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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Montur, aber man sah, dass Scotty auf den Falklands noch reguläres Armeemitglied, zur Zeit von Sarajevo aber Söldner gewesen war. Auf den späteren Fotos trug er einen Kampfanzug mit Tarnflecken, aber keinerlei Abzeichen. Seine lächelnden Kameraden sahen genau wie die Sorte Leute aus, mit denen man gern Geschäfte machen würde. Sie trugen mit Vorliebe grüne Unterhemden, die Bizepse, Trizepse und schwellende Brustmuskeln gut zur Geltung brachten. Aber tatsächlich befanden sich die meisten von ihnen schon auf dem absteigenden Ast, hatten Bierbäuche und schlaffe, fleischige Gesichter. Ihnen fehlte dieser stumpf-disziplinierte Ausdruck, den man von regulären Berufssoldaten kennt.
    Ich wusste durch Max’ Beschreibung, wie Scotty aussah. Ich wusste es auch, weil er auf ein paar Fotos allein zu sehen war. Er trug Zivil und wirkte entspannt. Diese Fotos waren teils am Meer, teils in einem Park aufgenommen worden. Wahrscheinlich hatte eine Freundin hinter der Kamera gestanden. Scotty spannte für sie die Muskeln an, zeigte sich von seiner besten Seite. Bel betrachtete ihn kurz.
    »Würg«, sagte sie.
    Dabei sah er gar nicht so übel aus. Er trug einen langen, hängenden Schnurrbart, den Max nicht erwähnt hatte, der also vermutlich inzwischen abrasiert worden war. Er hatte einen kantigen Unterkiefer und welliges Haar, war vielleicht nicht direkt als vierschrötig zu bezeichnen, aber mit Sicherheit nicht lang genug für seine Breite. Ich steckte ein Foto ein - es stellte Shattuck mit irgendeiner Freundin dar - und legte den Rest in die Schublade zurück.
    »Was gefunden?«, fragte ich Bel, die sich in der Zwischenzeit allein umgesehen hatte.
    »Nichts.«
    Draußen kreischten die Reifen eines bremsenden Autos. Kein seltenes Geräusch in London, aber ich ging trotzdem ans Fenster und spähte hinaus. Ein Auto hatte vor dem Haus gehalten. Es war ein alter Jaguar mit violetter Lackierung. Der Fahrer trug noch immer das ärmellose Trainingsshirt. Neben ihm saß noch jemand, und Chuck kochte im Fond vor Wut.
    »Zeit zu verschwinden«, sagte ich zu Bel. Sie trödelte nicht. Ich hatte vorhin im Erdgeschoss eine Hintertür gesehen und hoffte jetzt einfach, wir würden sie rechtzeitig erreichen. Während wir hinunterstiegen, zog ich die MP5 heraus, hielt sie aber unter meinem Mantel versteckt. Entweder waren Chuck und seine Männer so wütend darüber, wie ich sie behandelt hatte, dass ihr verletzter Stolz sie gezwungen hatte, uns zu folgen - oder aber sie handelten wohlüberlegt. Im letzteren Fall hätten sie bestimmt Schießeisen dabeigehabt. Im ersteren hätte ich mit einer Tracht Prügel rechnen müssen.
    Und dabei hatte ich immer versucht, einen großen Bogen um Kontaktsportarten zu machen.
    Wir hatten Glück. Sie blieben im Wagen sitzen und warteten darauf, dass wir rauskämen. Die Hintertür war lediglich oben und unten verriegelt und ließ sich leicht öffnen. Ich zog sie auf, und wir fanden uns in einem Garten wieder, der so zugewuchert war, dass er kaum noch diesen Namen verdiente. Wir kämpften uns bis zum Seitenzaun durch, kletterten darüber und standen auf dem rückwärtigen Parkplatz des Hotels. Beim Rüberkraxeln bohrte sich mir die MP5 in die Eingeweide. Ich vergewisserte mich, dass sie tatsächlich noch gesichert war.
    Vom Parkplatz aus stiegen wir über ein niedriges Backsteinmäuerchen auf ein unbebautes Grundstück. Als wir es durchquert hatten, kamen wir an einer öffentlichen Toilette vorbei auf eine ganz andere, von Passanten und Fahrzeugen wimmelnde Straße. Ein Bus war gerade an seiner Haltestelle vorgefahren, und wir sprangen auf. Wir wussten nicht, wohin er fuhr, und der Fahrer, der darauf wartete, unser Geld zu sehen, schien nicht vorzuhaben, es uns zu verraten, also holte ich einfach ein paar Münzen aus der Tasche.
    »Zweimal Endstation«, sagte ich.
    Dann kletterten wir aufs Oberdeck und nahmen die leere hintere Sitzbank in Beschlag. Ein violetter Jaguar wäre nicht zu übersehen gewesen, wenn er versucht hätte, uns zu folgen, aber er tat’s nicht.
    »Was glaubst du, wie lang die da noch warten werden?«, fragte Bel.
    Ich sagte ihr, das sei mir so was von egal …
     
    Zu guter Letzt fuhren wir mit dem Zug über die Themse zurück und vom Bahnhof aus mit dem Taxi zu unserem Hotel. Die Frau an der Rezeption hatte eine Nachricht für mich, zwei Telefonnummern und die dazugehörigen Adressen. Wie ich bereits wusste, besaß Scotty Shattuck keinen Telefonanschluss. Jetzt hatte ich aber die Nummern

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