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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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marschierte sie los und zog es durch. Sie stand am Ruder, nicht ich. Ich saß irgendwo im Stauraum, bloße Fracht. Ich bekam kaum etwas mit.«
    »Und was war das für ein Kurs, den sie eingeschlagen hatte?«
    Er seufzte. »Wahrscheinlich wird nichts mehr daraus werden.«
    »Wir haben uns mit Ms. Ricks’ Anwalt unterhalten, einem Mr. Johns. Er sagte was von Sekten...?«
    Draper nickte. »Prendergasts Tochter war über ein Jahr lang in einer Sekte. Am Ende hat Prendergast ein regelrechtes Kommandounternehmen durchgezogen, um sie da rauszuholen. Das war vor ein paar Jahren, hat damals Schlagzeilen gemacht. Die Tochter ist mittlerweile soweit wieder in Ordnung; wir wollten eigentlich sie für den Film, aber ihre Mutter sagte Nein, wenn wir mit jemandem sprechen wollten, dann würde sie diejenige sein. Vereinbart hatte Lainie das Treffen zum Teil, um Prendergasts Story zu bekommen, zum anderen Teil aber, um sie nach Möglichkeit umzustimmen. Wir dachten, wenn Prendergast erst Lainie kennengelernt hätte, würde sie vielleicht ein bisschen auftauen.«
    »Sollte es also ein Film über Prendergasts Tochter werden?«
    »Gott, nein, sie war bloß ein Satz, ein Nebensatz in einem ganzen Buch. Nein, Lainie hatte sich die Sekte selbst vorgenommen.«
    »Welche Sekte?«
    »Die ›Disciples of Love‹. Klingt wie eine Band aus den Sechzigern, oder?«
    »Wie sollte der Dokumentarfilm... aufgezogen werden?«
    »Es war im Wesentlichen als Analyse der Funktionsweise der Gruppe konzipiert. Die haben einen dieser charismatischen Führer, Sie wissen schon, wie in Waco oder bei den Children of God. Aber die meisten Sekten haben es zunächst einmal auf den Geldbeutel ihrer Jünger abgesehen und erst in zweiter Linie auf deren Seele, und die ›Jünger der Liebe‹ sind nicht so. Sie nehmen arme Leute auf.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Tja, sie verraten nicht, wie sie sich finanzieren. Lainie schätzte, dass es jährlich Tausende, vielleicht sogar Hunderttausende kosten müsste, den Betrieb am Laufen zu halten, und ihre Gesamteinkünfte können nicht einmal die Hälfte davon ausmachen. Wo kommt das Geld also her?«
    »Hatte sie versucht, die Sekte selbst zu fragen?«
    »Zu sagen, dass die Leute mauerten, wäre die größte Untertreibung des Jahrhunderts. Sie setzte ein paar Finanz-Cracks auf die Sache an. Wir haben eine Rechnung von denen bekommen, die unserem Budget fast den Todesstoß versetzt hat, aber rausgekommen ist dabei nichts.«
    »Verfügen Sie hier über irgendwelche Unterlagen zu dem Projekt? Ich meine, etwas, das ich mitnehmen könnte?«
    »Sicher, ich habe ein paar Exemplare der Bibel da.«
    »Bibel?«
    Er lächelte wieder. »Das ist unsere Arbeitsvorlage, ein möglichst detaillierter Entwurf dessen, wie der Dokumentarfilm später aussehen soll. Wir benutzen es, um das Interesse potenzieller Geldgeber zu gewinnen.« Er öffnete einen Schrank. Er war voll von dicken Aktenordnern und ganzen Stößen von beschriebenem Papier, Skripts und so weiter. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er gefunden hatte, wonach er suchte.
    »Bitte schön, für jeden eine.«
    Die »Bibel« hatte eine Spiralbindung und einen laminierten Pappumschlag. In den Umschlag waren Fenster geschnitten, durch die man den Namen des Projekts, Drapers und Ricks’ Namen und ein paar andere Daten sehen konnte.
    Das Projekt hieß einfach Jünger der Liebe - aber mit einem Fragezeichen.
    »Ich danke Ihnen sehr, Mr. Draper. Ich werde dafür sorgen, dass Sie die zurückbekommen.«
    Er zuckte die Achseln. »Behalten Sie sie ruhig. Ohne Eleanor Ricks ist die Sache sowieso gestorben.«
    »Nur noch eins - gab es eine bestimmte Farbe, die sie am liebsten trug?«
    Die Frage brachte ihn aus dem Konzept, also lächelte ich beruhigend. »Wir fragen uns noch immer, ob der Killer sie nicht möglicherweise für Mrs. Prendergast gehalten hat.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen: Lainie könnte so angezogen gewesen sein, wie man es normalerweise bei Prendergast sieht.« Er nickte vor sich hin. »Also, eines weiß ich, sie fühlte sich gern in ihre Interviewpartner ein, und das konnte manchmal bedeuten, sich wie sie zu kleiden. Was Lieblingsfarben anbelangt...« Er schüttelte den Kopf. »Das Beste, was ich Ihnen bieten kann, ist: leuchtende Farben - Rot-, Blau-, Gelbtöne. Primärfarben.«
    Ich nickte. Man hatte mir gesagt, ich solle nach Gelb und Blau Ausschau halten. Ich fixierte Draper, versuchte, etwas in seinen Augen zu erkennen, irgendeine Andeutung von Schuld. Aber wo wäre sein

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