Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
bleiben,
um ihn anzuhören, aber am liebsten hätte ich ihn angeschrien. »Ach ja?«, sagte ich kühl.
»Sie ist dazwischengeraten, als eine Gruppe von gefallenen Engeln gerade einen Nephilim dazu bringen wollte, auf der Herrentoilette in Bo’s Arcade einen Treueschwur zu leisten. Der Nephilim war noch nicht sechzehn, sodass sie ihn nicht zwingen konnten, aber sie hatten Spaß daran, es zu versuchen. Sie haben ihn ziemlich übel zugerichtet und ihm ein paar Rippen gebrochen. Und dann kam Marcie dazu. Sie hatte zu viel getrunken und ist in die falsche Toilette gegangen. Der gefallene Engel, der Wache stand, hat ein Messer gezogen. Sie ist im Krankenhaus, kommt aber bald wieder raus. Fleischwunde.«
Mein Herz machte einen Satz. Es erschreckte mich, dass Marcie verletzt worden war, aber das war das Letzte, was ich Patch gegenüber zugeben würde. Ich verschränkte meine Arme. »Oh je, ist der Nephilim in Ordnung?« Ich erinnerte mich vage, dass Patch mir vor einiger Zeit erklärt hatte, gefallene Engel könnten Nephilim nicht dazu zwingen, ihnen die Treue zu schwören, bevor sie sechzehn waren. Ebenso wenig, wie er mich opfern konnte, um einen menschlichen Körper für sich zu bekommen, bevor ich sechzehn war. Sechzehn war ein dunkles, magisches, entscheidendes Alter in der Welt der Engel und Nephilim.
Patch bedachte mich mit einem Blick, der ein kleines bisschen Abscheu enthielt. »Marcie war vielleicht betrunken, aber es ist möglich, dass sie sich an das erinnert, was sie gesehen hat. Du weiß ja, dass gefallene Engel und Nephilim versuchen, unterhalb des Radars zu bleiben, und jemand wie Marcie mit ihrem großen Mundwerk kann ihre Geheimhaltung gefährden. Das Letzte, was sie wollen, ist, dass sie der Welt verkündet, was sie gesehen hat. Unsere Welt funktioniert entschieden reibungsloser, wenn Menschen nichts von
ihr wissen. Ich kenne die gefallenen Engel, die in die Sache verwickelt sind.« Seine Kinnlade spannte sich an. »Sie werden alles tun, um Marcie zum Schweigen zu bringen.«
Ich fühlte einen Schauer der Angst wegen Marcie, schob sie aber weg. Seit wann interessierte es Patch in irgendeiner Weise, was mit Marcie passierte? Seit wann war er besorgter um sie als um mich? »Ich versuche, mir Sorgen um sie zu machen«, sagte ich, »aber es scheint, als wärst du schon besorgt genug für uns beide.« Ich riss an der Türklinke und öffnete die Tür weit. »Vielleicht solltest du mal nach Marcie sehen und dich davon überzeugen, ob ihre Fleischwunde auch richtig heilt.«
Patch stemmte meine Hand los und schob die Tür mit dem Fuß zu. »Größere Dinge als du und ich und Marcie geschehen hier.« Er zögerte, als hätte er noch mehr zu sagen, schloss aber den Mund im letzten Moment.
»Du, ich und Marcie ? Seit wann hast du angefangen, uns drei in denselben Satz zu stecken? Seit wann bedeutet sie dir irgendwas?«, zischte ich.
Er legte eine Hand in den Nacken und wirkte plötzlich so, als wüsste er, dass er seine Worte sehr sorgfältig wählen sollte, bevor er antwortete.
»Sag mir einfach, was du denkst!«, platzte ich heraus. »Spuck’s aus! Es ist schon schlimm genug, dass ich keine Ahnung habe, was du fühlst, geschweige denn, was du denkst!«
Patch sah sich um, als fragte er sich, ob ich vielleicht mit jemand anderem redete. »Spuck’s aus?«, fragte er in dunklem, ungläubigem Ton. Vielleicht sogar verärgert. »Wonach sieht das denn aus, was ich hier gerade versuche? Wenn du dich mal beruhigen würdest, könnte ich es ja tun. Im Moment wirst du aber einfach nur hysterisch, egal, was ich sage.«
Ich fühlte, wie sich meine Augen verengten. »Ich habe ein
Recht darauf, wütend zu sein. Du willst mir nicht sagen, was du gestern Nacht bei Marcie gemacht hast.«
Patch warf die Arme in die Luft. Jetzt geht das wieder los , sagte die Geste.
»Vor zwei Monaten«, fing ich an und versuchte stolz zu klingen, um zu verbergen, wie meine Stimme zitterte, »haben Vee, meine Mutter – alle – mich gewarnt, dass du die Sorte von Junge bist, die Mädchen nur als Eroberung betrachtet. Sie haben gesagt, ich wäre nur eine weitere Kerbe an deinem Bettpfosten, noch ein dummes Mädchen, das du spaßeshalber verführt hättest. Sie sagten, dass du mich in dem Moment verlassen würdest, wenn ich mich in dich verliebe.« Ich schluckte hart. »Ich muss wissen, dass sie Unrecht hatten.«
Obwohl ich es nicht wollte, erinnerte ich mich sehr deutlich an letzte Nacht. Ich erinnerte mich an die ganze Erniedrigungsszene
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