ist mir klar, dass das hauptsächlich aufs Konto von Gangs geht, von Bandenkriegen, aber es ist schon eine Menge Blut.«
»Vielleicht wirst du bloß langsam alt, Spike. Entweder das oder Demokrat.«
»Pass auf, was du sagst, Jungchen! Nein, ich werd dir sagen, was es wirklich ist - das ist, seit Jazz bei mir wohnt. Sie heißt in echt Jasmine, aber sie hört lieber auf ›Jazz‹. Sie hat so Freunde, die mit Knarren rumlaufen, und ein Junge in ihrer Klasse hat sich eine Kugel eingefangen. Gab da so’ne
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