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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Zeichen dafür, was aus seinem Leben geworden war.
    Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt eine Frau mit hergebracht hatte. Warum sollte er auch? Das waren immer One-Night-Stands, die Frau gewöhnlich betrunken und er in aller Regel auch. Hoffer hatte genug, worauf er sein Selbstmitleid verschwenden konnte. Er hätte die ganze Nacht dasitzen und innerlich wie ein Kleinkind flennen können oder auch runter zur nächsten Bar gehen und sich ausnehmen lassen können. Stattdessen holte er die Akte raus, die Joe Draper ihm überlassen hatte und fragte sich, nicht zum ersten Mal: Was tu ich eigentlich hier, wenn ich schon in Seattle sein könnte? Er wusste, dass der D-Man dorthin fahren würde, vielleicht nicht direkt, aber früher oder später. Was verplemperte er also seine Zeit in New York? Hoffer schätzte, dass er die halbe Antwort wusste: Er wollte, dass der D-Man Gelegenheit hatte, sein Ding durchzuziehen. Denn auch Hoffer wollte wissen, wer den D-Man gelinkt und warum er das getan hatte. Er wollte wissen, wer sonst so scharf auf den D-Man war wie er selbst. Ein Teil von ihm ärgerte sich über die Konkurrenz. Es kam ihm so vor, als versuchte ihm jemand seinen Hund zu klauen.
    Aber das war nicht alles. Da gab es noch Kline. Hoffer war sich zwar noch immer nicht klar darüber, welche Rolle Kline in der ganzen Angelegenheit spielte, aber er wusste, dass der Kerl ihn beobachtete. Seit er sich wieder in den Staaten aufhielt, sah er sich ständig nach möglichen Beschattern um, suchte überall nach Wanzen. Irgendwie behielt ihn Kline mit Sicherheit im Auge. Und Hoffer wollte keinen übereifrigen Eindruck auf ihn machen. Er würde bald nach Seattle fahren, aber wann, das würde er entscheiden. Und wer weiß - bis dahin würden Kline und der D-Man vielleicht aus ihrem jeweiligen Loch gekrochen sein. Dann würde es interessant werden, sogar sehr interessant.
    »Ja«, sagte er zu sich und nickte vor sich hin. Dann stand er auf und zog sein Jackett an. Mit einem Mal wollte er zwei Dinge: einen Drink und nicht allein sein.
    »Bescheidene Bedürfnisse«, murmelte er, während er die Tür hinter sich abschloss.

25
    Es war an der Zeit, Bel ein anderes Aussehen zu verpassen.
    Also färbte sie sich die Haare dunkel, und ich schnitt sie ihr anschließend ab. Ihr Haar war schon zuvor kurz gewesen, jetzt sah sie wie ein Igel aus. Das behielt ich natürlich für mich. Sie war mit ihrer neuen Frisur sehr zufrieden und strich sich ausgelassen mit der Hand über den borstigen Kopf. Mit einer Wimpernbürste färbte sie sich die Brauen. Dann experimentierte sie mit dem Make-up herum, das wir im Supermarkt neben dem Motel erstanden hatten.
    Bel stutzte mir die Haare. Sie hatte einmal einen Kurs besucht und konnte das sehr gut. Die von mir ausgesuchte Haartönung war weniger gut, und das Ergebnis sah ziemlich scheckig aus. Die Augenbrauen ließ ich so, wie sie waren.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte Bel. Die Wahrheit war, dass sie absolut umwerfend aussah, aber eben nicht mehr wie Bel. Ihre Augen waren stark geschminkt, schwarz und unglaublich sexy. Sie hatte sich etwas Rouge auf die Wangen gepinselt, kirschroten Lippenstift aufgetragen und sich mit billigem Modeschmuck behängt; Ohrringen, Armreifen und einer goldfarbenen Halskette.
    »Du siehst anders aus.«
    »Das ist es ja, was wir wollen.« Sie machte einen Schmollmund. »So, Mikey, und, darf ich jetzt ins Krankenhaus?«
    »Aber versuch bloß nicht, mit einem amerikanischen Akzent zu reden, okay?«
    »Okey-dokey, Mikey.«
    Eigentlich war ihr Akzent ziemlich gut. Wenn’s daran was zu beanstanden gab, dann lediglich, dass er so klang wie aus dem Mund einer Schauspielerin statt aus dem eines realen Menschen. Ich vermutete, den hatte sie eher aus TV-Serien und Filmen als während unserer Fahrt gelernt.
    Sie schien sich ihrer Sache sicher zu sein, also fuhr ich sie in die Stadt. Ein Teil von mir hoffte, sie würde in Clancys Zimmer hineinspazieren und auf der Stelle festgenommen werden. Ich nahm nicht an, dass sie den Bullen irgendetwas verraten würde, aber wenigstens wäre sie dann hinter Schloss und Riegel und somit aus der Schusslinie. Ich spielte mit dem Gedanken, die Polizei von einer Telefonzelle aus anzurufen, nur hätte Bel sofort gewusst, wer sie verpfiffen hatte.
    Also setzte ich sie vor dem Krankenhaus, in der Nähe des Haupteingangs, ab und fuhr um den Block. Es gab einen Besucherparkplatz, und da ich nirgendwo sonst eine Parklücke fand, fuhr ich schließlich dort hinein.

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