Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
ist es in der Coldwater High? In Portland hat Scott gerungen. Sein Team hat die letzten drei Landesmeisterschaften gewonnen. Ist das Wrestling Team hier einigermaßen gut? Ich war mir sicher, dass wir schon mal gegen Coldwater gewonnen hatten, aber dann hat mich Scott daran erinnert, dass Coldwater ja C-Klasse ist.«
Ich brauchte eine Weile, um aus meinem Gedankennebel aufzutauchen. Hatten wir überhaupt ein Wrestling-Team?
»Ich habe keine Ahnung von Wrestling«, sagte ich lahm. »Aber die Basketballmannschaft ist mal zu den Landesmeisterschaften gefahren.«
Mrs. Parnell verschluckte sich an ihrem Wein. »Einmal?« Ihr Blick wanderte zwischen mir und meiner Mutter hin und her, eine Erklärung verlangend.
»Es gibt ein Mannschaftsfoto gegenüber vom Empfang«, sagte ich. »So wie das Bild aussieht, ist das mehr als sechzig Jahre her.«
Mrs. Parnells Augen wurden groß. »Sechzig Jahre?« Sie wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Ist mit der Schule irgendetwas nicht in Ordnung? Der Trainer? Der Sportdirektor?«
»Auch egal«, sagte Scott. »Ich nehm mir das Jahr sowieso frei.«
Mrs. Parnell legte ihre Gabel mit einem lauten Klirren ab. »Aber du magst Wrestling doch so gern.«
Scott schaufelte einen weiteren Bissen Lasagne in sich hinein und zuckte gelangweilt die Schultern.
»Und es ist dein letztes Schuljahr.«
»Na und?«, sagte Scott mit vollem Mund.
Mrs. Parnell stellte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. »Mit deinen Noten kommst du nicht aufs College, junger Mann. Deine einzige Hoffnung derzeit ist, dass ein Community College dich noch nimmt.«
»Ich hab sowieso was anderes vor.«
Ihre Augenbrauen schossen nach oben. »Ach ja? Sitzenbleiben vielleicht, so wie letztes Jahr?« Als sie das gesagt hatte, sah ich einen Funken Angst in ihren Augen aufglimmen.
Scott kaute noch zweimal, dann schluckte er hart. »Kannst du mir den Nachtisch mal rübergeben, Blythe?«
Meine Mutter gab Mrs. Parnell die Schüssel mit dem Jell-O, die sie etwas zu vorsichtig vor Scott hinstellte.
»Was war denn letztes Jahr?«, fragte meine Mutter, um das angespannte Schweigen zu brechen.
Mrs. Parnell winkte ab. »Ach, du weißt ja, wie das ist. Scott hatte ein bisschen Ärger, das Übliche. Was man als Mutter eines Jungen im Teenageralter eben so erlebt.« Sie lachte, aber es klang falsch.
»Mom«, sagte Scott in warnendem Ton.
»Du weißt ja, wie Jungen sind«, plapperte Mrs. Parnell weiter und fuchtelte mit ihrer Gabel herum. »Sie denken nicht nach. Sie leben im Augenblick. Sie sind leichtsinnig. Sei froh, dass du eine Tochter hast, Blythe. Oh je. Dieses Knoblauchbrot riecht wirklich köstlich – kann ich ein Stück davon haben?«
»Ich hätte besser nichts gesagt«, murmelte meine Mutter und reichte das Brot hinüber. »Ich kann gar nicht oft genug wiederholen, wie es uns freut, euch wieder zurück in Coldwater zu haben.«
Mrs. Parnell nickte heftig. »Wir sind so froh, heil wieder zurück zu sein.«
Ich hatte aufgehört zu essen, sah zwischen Scott und Mrs. Parnell hin und her und versuchte herauszufinden, was los war. Jungen sind eben Jungen, das konnte ich verstehen. Was ich nicht verstand, war Mrs. Parnells ängstliches Bestehen darauf, dass die Probleme ihres Sohnes in die Kategorie typisch Junge fielen. Und wie Scott jedes ihrer Worte überwachte, trug auch nicht gerade dazu bei, mich zu überzeugen.
Es musste mehr an der Geschichte sein, als sie preisgaben, also presste ich eine Hand aufs Herz und sagte: »Scott, du bist doch nicht etwa nachts herumgelaufen und hast Straßenschilder gestohlen, um sie in deinem Zimmer aufzuhängen, oder?«
Mrs. Parnell brach in echtes, fast erleichtertes Lachen aus. Bingo. Was für Probleme auch immer Scott gehabt hatte, sie waren nicht so harmlos gewesen wie Straßenschilder stehlen. Ich hatte keine fünfzig Dollar, aber ich hätte sie darauf verwettet, dass Scotts Probleme alles andere als normal waren.
»Nun ja«, sagte meine Mutter mit einem Lächeln, das an den Rändern leicht verkniffen aussah, »ich bin sicher, dass das alles vorbei ist. Coldwater ist ein prima Ort für einen Neuanfang. Hast du dich schon für Kurse eingetragen, Scott? Manche sind bald voll, besonders die Abschlusskurse.«
»Abschlusskurse«, wiederholte Scott mit einem amüsierten Schnauben. »Nichts für ungut, aber so hoch hinaus will ich gar nicht. Wie meine Mutter eben« – er griff neben sich und schüttelte ihre Schulter ein bisschen zu rau, als dass es freundlich
Weitere Kostenlose Bücher