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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mich mit fest zusammengekniffenen Augen.
    Wir blieben lange so stehen.

20
    Robert Walkins besaß ein Haus an der Chesapeake Bay, zwischen Washington, DC, und Baltimore und nicht allzu weit von Annapolis entfernt. Es war mit Brettern verschalt, die erst vor kurzem einen neuen, strahlend weißen Anstrich bekommen hatten. Der Palisadenzaun, der das Grundstück umgab, war ebenfalls weiß. Von der Straße aus war vom Haus nicht viel zu sehen. Man musste schon aus dem Auto steigen und um das Haus herumgehen - also zu dem, was die Rückseite hätte sein sollen. Tatsächlich war das, was man von der Straße aus sah, die Rückseite. Die Front des Hauses schaute verständlicherweise hinunter auf die Bucht. Das Untergeschoss schien hauptsächlich von Werkstatt, Garage und Spielzimmer eingenommen zu werden. Eine Treppe führte zu einem erhöhten, von Säulen flankierten Vorbau hinauf, und dort befand sich auch die Eingangstür. Von einer der Säulen flatterte das Sternenbanner herab. Hoffer putzte sich noch einmal die Nase und klopfte dann an.
    Während er wartete, drehte er sich um und blickte über den langen schmalen Rasen hinweg, der sich, lediglich mit ein paar alten Bäumen bestanden, in einem sanften Abhang zur Bucht hinunter erstreckte. Er wusste, dass Erosion für viele solcher Häuser am Wasser ein Problem darstellte. Jedes Jahr kroch einem die Bucht ein Stück näher an die Haustür heran. Hier und da lag Holz herum - entweder Treibholz oder Baumaterial, mit dem man hoffte, dem Vordringen der Natur Einhalt zu gebieten. Und jenseits davon erstreckte sich ein schlichter Holzsteg hinaus in die Bucht. Es war ein schöner Tag, und Hoffer musste, als er zum Steg hinaussah, die Augen vor dem gleißenden Wasser zusammenkneifen.
    Dort saß jemand auf einem Stuhl, die Füße auf einem runden Holztisch. Die Gestalt führte ein Glas an die Lippen und stellte es dann auf einem kleineren Tisch neben dem Stuhl ab. Auf die Entfernung konnte es Hoffer nicht genau erkennen, aber er vermutete, dass es Walkins war.
    Als er die Treppe wieder hinunterstieg, wusste er nicht, ob er aufatmen sollte oder nicht. Er war nicht gern in Walkins’ Haus. Von dem Schuppen bekam er Gänsehaut: nirgendwo Fotos von der Tochter zu sehen, dafür umso mehr, und dazu Gemälde, von der Ehefrau. Also hätte es ihm eigentlich lieber sein sollen, sich draußen mit Walkins zu unterhalten. Leider war er kein Frische-Luft-Typ. Einmal hatte er ein paar Stunden lang mit Walkins auf dem Steg gesessen, und anschließend brannte ihm tagelang die Haut.
    Während er über den Rasen schlenderte, streifte er das Jackett ab und warf es sich über die Schulter. Nervös war er auch noch. Na ja, seinem Geldgeber Auge in Auge gegenüberzutreten... Wer wäre da nicht nervös geworden?
    »Setzen Sie sich«, sagte Walkins, ohne sich groß mit Begrüßungen aufzuhalten. »Einen Drink?«
    Auf dem Tisch standen eine Flasche J&B, ein Eiskübel und ein noch unbenutztes Glas. Hoffer schüttelte jedoch den Kopf. Er unterdrückte ein Gähnen in der Hoffnung, davon die Ohren wieder frei zu bekommen.
    »Wie war’s in England?«, fragte Walkins.
    »Als hätten die gerade den Krieg verloren.«
    »Früher haben wir da gelegentlich Urlaub gemacht. Ich fand die Leute ganz nett.«
    Dazu konnte man nicht viel sagen, also blieb Hoffer stumm. Ihm fiel auf, dass Walkins in letzter Zeit alt aussah. Vielleicht schaute er aber auch bloß gelangweilt aus: gelangweilt, weil er den ganzen Tag nichts anderes tat, als darauf zu warten, dass Leo Hoffer sich mit irgendwelchen Neuigkeiten meldete.
    »Ist er hier?«
    »Ja, er ist hier.« Hoffer steckte sich eine Zigarette an. Walkins hatte nichts dagegen, wenn er im Freien rauchte, solange er die Stummel wieder mitnahm. Hoffer ging das einfach nicht in den Kopf: Da stand die ganze Chesapeake Bay als Aschenbecher zur Verfügung, und er musste seine gottverdammten Stummel mit nach Hause nehmen.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich werde dafür bezahlt, so was zu wissen, Sir.« Hoffer versuchte, eine bequeme Stellung auf dem Stuhl zu finden. Die dicken Holzlatten machten es ihm nicht gerade einfach. »Ich habe Kontakte - bei Fluglinien, Reiseunternehmen, auf Flughäfen...«
    »Ja?«
    »Sie sind nach Boston geflogen. Soweit war’s einfach. Die Frau ist unter ihrem wirklichen Namen gereist, Belinda Harrison. Sie hatten wahrscheinlich nicht genug Zeit oder nicht die Möglichkeit, ihr einen falschen Pass zu besorgen.«
    »Und er?« Nichts konnte Walkins von seinem

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