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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Motiv gewesen? Nein, da war nichts.
    »Wie steht’s mit Mrs. Prendergast?«, fragte Bel plötzlich.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Draper zurück.
    »Sie ist eine Person des öffentlichen Lebens und eine taffe Frau, außerdem hat sie ein persönliches Interesse an der Sekte.« Draper konnte ihr noch immer nicht folgen. »Vielleicht ließe sie sich überreden, dort weiterzumachen, wo Ms. Ricks abbrechen musste.«
    Draper sprang auf. Ich dachte schon, er würde eine Flanke über den Schreibtisch machen, aber er beugte sich lediglich darüber, hin zu Bel.
    »Genial!«, kreischte er. »Das ist absolut genial!« Er schlug mit beiden Händen auf die Schreibtischplatte und schüttelte den Kopf wie ein Verrückter, befand sich irgendwo im Niemandsland zwischen Lachen und Weinen. »Das ist einfach so genial... Warum bin ich bloß nicht selbst darauf gekommen?«
    Der Blick, den Bel mir zuwarf, bestätigte meinen Eindruck, dass sie dies für eine tautologische Fragestellung hielt. Draper hatte es jetzt furchtbar eilig, uns loszuwerden, bemühte sich dabei aber, höflich zu bleiben. Er hatte Bel eine Hand auf die Schulter und mir eine auf den Rücken gelegt und bat sie, darüber nachzudenken, ob sie nicht doch die Moderation seiner Dokuserie übernehmen wolle.
    »In Ordnung«, sagte sie, »ich werde darüber nachdenken.«
    »Das wäre ein großer Verlust für die Truppe«, sagte ich zu ihr beim Hinausgehen.
    Draußen steuerte ich den ersten Zeitungskiosk an, den ich sah, und kaufte mehrere Tagesblätter. Ich wollte mehr über die Schießerei in Tottenham erfahren. Ich nahm nicht an, dass Harry geplaudert hatte, aber wie sicher konnte ich mir da sein? Ohne eine Fahrt nach Tottenham, lautete die Antwort, konnte ich es nicht.
     
    Ich sagte Bel, dass sie ein bisschen Zeit für sich haben solle, und schaffte es, ihr fünfzig Pfund aufzudrängen, ein Betrag, der in Knightsbridge ziemlich genau für ein passables Mittagessen reichen würde. Dann fuhr ich nach Norden. Ich wusste, dass das eine der größten Dummheiten war, die ich je gemacht hatte, aber ich konnte sie mir einfach nicht ausreden. Eins war sicher: Wenn ich Hoffer treffen sollte, durfte Bel unter keinen Umständen dabei sein. Mochte sie auch meine beste Tarnung sein - ich hatte versprochen, sie nicht in Gefahr zu bringen.
    Bevor wir uns trennten, wollte sie noch, dass ich einen Anruf erledigte. Anschließend, sagte ich, würden wir uns im Hotel sehen. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, und ich legte ihr einen Finger ans Kinn. Sie bat mich nicht, vorsichtig zu sein, aber ich wusste, dass sie das dachte.
    Auf dem Weg nach Tottenham ertappte ich mich dabei, dass ich etwas tat, was ich sonst niemals tue. Ich dachte über die Vergangenheit nach. Nicht die ferne Vergangenheit, mit der habe ich keine Probleme, sondern die jüngere, und mein Leben als Berufskiller. Aber was hätte ich mit meinem Leben auch sonst anfangen können? Für Bürojobs hatte ich noch nie was übriggehabt, und die Army wollte mich auch nicht. Als Teenager kam ich in der Schule gut mit, langweilte mich aber leicht, und es frustrierte mich, weder Rugby noch Fußball spielen zu dürfen. Manchmal versuchte ich trotzdem mitzumachen, aber die anderen Jungs wussten über mich Bescheid und gingen mir aus dem Weg. Das war vermutlich freundlich gemeint, aber ich empfand das damals nicht so. Ich spürte lediglich, dass ich anders war. Ich begann, immer mehr Zeit auf dem Schießstand zu verbringen, und entwickelte mit der Zeit eine brauchbare Fertigkeit.
    Darauf gebracht hatte mich mein Vater, trotz der Bedenken meiner Mutter. Er war selbst ein hervorragender Schütze. Er ließ mich mit Luftpistolen und Luftgewehren anfangen, dann gingen wir zu echten Schusswaffen über, zunächst Kleinkaliber. Komisch, sich vorzustellen, dass diese »Vater-Sohn-Nachmittage« mich letztlich zu dem gemacht hatten, was ich war: einem Auftragsmörder, der jetzt über seine Opfer nachdachte.
    Gewissensbisse hatte ich eigentlich nie gehabt. Wie ich zu sagen pflege: Bluten tut jeder. Aber dann hatte ich ein Ziel verfehlt und ein unschuldiges Mädchen getötet. Da war das Gerücht entstanden, ich wäre am Ende. Ich hatte um das Mädchen geweint. Ich hatte auf den Bahamas an einem Hotel-Swimmingpool gesessen und die ganze Szene noch einmal im Kopf durchgespielt, immer und immer wieder: die New Yorker Kälte, diese vereiste Stufe, dieser einzige Ausrutscher …
    Man nannte mich den »Demolition Man«, aber das Einzige, was ich jemals

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