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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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jemand erscheint und dich bedient. Seit ich hier reingekommen bin, hab ich keine Menschenseele gesehen. Es steht alles auf der Anrichte, aber Kaffee ist keiner da.«
    Ich ging zum Frühstücksbüffet und sah selbst nach. Wie sich herausstellte, enthielt eine Thermoskanne heißes Wasser, und in einem der Schränke stand ein Glas Pulverkaffee.
    »Hmm, lecker«, sagte Bel.
    Der Kaffee schmeckte so, wie Thermoskanneninstantkaffee immer schmeckt. Er erinnerte mich an Sportplätze, an Spiele, die ich mir mit meinem Vater angesehen hatte - wir beide zusammen unter einer karierten Reisedecke oder unter Regenschirmen und Kapuzen, je nachdem, wie das Wetter war. In der Pause hatte es immer Kaffee und Sandwiches gegeben. Thermoskannenkaffee.
    »Der Plan für heute«, sagte Bel, während sie den letzten Rest Cornflakes auslöffelte, »sieht also eine Besichtigung von Testosteron City vor, ja?« Ich nickte. »Und ich gebe die Dekoration ab, während du deine Fragen stellst?« Wieder nickte ich. »Bist du auch sicher, dass du meine kostspieligen Fähigkeiten wirklich benötigst, Michael? Ich meine, dressierte Äffchen gibt es heutzutage recht billig zu kaufen.« Dann berührte sie meinen Handrücken. »Ich mach nur Spaß. Trink deinen Kaffee aus, und lass uns von hier verschwinden. Dieser Speiseraum hat was von einem Horrorfilm. Ich stell mir die ganze Zeit vor, dass alle übrigen Gäste und das gesamte Personal in ihren Betten ermordet worden sind.« Sie fing an zu lachen, hörte aber abrupt wieder auf; ihr Gesichtsausdruck schwebte irgendwo zwischen Verlegenheit und Angst. Ich wusste genau, was ihr in dem Moment aufgegangen war: dass es hier weit und breit nur einen Mörder gab.
     
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich Scotty Shattuck suchen sollte, wollte aber auch nicht im Hotel herumzusitzen und auf Allans Rückruf warten. Also nahmen wir uns auf der Marylebone Road ein Taxi und fuhren zur Oxford Street, wo es, über einem Ramschgeschäft - anders konnte man es eigentlich nicht nennen - ein Fitnessstudio gab.
    Max hatte mir eine gute Personenbeschreibung Shattucks gegeben, und sie ließ an einen Mann denken, der mehr für seine Fitness tat, als lediglich einmal um den Park zu joggen.
    »Er sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einem walisischen Grubenpony und einem gemauerten Scheißhaus«, hatte Max gesagt.
    In London gab es jede Menge Fitnessklubs, jede Menge Räume, in denen schwitzende Kerle, von weiteren muskelbepackten Gewichthebern angespornt, Eisen stemmten. Einige von ihnen nahmen ohne Zweifel irgendwelche leistungssteigernden und die Muskelentwicklung fördernden Medikamente ein. Das waren die Typen, die beim Gehen vor lauter Kraft die Oberarme nicht mehr an den Oberkörper bekamen.
    Jede Menge Fitnessklubs, aber nur ein, zwei wie Chuck’s. Chuck’s war mehr als ein Kraftsportklub - es war ein Ort, an dem man unter sich sein konnte, ein Treffpunkt für Leute, die zwischen einzelnen Einsätzen fit bleiben mussten. Im Chuck’s sah man keine aufgepumpten Muskelberge, sondern echte harte Männer, Männer, die beim Militär gewesen und vielleicht nicht mehr im Geschäft waren, aber sich immer noch fit hielten. Ins Chuck’s hatte mich ein ehemaliger Royal Marine eingeführt, der bei einem früheren Job mein Kontaktmann gewesen war. Er schien nicht da zu sein, als ich hereinkam, wohl aber Chuck.
    Chuck war um die fünfzig, Haare wie Stahlwolle und ein militärgrünes Kampf-T-Shirt, das ihm über der Brust spannte. Die Männer an den Trainingsgeräten hinter ihm pfiffen Bel anerkennend zu, als Chuck auf uns zukam. Bel errötete.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sind Sie der Eigentümer dieses Studios, Sir?«
    Sofort bekam sein Gesicht einen gelangweilten Ausdruck. Die eine Frage hatte gereicht, um ihm Gewissheit darüber zu verschaffen, mit wem er es zu tun hatte. Ich wusste, dass er mich nicht erkennen würde; seit ich mit Brent Storey hier gewesen war, hatte ich mich äußerlich ziemlich verändert.
    »Ja«, sagte er zurückhaltend.
    »Ich suche nach einem gewissen Scotty.« Chucks Gesicht zeigte keinerlei Regung.
    »Wie in ›Beam mich hoch‹?«, fragte er. Ich lächelte nicht.
    »Scotty Shattuck«, fuhr ich fort. Ich hatte eine Hand in der Tasche. Ich trug eng anliegende schwarze Lederhandschuhe, ebenso wie Bel. Wir hatten sie auf dem Weg hierher gekauft. Ihre Idee. Ich hatte mir eigentlich nichts davon versprochen, aber wir sahen dadurch tatsächlich eher wie Polizeibeamte aus. »Er stemmt Gewichte«, fuhr ich fort.

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