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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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irgendwann zubetoniert worden, aber Gras und Unkraut bahnten sich inzwischen ihren Weg nach oben. Durch die Betonfläche verliefen, zweifellos von den Wurzeln der umstehenden alten Bäume verursacht, große Risse und Falten. Auf dem welligen Beton stand ein von einer schwarzen Plane bedecktes Auto, auf dem sich Blätter, Moos und allerlei Abfälle angesammelt hatten. Das Auto lag so tief, dass es entweder vier Platten oder gar keine Reifen mehr hatte. Dahinter führten ein Dutzend Stufen hinauf zur am unteren Rand morschen Haustür. Neben der Tür befand sich eine Gegensprechanlage mit Klingelknöpfen für acht Wohnungen. Lediglich drei von ihnen waren mit Namen versehen. Keiner davon lautete »Shattuck«. Ich drückte trotzdem auf einen. Keine Reaktion. Ich drückte auf einen anderen, dann wieder auf einen anderen. Immer noch nichts. Bel legte die Hand an die Tür und drückte ganz sacht dagegen. Sie schwang nach innen auf.
    »Sollen wir?«, fragte sie.
    Im Hausflur lag viel Post herum, außerdem allerlei Abfälle, die im Lauf der Zeit hereingeweht worden waren, und ein unordentlicher, schimmelnder Stapel Gratiszeitungen. An der Wand lehnte ein Fahrradrahmen. Räder waren weit und breit keine zu sehen.
    Ein paar Briefe lagen auf einem umgedrehten Karton, die meisten davon an Scotty Shattuck adressiert, und bei einigen stand auch seine Wohnungsnummer: 5. Ich sah mir die Poststempel an. Sie waren schon fast eine Woche alt.
    »Sieht nicht gut aus«, sagte ich.
    Während wir die knarrende Treppe hinaufstiegen, war aus den anderen Wohnungen nichts zu hören, und wir begegneten auch keiner Menschenseele. Wohnung 5 lag im dritten Stock, also eigentlich fast unter dem Dach, aber trotzdem wand sich die Treppe weiter nach oben. Die Tür sah relativ neu und billig aus, ein Holzrahmen mit einer dünnen Verkleidung, dazu ein einziges Yale-Schloss. Die Tür hatte weder einen Knauf noch ein Namensschild. Am Türpfosten waren auf Höhe des Schlosses Kratzer zu sehen.
    »Sieht so aus, als hätte jemand die alte Tür eingetreten.«
    »Vielleicht hatte er sich ausgesperrt.«
    »Vielleicht. Daraufhin hat er sich diese neue einbauen lassen, aber zu anständigen Schlössern hat’s bislang nicht gereicht.«
    »Umso besser«, meinte Bel. Sie zog ein kleines Werkzeugtäschchen hervor. »Das hab ich mitgenommen, ich dachte, es könnte vielleicht von Nutzen sein.«
    Sie nahm sich das Yale vor. Sie brauchte weniger als eine Minute, um es zu öffnen. Nicht übermäßig schnell, aber immerhin leiser als ein Feuerstoß aus der MP5.
    »Wusste ich doch, dass ich meine Gründe hatte, dich dabeihaben zu wollen«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Mein Dad hat’s mir vor Jahren beigebracht. Wir hatten damals einen einzigen Haustürschlüssel. Er meinte, auf die Art könnte er sich die Ausgabe für einen Zweitschlüssel sparen.«
    »Das klingt allerdings echt nach Max.«
    Bel steckte ihren Dietrichsatz wieder ein, und wir betraten Scotty Shattucks Wohnung. Man sah sofort, dass er schon seit einer Weile nicht mehr da gewesen war. Die Räume fühlten sich unbewohnt an. Es war eine Junggesellenbude, schmuddelig, voller Nacktmagazine, Bierdosen und leerer Essensbehälter von indischen Imbissen. Der Sessel stand um einen Fußschemel von TV- und Videogerät entfernt. Die Bettlaken im einzigen Schlafzimmer wirkten verdreckt. Hier stellten die Illus eine Mischung aus mittelmäßigem Porno und Spezialmagazinen für Waffensammler und -benutzer dar. Einige leere Patronenhülsen standen aufgereiht neben ein paar Nippesfiguren auf dem Kaminsims. An der Decke über dem Bett waren Spiegelkacheln angebracht.
    »Würg«, sagte Bel.
    Das Zimmer war dunkel. Große Korkplatten bedeckten die Wände, an die Shattuck Bilder aus seiner Illustriertensammlung gepinnt hatte. Frauen und Schusswaffen. Manchmal waren die Waffen sorgfältig ausgeschnitten und auf die Frauen geklebt, so dass es aussah, als ob die nackten Modelle sie tragen würden.
    »Würg«, sagte Bel noch einmal.
    Ich fing an, Schubladen aufzuziehen. Wonach suchte ich? Ich nahm nicht an, dass ich eine Nachsendeadresse finden würde, aber irgendetwas würde ich vielleicht doch finden. Und wenn ich es fand, würde ich es schon erkennen.
    Was ich fand, waren Päckchen von Fotos. Ich setzte mich aufs Bett und sah sie durch. Es waren größtenteils Aufnahmen von Scotty und seinen Kameraden bei Kampfeinsätzen: zuerst, wie ich annahm, auf den Falklands, dann möglicherweise in Jugoslawien. Die Soldaten waren in voller

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