Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
Kurzhaarschnitt und viel rosa Make-up folgte ihr.
»Nora, das ist Lynn Parnell«, sagte meine Mutter. »Lynn, das ist Nora.«
»Meine Güte«, sagte Mrs. Parnell und schlug die Hände zusammen. »Sie sieht genauso aus wie du, Blythe. Und sieh sich einer nur diese Beine an! Länger als der Vegas Strip.«
Ich setzte an: »Ich weiß, das ist jetzt unpassend, aber ich fühle mich nicht so gut. Ich glaube, ich geh mich hin…«
Unter dem finsteren Blick, den Mom in meine Richtung schickte, wurde ich still. Aber ich sandte ihr meinen Unfair! -Blick zurück.
»Scott ist wirklich erwachsen geworden, Nora, meinst du nicht?«, sagte sie.
»Gut beobachtet.«
Mom stellte ihre Tüten auf der Theke ab und wandte sich an Scott. »Nora und ich waren heute Morgen ein wenig nostalgisch aufgelegt und haben uns an all die Dinge erinnert, die ihr zwei so gemacht habt. Nora hat mir erzählt, dass du versucht hast, sie dazu zu bringen, Kellerasseln zu essen. «
Bevor Scott dazu kam, sich zu verteidigen, sagte ich: »Er hat sie lebendig unter einer Lupe gebraten, und er hat nicht versucht, mich dazu zu bringen, sie zu essen. Er hat sich auf mich gesetzt und mir die Nase zugehalten, bis ich keine Luft mehr bekam und den Mund aufmachen musste. Dann hat er sie hineingeschnippt.«
Mom und Mrs. Parnell sahen sich kurz an.
»Scott konnte schon immer sehr überzeugend sein«, sagte Mrs. Parnell schnell. »Er kann Leute zu Dingen überreden, die sie sich nie erträumt hätten. Er hat einfach ein Geschick dafür. Mich hat er dazu gebracht, ihm einen 1966er Ford Mustang zu kaufen, in tadellosem Zustand. Natürlich hat er mich in einem guten Moment erwischt, ich fühlte mich so schuldig wegen der Scheidung. Nun ja. Jedenfalls hat Scott bestimmt die besten gebratenen Kellerasseln der ganzen Straße gemacht.« Alle sahen mich beifallheischend an.
Ich konnte nicht glauben, dass sie darüber redeten, als sei das ein ganz normales Gesprächsthema.
»Also«, meldete sich Scott zu Wort und kratzte sich die Brust. Sein Bizeps schwoll an, wenn er das tat, aber das wusste er wahrscheinlich. »Was gibt’s zu essen?«
»Lasagne, Knoblauchbrot und Jell-O-Salat zum Nachtisch«, sagte Mom mit einem Lächeln. »Nora hat den Salat gemacht.«
Das war mir neu. »Hab ich das?«
»Du hast die Gelatine dafür gekauft«, erinnerte sie mich.
»Das zählt nicht.«
»Nora hat den Salat gemacht«, versicherte meine Mutter Scott. »Ich glaube, es ist alles fertig. Wollen wir essen?«
Als wir saßen, nahmen wir uns bei den Händen und Mom segnete das Essen.
»Erzähl mir von den Wohnungen hier in der Nachbarschaft«, sagte Mrs. Parnell, wobei sie die Lasagne schnitt und das erste Stück auf Scotts Teller legte. »Wie hoch ist die Miete denn so für eine mit zwei Bädern und zwei Zimmern?«
»Es kommt darauf an, wie gut renoviert sie sein soll«, antwortete Mom. »Fast alle Häuser auf dieser Seite des Ortes sind vor 1900 gebaut worden, und das merkt man. Als wir frisch verheiratet waren, haben Harrison und ich uns mehrere
günstige Zwei-Zimmer-Wohnungen angesehen, aber irgendein Problem hatten sie alle – Löcher in den Wänden, Probleme mit Schaben oder zu weit vom nächsten Park entfernt. Weil ich schwanger war, beschlossen wir schließlich, dass wir etwas Größeres brauchten. Dieses Haus war seit achtzehn Monaten auf dem Markt, und wir bekamen es zu einem Preis, der fast zu gut war, um wahr zu sein.« Sie sah sich um. »Harrison und ich hatten vor, es irgendwann ganz zu renovieren, aber … nun ja, und dann … wie du weißt …« Sie senkte den Kopf.
Scott räusperte sich. »Das mit deinem Vater tut mir leid, Nora. Ich kann mich noch erinnern, wie mein Vater mich in der Nacht anrief, als es passiert ist. Ich habe ein paar Blocks weiter in einem kleinen Supermarkt gearbeitet. Ich hoffe, sie finden seinen Mörder.«
Ich versuchte, mich zu bedanken, aber die Worte waren in meiner Kehle stecken geblieben. Ich wollte nicht über meinen Vater sprechen. Der Schmerz über meinen Bruch mit Patch war schon schwer genug zu verarbeiten. Wo er jetzt wohl war? Bereute er es? Wusste er, wie sehr ich alles zurücknehmen wollte, was ich gesagt hatte? Ich fragte mich plötzlich, ob er mir gesimst hatte und wünschte, ich hätte mein Handy mit nach unten genommen. Wie viel konnte er überhaupt sagen? Konnten die Erzengel seine SMS lesen? Waren sie eigentlich überall?, fragte ich mich und fühlte mich sehr verwundbar.
»Erzähl mal, Nora«, sagte Mrs. Parnell. »Wie
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