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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wo wir endlich, am Lyre River, eine Anlage mit noch ein paar freien Zeltplätzen fanden. Wir waren jetzt knapp einen Kilometer von der Juan-de-Fuca-Straße entfernt, der Meerenge, die die Halbinsel vom kanadischen Vancouver Island trennt. Die Luft war unglaublich - klar und sauber. Man hatte das Gefühl, dass sie noch niemand geatmet hatte.
    Clancy hatte uns erzählt, dass es im pazifischen Nordwesten eine starke Opposition gegen das Abholzen der Wälder gab. Viele Holzfäller verloren ihre Jobs, zahlreiche Holzfällerstädte machten pleite. Unternehmen hatten beantragt, in den Nationalforst gehen und umgestürzte Bäume »wegräumen« zu dürfen, aber das wurde ihnen nicht erlaubt. Andere Wälder wiederum durften sie nicht anrühren, weil darin eine geschützte Eulenart lebte. Der Holzindustrie stand allmählich das Wasser bis zum Hals.
    »Was dem einen recht ist...«, sagte ich.
    An der Einfahrt zum Campingplatz stand ein Karton voller leerer Briefumschläge. Wir steckten unsere Gebühr in einen davon und den in den dafür vorgesehenen Einwurf. Dann legten wir unsere Quittung in einen kleinen verglasten Kasten, der neben unserem kleinen Zeltplatz auf einem Pfahl stand.
    »Ist das nicht gemütlich?«, fragte ich. Bel machte ein zweifelndes Gesicht. Sie hatte in letzter Zeit in zu vielen richtigen Betten geschlafen, um sich auf eine Nacht unter den Sternen freuen zu können. Von dort bis zum Hauptquartier der Disciples waren es noch gut zwanzig Kilometer, also beeilten wir uns, unsere Zelte aufzuschlagen. Oder besser gesagt, Clancy und ich schlugen die Zelte auf, während Bel am Fluss entlangspazierte und mit anderen Campern ein paar Worte wechselte. Als wir mit unserem Lager fertig waren, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren los. Wie wir bald feststellten, befanden wir uns auf der falschen Seite des Lake Crescent. Es gab keine Straße, die ganz um den See herumführte. Die Hauptstraße verlief am Südufer entlang, und nach Norden zu wurde sie auf der einen Seite zu einer Piste und auf der anderen zu einem bloßen Fußpfad. Wir waren auf der Pfadseite, was bedeutete, dass wir mit dem Auto nur dann in die Nähe der Disciples hätten gelangen können, wenn wir ganz um den See herumgefahren wären, um uns dann von Westen her, über die unbefestigte Straße, an sie heranzupirschen. Wir fuhren an Piedmont vorbei dorthin, wo der Pfad begann, und stiegen aus, um nachzudenken. Von hier aus war es vermutlich ein Marsch von knapp fünf Kilometern. Andersherum um den See zu fahren hätte uns wahrscheinlich anderthalb Kilometer Fußweg erspart.
    »Also«, sagte ich, »bei dem, was diese Ausrüstung gekostet hat, sollten wir sie vielleicht auch benutzen.«
    Also staffierten wir uns wie Wanderer aus; Clancy schulterte den einzigen Rucksack, den wir brauchen würden, und ich schloss den Wagen ab.
    »Sie haben keine Bleipuste dabei?«, erkundigte er sich.
    »Sie haben zu viele schlechte Gangsterfilme gesehen.«
    »Haben Sie eine dabei oder nicht?«
    »Nein.«
    »Gut.«
    Wir waren vielleicht einen Kilometer gelaufen, als Bel plötzlich stehen blieb. Ich fragte, was los sei. Sie ließ den Blick langsam in die Runde schweifen.
    »Das«, sagte sie, »ist der schönste Ort, an dem ich je gewesen bin. Hör doch mal: nichts. Schau: keine Menschenseele weit und breit.«
    Kaum hatte sie das gesagt, erschienen drei Spaziergänger. Als sie an uns vorbeigingen, nickten sie uns einen Gruß zu. Aber für Bel hatte sich durch diese Begegnung nichts geändert. Ihr Gesichtsausdruck erinnerte mich an bekiffte Mädchen, die ich in meiner Jugend auf Partys getroffen hatte. Sie war ein verzücktes Lächeln.
    »Das liegt an der sauberen Luft«, erklärte Clancy. »Wenn der Organismus nicht daran gewöhnt ist, können einem die Sinne die seltsamsten Streiche spielen.«
    Wir gingen weiter. Clancy hatte die Karte aufgeschlagen.
    »In ein paar Kilometern kommt die Picknickanlage ›North Shore‹«, sagte er, »aber wir werden die Hütten schon vorher sehen. Die liegen zwischen diesem Pfad und dem, der auf den Pyramid Mountain führt.«
    Die Hütten tauchten noch eher als erwartet auf. Die Anlage erinnerte ein wenig an die Siedlung bei Oban, war aber weit unauffälliger in die Umgebung integriert. Keinerlei Schilder, Zäune oder Schranken - lediglich die Existenz der Hütten, dort, wo keine hätten sein dürfen, bildete so etwas wie eine Barriere. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass die Disciples viele unangemeldete Besuche bekamen.
    »Und was machen wir

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