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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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dass sich auf dem Lauf braune Rostflecken zu bilden begannen. Das war das Problem mit billigen Schießeisen: Man machte sich einfach nicht die Mühe, sie zu pflegen.
    Als ich das erste Feld halb überquert hatte, blieb ich plötzlich stehen. Ich wusste nicht, ob ich zu der Aktion wirklich bereit war. Es war lange her, dass ich zuletzt eine Faustfeuerwaffe benutzt hatte - wenn auch nur zur Abschreckung. Hinzu kam, dass ich, sollte Max nichts mit der Sache zu tun haben, ihn um einen Gefallen bitten musste... und ebenso Bel.
    Max besaß keinen Hund mehr. Er war der Ansicht, Tiere gehörten in die Natur. Auf dem Hof gab es überhaupt keine Haustiere, obwohl Bel Hunde, Katzen und Pferde liebte. Alles war ruhig, als ich über die letzte Mauer kletterte und auf den unbefestigten Weg kam. Wenn Max seine Lebensgewohnheiten nicht geändert hatte, musste er jetzt in der Küche sitzen und wahrscheinlich irgendwas Makrobiotisches essen. Er hielt eine absonderliche Diät ein, die, wie er schwor, den Krebs in Schach hielt. Ich ging um das Haus herum und spähte um die Ecke. Der Hof lag wie ausgestorben da. Ich sah Max’ Volvo Kombi in der Scheune stehen und dahinter einen der Pappkameraden, die zum Schießstand gehörten. Ich zog den Magnum aus der Tasche, ging zur Küchentür und drehte den Knauf herum.
    Die Küche war vor einem knappen Jahr vollständig renoviert worden. Jetzt sah man überall nur blitzblanke weiße Kacheln und weiße Möbel. Klinisch sauber, wie sie gehalten wurde, erinnerte sie eher an ein Krankenhauslabor als an eine Küche. Und in der Mitte, an einem Klapptisch, saß Max. Er war schon angezogen und hatte sich die Maske um seine zerfressene Wange und Kinnlade geschnallt. Er versuchte gerade, mit einem Teelöffel irgendeinen braunen Schlamm zu essen, und hörte sich dabei »Today« in Radio Four an.
    »Ich fragte mich schon, wann du hier aufkreuzen würdest«, sagte er, ohne aufzuschauen. Mit der einen Hand hielt er seinen Napf fest, mit der anderen den Löffel. Er ließ mich beide Hände sehen, damit ich nicht nervös wurde. Ich hatte den Revolver nicht auf ihn gerichtet. Er hing fast harmlos in meiner Hand herab. »Willst du was essen?«
    »Du scheinst nicht überrascht zu sein, mich zu sehen, Max.«
    Jetzt sah er zu mir auf. »Das nenne ich geschnittene Haare, Junge. Natürlich bin ich nicht überrascht. Ich hab gehört, was passiert ist. Es heißt, die Polizei wär gerade einen Augenblick zu spät vor Ort gewesen, um den Schuss zu verhindern. Ich wusste, was du denken würdest.«
    »Was würde ich denn denken, Max?« Ich lehnte mich gegen die Spüle, hielt Abstand.
    »Willst du was essen?«
    »Ich hab schon gefrühstückt, danke.«
    »Tee?«
    »Okay.« Er stand auf und holte einen Becher aus dem Regal. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Deswegen, weil es eine dumme Frage war. Ich warte darauf, dass du dir eine gescheitere ausdenkst.« Er schlurfte mit dem Becher in der Hand an den Tisch zurück. »Warum setzt du dich nicht? Und steck diesen grauenvollen Revolver weg. Mir wird schlecht, wenn ich ihn auch nur ansehe. Beschissene billige Kopie aus Fernost, du würdest mich wahrscheinlich selbst aus zwei Metern Abstand verfehlen. Wie groß ist der Streukreis?«
    »Etwas über einen Zentimeter auf zwanzig Meter.« Max rümpfte die Nase. »Und rostig ist das Ding auch noch. Wenn du versuchen würdest, mich damit abzuknallen, würde ich, noch bevor du mich triffst, vor Scham sterben.«
    Ich lächelte, steckte die Waffe aber nicht ein. Max seufzte.
    »Wenn nicht mir, dann Bel zuliebe.«
    »Wo ist sie?«
    »Schläft tief und fest in ihrem Bett, die faule Sau. Hier, willst du jetzt diesen Tee oder nicht?«
    Ich nahm den Becher vom Tisch, stellte ihn auf das Abtropfbrett und lehnte mich wieder an die Spüle.
    »Also«, sagte Max. »Jemand wusste, dass du den Auftrag hattest, und hat der Polizei einen Tipp gegeben. Da liegt die Vermutung nahe, dass es entweder ich oder der Auftraggeber war.« Ich nickte. Er sah wieder zu mir auf. »Nun, ich war’s nicht. Ich nehm’s dir nicht übel, dass du vorsichtig bist, aber ich war’s nicht. Ich kann dir also lediglich erzählen, wie der Auftrag zustande gekommen ist. Ein Mann hat mich angerufen, ein Kaffer namens Scotty Shattuck. Kennst du ihn?« Ich schüttelte den Kopf. »Er war Soldat, aber auf den Falklands hat er irgendwie einen Knacks bekommen. Hat ein paar Ohren als Andenken mitgenommen, und als das rauskam, hat ihn die Army wieder ins bürgerliche
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