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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dann Sportkommentator gewesen und jetzt TV-Moderator. Hoffer hatte ein paar Fragen für den Soccer-Spieler auf Lager, wie zum Beispiel, ob sich nach einem Match jemand zu ihm unter die Dusche traute, aber er würde vielleicht einen Verbündeten vor der Kamera brauchen, also erzählte er dem Typen stattdessen, dass jede Menge amerikanische Football- und Baseballmachos ebenfalls Schwuchteln seien.
    Dann gingen sie ins Aufnahmestudio. Das Publikum bestand aus Frauen, die um vier Uhr nachmittags eigentlich Besseres zu tun hätten haben sollen. Jimmy Bridger verspätete sich, und zwar so sehr, dass Hoffer, dem es schon eng zu werden begann, mit dem Gedanken spielte, sich umzusetzen. Bridgers Sessel war eine ausladende schwammweiche Angelegenheit voller Kurven und Kanten. Er stand leer da, während der Produzent der Show das Publikum aufwärmte. Er erzählte ein paar Gags, ließ die Leute aufs Stichwort klatschen und so weiter. Das Fernsehen war auf der ganzen Welt das Gleiche, ein beschissenes Irrenhaus. Manchmal schwer zu erkennen, wer die Wärter waren.
    Auch Jimmy Bridger sah wie ein Irrer aus. Er hatte eine gigantische wellige Haarkonstruktion auf dem Kopf, die wie ein besonders extravagantes Softeis wirkte, und sein Jackett war so schrill, dass es eine Störung der öffentlichen Ordnung darstellte. Sein Auftritt wurde von einem - zum Teil sogar spontanen - tosenden Applaus begleitet. Hoffer wusste, dass Gastgeber von Talkshows sich normalerweise gern vorab mit ihren Gästen unterhielten, um Grundregeln festzulegen, abzuklären, was für Fragen vielleicht nicht willkommen sein würden und Ähnliches mehr. Dass Bridger so spät kam, bewies entweder ein Übermaß an Selbstvertrauen oder eine an Verachtung grenzende Geringschätzung seiner Gäste, was mehr oder weniger auf das Gleiche hinauslief. Bevor die Aufzeichnung begann, gab er jedem Gast die Hand, entschuldigte sich für sein Zuspätkommen mit irgendeiner Story, aber man sah ihm an, dass es ihm in allererster Linie um sein Publikum ging. Er liebte es einfach. Er küsste ein paar Omis in der ersten Reihe ab. Hoffer hoffte, dass genügend Bahren für die zu erwartenden Herzinfarkte bereitstanden.
    Endlich ging’s los. Wie Hoffer gehofft hatte, wandte sich Bridger als Erstes an ihn.
    »Also, Mr. Hoffer, was tut einer der härtesten Privatdetektive New Yorks hier in England?«
    Hoffer setzte sich um und beugte sich zu Bridger vor. »Nun, Sir, ich fürchte, Sie verwechseln mich mit dem Gentleman neben mir. Sie müssen wissen, ich bin der schwule Footballspieler.«
    Bridger warf seinem Produzenten einen verzweifelten Blick zu, und der Produzent schüttelte wütend den Kopf. Dann fing sich Bridger aber und brach in Gelächter aus; sämtliche Omis stimmten mit ein. Sie waren so aus dem Häuschen, dass sie selbst während einer dreifachen Bypassoperation Tränen gelacht hätten. Von da an ging’s mit dem Interview bergab. Sie würden es für die morgige Übertragung wahrscheinlich auf ein paar Minuten zusammenschneiden.
    Anschließend hatte Hoffer keine Lust, Bridger über den Weg zu laufen. Nun, das ließ sich leicht vermeiden. Bridger blieb im Studio, um Autogramme zu geben und weitere alte Damen abzuküssen. Hoffer verzog sich schnell ins »Grüne Zimmer«, wie die ihre Hospitality Lounge nannten. Es war ein kahler Raum mit Stühlen an den Wänden, der ein wenig an ein Arztwartezimmer erinnerte. Die Leute, deren Auftritt noch anstand, waren gewissermaßen Patienten, die auf die Resultate ihrer Biopsie warteten, während Bridgers Gäste gerade ihre Entwarnung bekommen hatten. Hoffer schüttete sich zwei Fingerbreit Scotch in den Hals.
    »Ich dachte, der macht sich gleich in die Hose«, sagte der schwule Fußballer zu Hoffers Eröffnungsgag.
    »Dieses Publikum hätte das ebenfalls geschluckt«, sagte Hoffer. »Und ich meine das wörtlich.« Er kippte einen weiteren Scotch, bevor er sich die Produktionsassistentin schnappte.
    »Vergessen Sie das Band«, sagte er zu ihr. »Sie können mich ja damit überraschen, wenn ich in This Is Your Life auftrete. Was ist mit der anderen Sache?«
    »Mandy von der Recherche wartet draußen.«
    »Ausgezeichnet, dann geh ich zu ihr raus.«
    »Gut.« Und du brauchst nicht wiederzukommen, gab ihr Ton zu verstehen. Hoffer warf ihr eine Kusshand zu und ließ der sein berühmtes Zungenflattern folgen. Sie machte ein gebührend unbeeindrucktes Gesicht. Es drohte noch ein ganz ordentlicher Tag zu werden.
    Mandy war schätzungsweise neunzehn,

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