Bis aufs Blut - Thriller
öffnete. Ein, zwei Sekunden lang würde er dazwischen eingeschlossen sein. Hoffer würde ihn abknallen und dabei in aller Ruhe seine Sauce weiterlöffeln können - ganz wie in einer Szene aus dem Paten .
»Wenig los heute Abend«, sagte er zu dem jungen Kellner.
»Das ist unter der Woche immer so, Sir.«
Nach dem Essen genehmigte er sich ein paar Drinks in einer, wie’s aussah, irischen Bar - kein einziges farbiges Gesicht zu sehen. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift »Kein Zutritt für Fahrende«. Er wäre fast nicht hineingegangen, aber der Barkeeper erklärte ihm, dass damit keine Touristen, sondern fahrendes Volk, Zigeuner, gemeint seien. Über das Missverständnis schütteten sie sich beide schier aus vor Lachen.
Er nahm ein Taxi und ließ sich zu Capaldis Haus, dann aber, ohne anzuhalten, daran vorbeifahren. Wenn er es sich recht überlegte, würde Capaldi inzwischen längst verschwunden sein und vermutlich nicht wieder zurückkommen, bis sich die Aufregung gelegt hätte. Vielleicht würde er überhaupt nicht wieder zurückkommen. Entweder er redete mit Hoffer, und dann würde ihn der D-Man töten, oder er hielt den Mund, und dann hätte ihn vielleicht Hoffer getötet. Wär kein so tolles Leben gewesen, oder?
»Piccadilly Circus, bitte«, sagte Hoffer zum Fahrer.
»Sie sind der Boss.«
Blöd, dass sie unterbrochen worden waren. Jetzt wusste Hoffer lediglich, dass der D-Man nach dem Mord in der Stadt geblieben war, anstatt, wie zu erwarten gewesen wäre, zu verschwinden. Warum? Das war die Frage. Was hielt ihn noch hier?
Der Tipp, es musste der Tipp sein, den die Polizei bekommen hatte. Der Killer war wütend darüber, und vielleicht wollte er was in der Sache unternehmen. Er würde seine Auftraggeber aufspüren. Er würde herauszufinden versuchen, wer ihm die Falle gestellt hatte.
»Verdammt«, sagte Hoffer sich. Wenn das so weiterging, bestand selbst in einer Zehnmillionenstadt eine gute Chance, dass sie sich früher oder später über den Weg liefen.
Er verbrachte den Rest der Fahrt damit, sich zu fragen, wie seine ersten Worte lauten würden.
12
Bel und ich saßen herum und warteten darauf, Joe Draper sprechen zu können. Seine Produktionsfirma hatte ihre Räume im obersten Geschoss eines Hauses in der Nähe von Harrods. Wir waren extra früh losgefahren, damit Bel Gelegenheit zu einem Schaufensterbummel hätte. Ich bot ihr an, ihr alles zu kaufen, was sie wollte, aber sie schüttelte den Kopf, selbst dann noch, als ich sagte, ich würde es ihr vom Honorar abziehen.
Wir waren auch nicht lang im Kaufhaus geblieben. Nach einer Weile hatte man ihr angesehen, dass das Ganze sie ein wenig anwiderte. Als wir zu Draper Productions geschlendert waren, hatte sie sich bei mir untergehakt.
»Entspann dich«, hatte sie zu mir gesagt.
Wir hatten die letzte Nacht miteinander im Bett verbracht. Bel hatte mich über mein Leben ausgefragt, und ich hatte mir überlegt, was ich darauf antworten sollte. Eine Zeit lang hatte ich sie mit Gesprächen über Waffen ablenken können. Sie wusste eine Menge über Waffen und Munition, aber das hieß nicht, dass sie sie mochte. Sie hatte eine Heidenangst davor.
Jetzt saßen wir in Drapers Vorzimmer und gaben uns für CID-Beamte aus. Wir trugen exakt dieselben Sachen wie am Vortag, bis hin zu den schwarzen Lederhandschuhen. So hinterließen wir nirgendwo Fingerabdrücke. Bel blätterte in einer Filmzeitschrift, während ich mir den Teletext ansah. Im Empfangszimmer waren drei kleinere Fernsehgeräte aufgestellt, die alle mit heruntergedrehtem Ton liefen. Eines zeigte eine Endlosmontage von Ausschnitten jüngerer Draper-Produktionen. Die Sekretärin leitete fortwährend Anrufe an Drapers Assistentin weiter.
»Das geht auf meine Kappe«, sagte ich. Bel sah von ihrer Zeitschrift auf. Im Teletext liefen gerade Nachrichten: Zwei osteuropäische Staaten standen kurz davor, ihre gemeinsame Grenze zu schließen. Zwischen den zwei Nachbarn hatten seit dem Zerfall der Sowjetunion große Spannungen geherrscht, aber durch einen mutmaßlichen Attentatsversuch auf einen in London akkreditierten Diplomaten hatte sich vor wenigen Tagen die Lage zugespitzt.
»Vielleicht solltest du da was unternehmen«, flüsterte sie. Das Flüstern war überflüssig, da die Sekretärin jetzt Kopfhörer trug und irgendetwas vom Band abzutippen begann.
»Was zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht, ein Bekennerschreiben schicken oder so, erklären, dass der Diplomat gar nicht deine
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