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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ein paar Schritte zurückgewichen und hatte die Hände leicht gehoben, wirkte aber ansonsten, bedachte man die Umstände, relativ gelassen.
    »Ich will wissen, wo er ist«, sagte ich. »Sobald Sie es mir gesagt haben, fahre ich hin und unterhalte mich mit ihm. Das ist alles, bloß reden. Aber sollte er nicht da sein, weil ihn jemand in der Zwischenzeit gewarnt hat, komme ich hierher zurück.«
    Chucks Aufpasser konnten kein Auge von der MP wenden. Um ehrlich zu sein, glaubte ich nicht, dass ich mit dem Ding hätte ordentlich zielen, geschweige denn schießen können. Ich hatte keine Erfahrung mit Maschinenpistolen, noch weniger mit solchen, die so kurz waren, dass man sie einhändig, wie eine Faustfeuerwaffe benutzen konnte. Ich hatte sie aus zwei Gründen gezogen. Erstens wusste ich, dass jeder sich bei ihrem Anblick vor Angst in die Hose scheißen würde. Zweitens hatte ich keine Zeit, mich mit einem Nein abspeisen zu lassen.
    »Ich hatte Ihnen den Bullen von vornherein nicht abgenommen«, sagte Chuck verächtlich.
    »Ich will nur mit ihm reden.«
    »Fick dich selbst.«
    Die Männer, die vor dem Fenster gekauert hatten, waren inzwischen aufgestanden. Ich hörte Bel gerade einen halben Schritt hinter mir atmen. Ich hätte es wissen müssen, dass ein hübsches Gesicht für Leute wie Chuck nicht ausreichen würde. Sie hatten im Lauf ihres Berufslebens weit mehr mitgekriegt als hübsche Gesichter.
    Er hatte nicht vor zu reden, also schwenkte ich die MP ein Stückchen weiter. Einer seiner Aufpasser sprach für ihn, vielleicht für sie alle.
    »Scotty wohnt in Norwood, in der Nähe des Crystal Palace.«
    »Ich brauche eine Adresse.«
    Er sagte sie mir. »Aber er ist seit einer Weile nicht mehr hier gewesen. Ich hab ihn auch sonst nirgendwo gesehen.«
    »Glauben Sie, er hat einen Job?«
    Der Gorilla zuckte mit den Schultern.
    »Okay«, sagte ich, »tut mir leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet haben sollte.« Ich fing an, mich rückwärts zur Tür zu bewegen. Bel war mir schon vorausgegangen. »Jetzt will ich Sie nicht mehr von Ihrem Gewichtszunahme-Programm abhalten. Sieht so aus, als wären dem einen oder anderen von Ihnen ein, zwei Pfund in die Unterhose gegangen.« Ich sah Chuck noch einmal an und schwenkte die MP ein letztes Mal. »Das hier nennt man ›Söldners Lebensversicherung‹.«
    Dann waren wir weg.
     
    Das Taxi brachte uns auf die Südseite des Flusses.
    Bel sagte, sie fühle sich durch die Aufregung im Fitnessstudio und durch unseren kurzen Sprint zur Ampel, wo ein Taxi gerade seinen Fahrgast abgesetzt hatte, wie betrunken. Ich wollte nicht darüber reden, nicht in einem Taxi, also wartete sie, bis wir ausgestiegen waren. Wir standen auf der Church Road, einer belebten zweispurigen Straße, die von großen freistehenden Häusern gesäumt wurde. Das musste früher mal eine schicke Gegend gewesen sein, aber die meisten Gebäude sahen inzwischen mehr oder weniger verwahrlost aus. Das Haus, vor dem wir standen, fiel eindeutig in die erste Kategorie. Es war eine riesige Monstrosität voller Winkel, Giebel und Fenster, wo man sie am wenigsten erwartet hätte. Der Anstrich wirkte verblasst und teilweise abgeblättert, und manche Fenster waren anstelle von Gardinen mit Decken verhängt oder mit Brettern vernagelt. Das sogar noch größere Haus daneben hatte einen Anbau bekommen und war zu einem Hotel umfunktioniert worden.
    Bel sah nicht das Haus, sondern mich an und wartete darauf, dass ich etwas sagte.
    »Ich hätte sie nicht benutzt«, sagte ich also.
    »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht.«
    Sie brach in ein nervöses Lachen aus. »Was die für Gesichter gemacht haben!« Es war ein Lachen von der Art, die leicht in ein Schluchzen übergehen kann. »Ich hatte eine Heidenangst, Michael, und dabei stand ich hinter der verdammten Knarre!«
    Eine ältere Dame zog ihr Einkaufswägelchen an uns vorbei. Sie grüßte uns mit einem Lächeln, wie das manche alten Leute so tun.
    »Red leise«, ermahnte ich sie. Bel verstand sofort.
    »Tut mir leid.«
    »Schau, Bel, ich möchte keinen Augenblick länger als unbedingt nötig in London bleiben. Deswegen habe ich das Schießeisen gezogen. Ich kann’s mir nicht leisten, immer nur höflich und freundlich zu sein und auf Antworten zu warten. Ich brauche sie sofort .«
    Sie nickte. »Kapiert.« Sie wandte sich endlich zum Haus. »Gott, ist das hässlich.«
    »Machen wir’s kurz und schmerzlos«, sagte ich und ging auf den Eingang zu.
    Der weitläufige Vorgarten war

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