Bis aufs Blut - Thriller
Hotel und brachte den Fahrer dazu, ihm als Gegenleistung für ein großzügiges Trinkgeld ein halbes Dutzend Blankoquittungen zu überlassen. Er würde die später selbst ausfüllen und sie bei seinem Auftraggeber als Spesenbelege einreichen.
»Sonst noch was gefällig, Chef?«, fragte der Taxifahrer. »Nette Begleitung? Ein bisschen Gras? Was immer Sie wollen.«
Mit zuckenden Nasenflügeln beugte sich Hoffer nach vorn.
»Machen sie mich neugierig«, sagte er.
6
Mark Wesley war tot.
Das war schade, denn jetzt würde ich ein paar Bankkonten auflösen und einen Stoß teure gefälschte Ausweise nebst einem noch teureren gefälschten Reisepass mit ein paar wunderhübsch getürkten Visa entsorgen müssen.
Schlimmer noch - er war das einzige Alter Ego, das ich in Großbritannien besaß, was bedeutete, dass ich von nun an ich selbst würde sein müssen. Ich konnte mir zwar jederzeit eine neue Identität erschaffen, aber das kostete Zeit und Geld.
Ich war lange nicht mehr ich gewesen. Es würde eine Weile dauern, mich wieder an den Namen zu gewöhnen: Michael Weston. Als Erstes mietete ich mir ein Auto und verschwand aus London. Ich ging zu einer der großen Mietwagenfirmen und sagte, ich würde den Wagen vielleicht nicht zurückbringen können. Man erklärte mir, eine Einwegmiete sei teurer, aber da ich mit einer Kreditkarte zahlte, würde es wohl keine Probleme geben.
Es war ein hübsches Auto, ein roter Escort XR3i mit nicht mal tausend Kilometer auf dem Zähler. Ich fuhr zu einem Einkaufszentrum an der North Circular Road und besorgte mir unter anderem eine Kappe. Dann machte ich mich auf nach Norden. Ich meldete mich nicht telefonisch an. Ich wollte nicht, dass Max mich erwartete.
Ich hatte viel nachgedacht, und die Antwort blieb immer dieselbe: Jemand hatte der Polizei einen Tipp gegeben, jemand wollte, dass ich erwischt wurde. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Max oder mein Auftraggeber. Es ist mir immer lieber, nicht zu wissen, für wen ich arbeite, genauso wie ich lieber nichts über die Person weiß, die ich töten soll. Ich will nicht persönlich involviert sein. Ich will bloß das Geld. Meine Aufträge kommen über verschiedene Mittelsmänner: ein paar in den USA, einen in Deutschland, einen in Hongkong und in England über Max. Es war auch Max gewesen, der mich wegen des letzten Jobs kontaktiert hatte. Neben dem Auftraggeber war er außer mir der Einzige, der Näheres über den Job wusste.
Wie gesagt - ich hatte viel darüber nachgedacht, und es lief nach wie vor entweder auf Max oder meinen Auftraggeber hinaus. Damit blieb immer noch die Frage nach dem Warum. Warum hätte mich Max hinter Gittern sehen wollen? Reichte das Geld plötzlich nicht mehr, um sein Gewissen zu entlasten? Er konnte jederzeit aus dem Geschäft aussteigen, aber vielleicht war ihm das gar nicht klar. Angenommen, er wollte aussteigen, glaubte aber, mir würde die Idee nicht gefallen, befürchtete er vielleicht, ich würde ihn töten. Hatte er mir also lediglich zuvorkommen wollen?
Und dann gab’s noch meinen Auftraggeber. Vielleicht hatte er (oder sie?) im allerletzten Moment kalte Füße gekriegt und die Bullen angerufen. Das schien die wahrscheinlichere Antwort zu sein - wenngleich es noch eine weitere Möglichkeit gab: Was, wenn die ganze Sache von vornherein eine Falle gewesen war? Ich hätte mir bestimmt noch die eine oder andere Theorie ausdenken können, aber alle deuteten in dieselbe Richtung: Ich würde mich mit Max unterhalten müssen und anschließend vielleicht herausfinden, wer mein Auftraggeber war, und ihm ebenfalls ein paar Fragen stellen.
Das passte mir nicht. Ich will nicht hineingezogen werden. Ich will nicht Bescheid wissen. Aber diesmal würde es unter Umständen nicht anders gehen. Ich würde vielleicht herausfinden müssen, warum man mich dafür bezahlt hatte, Eleanor Ricks zu ermorden. Ich hatte die Zeitungen gelesen und die Nachrichten gesehen. Es war von Vorteil für mich, dass die Polizei völlig im Dunkeln tappte. Sie hatte nach wie vor keine Ahnung, wer eigentlich meine Zielperson gewesen war. Aber ich schon, ich hatte sie gekannt, bis hin zu ihrem Namen und ihrer Kleidung. Der Diplomat war aus purem Zufall da gewesen, allerdings nicht die Politikerin. Wer auch immer gewusst hatte, dass Eleanor Ricks das Hotel um sechs verlassen würde, kannte sie sehr gut. Also wusste er wahrscheinlich auch, dass die Politikerin bei ihr sein würde. Hatte ich in Wirklichkeit der Politikerin einen Schreck einjagen
Weitere Kostenlose Bücher